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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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meinte Thezael.
    »Damit rechne ich«, antwortete Nalkaar, »und doch sind wir im Vorteil. Die Klan denken in einfachen Strukturen. Sie sammeln ihre Truppen, bauen ihre Stellungen aus und warten auf den entscheidenden Moment, so wie sie es schon einmal getan haben. Aber wir werden sie mit unserer Drachenarmee überraschen. In der Schlacht am Rayhin rannten wir mit unseren Chimärenkriegern kopflos gegen das Verteidigungsheer der Klan an und verloren. Wir hatten keine Unterstützung aus der Luft. Dieser bevorstehende Kampf jedoch wird anders sein. Erinnert Euch, wie Otevour fiel. Wir hatten geringe Verluste. Das Heer des Fürsten wurde hingegen vollständig aufgerieben. Es gab keine Überlebenden unter den Feinden. Der Magie der Todsänger und Drachen werden die Klan wenig entgegensetzen. Selbst die besten Krieger und dicksten Mauern werden uns nicht aufhalten. Es wird nicht zum Nahkampf kommen. Wir schreiten über sie hinweg und sammeln ihre spärlichen Überreste ein. Und Ihr werdet freudig tanzend die Schatten in ihre Hauptstadt führen und fortan ihr Statthalter sein. Das istes doch, was Ihr wolltet, nicht wahr? Eine späte und gerechte Rache für Eure Vertreibung durch den Regenten.«
    »Sehr wohl, das käme meinen Plänen entgegen«, antwortete Thezael, offensichtlich mit Nalkaars Ausführungen zufrieden, und verneigte sich vor dem Todsänger, »obwohl ich mir für Jafdabh und seine Gattin eine ganz besondere Behandlung vorstelle. Die Flammen der Pein sind nichts dagegen.«
    »Ihr seid sehr grausam für einen Praister. – Madsick«, wandte sich Nalkaar schaudernd an den Flötenspieler, »auf ein Wort unter vier Augen. Ich will mit Euch über meine neueste Komposition sprechen.«
    »Sicher«, nickte Madsick, verabschiedete sich respektvoll von Thezael und folgte Nalkaar, der sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    Der Todsänger und der Flötenspieler liefen schweigend nebeneinander und hingen ihren eigenen Gedanken nach, während sie das Ausmaß der Zerstörung betrachteten. Kein Haus war von den Angriffen verschont geblieben. Wo die Rachuren und Todsänger über Ell wandelten, hinterließen sie verbrannte Erde und Tote. Am Ende des Dorfes angelangt blieb Nalkaar vor einem brennenden Gehöft stehen und wandte sich Madsick zu. Er sah dem Flötenspieler aus der Kapuze heraus in die Augen, die sich unstet hin und her bewegten, als ob sie nach einem Punkt suchten, an dem sie sich festhalten und zur Ruhe kommen durften. »Ein eigenartiger Mann«, dachte Nalkaar, »und gefährlich. Ist er sich seiner Macht bewusst? Ich mag ihn und bin froh, dass er mir aus freien Stücken zur Seite steht, wenngleich ich seine Motive nicht ganz verstehe. Er ist ein Klan. Der Schutz vor den Schatten, den er sich von mir erhofft, kann es nicht alleine sein. Würde er seine Fähigkeiten ergründen, brauchte er meine Hilfe nicht. Womöglich hat er einfach zu viel Angst, um sich seiner Stärken bewusst zu werden und das Flötenspiel zu seinem Vorteil einzusetzen. Was will er? Wonach sucht er? Worauf wartet er?«
    Madsick gab dem Todsänger Rätsel auf, die er nicht zu lösen vermochte, sosehr er sich auch den Kopf darüber zerbrach. Aber das brauchte ihn nicht weiter zu kümmern. Der Flötenspieler erweckte nicht den Eindruck, als wäre er nicht loyal und wollte Nalkaars Pläne vereiteln. Im Gegenteil, Madsick begegnete ihm stets mit Respekt. Er interessierte sich mit Begeisterung für die Kompositionen des Todsängers und half ihm eifrig dabei, diese fortwährend zu verbessern.
    »Bestimmt ist Euch aufgefallen, dass sich heute wie auch schon in der Vergangenheit einige Klan meinen Gesängen erfolgreich widersetzt haben«, sagte der Todsänger.
    »Das war nicht zu übersehen. Ein alter Mann und ein Säugling, wenn ich mich nicht irre«, bestätigte Madsick. »Grimmgour riss den Mann in Fetzen und die Drachenchimären holten sich den Säugling. Der Widerstand war sinnlos.«
    »Richtig. Dennoch ärgert es mich. Was glaubt Ihr, hat den Klan die Kraft zum Widerstand gegeben? Lag es an unseren Gesängen? Waren sie etwa nicht perfekt?«
    »Ich denke nicht, dass es an der Musik lag, Nalkaar. Die Klänge waren überwältigend. Ihr werdet immer besser. Ich musste mich auf das Flötenspiel konzentrieren, um Euren Verlockungen nicht selbst zu verfallen. Immerhin bin ich Euren Gesang inzwischen gewohnt und weiß mich dagegen zu wappnen, sofern er sich nicht direkt gegen mich richtet.«
    »Interessant. Aber was war dann der Grund? Sie hätten

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