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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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und es schmerzte ihn, dass ihm während des Angriffs einige Seelen entgangen waren.
    »Die Beleidigungen denkt sich Grimmgour nicht selbst aus« , überlegte Nalkaar , »seine Mutter spricht durch ihn. Eines Tages werde ich ihr all die Schmerzen und Erniedrigungen heimzahlen. Ja, eines Tages werde ich um ihre Seele singen, und ich weiß auch schon, wie ich das anstellen werde.«
    »Seid Ihr nicht müde nach den Anstrengungen des Kampfes?«, fragte Nalkaar mit süßlicher Stimme voller Hinterlist, nachdem ihm eine Idee gekommen war, wie er den Rachurenkrieger demütigen könnte.
    Der Todsänger hatte Grimmgour in den letzten Wochen beobachtet. Die andauernde Müdigkeit des Kriegers war auffällig. Die meiste Zeit des Tages und während der Nacht schlief der Anführer der Rachuren und hinterließ den Eindruck, als wache er nur zum Kampf und zum Essen auf. Nalkaar hatte mehr als eine Ahnung, woher die Erschöpfung rührte.
    »Rajurus Unersättlichkeit macht ihn schwach« , dachte er nicht ohne Schadenfreude bei sich, »sie übertreibt es mit ihrer Sucht nach Jugend und Schönheit. Statt sich mit weniger zu begnügen, überfrisst sie sich und versteht es nicht, ihre Opfer zu steuern. Die Seelen entgleiten ihr. Rajuru überanstrengt sich und überträgt ihre Schwäche auf ihren Sohn. Das muss es sein.«
    »Kampf ? Wovon redet Ihr, Stummelzunge? Ihr werdet die Eroberung dieses Dorfes doch nicht mit einem Kampf verwechseln. Das war nichts! Überhaupt nichts! Nachdem wir Krawahta verlassen und die Armee des Fürsten Otevourzerschlagen hatten, gab es keinen nennenswerten Widerstand der Klan mehr. Das feige Pack zieht sich zurück und flieht vor dem Anblick unserer Krieger.«
    »Kommt Euch das nicht bekannt vor?«, warf Nalkaar ein. »Ich glaube beinahe, Ihr verschlaft die wichtigsten Entwicklungen.«
    »Wollt Ihr mich beleidigen, Faulbacke?«, schnauzte Grimmgour ungeduldig.
    »Ihr besitzt offensichtlich kein sehr gutes Gedächtnis«, tadelte Nalkaar den vermeintlichen Verlust an Erinnerungen des Rachuren, »ich rede von der Eroberung der Klanlande vor mehr als fünfundzwanzig Sonnenwenden. Die Klan ließen uns gewähren und bis in ihre Kernlande vordringen. Ungehindert durften wir ihre Städte und Dörfer brandschatzen und plündern. Selbst die Schändung ihrer Frauen und Kinder blieb ungestraft. Zunächst. Doch dann warfen sie alles, was sie hatten, in eine einzige Schlacht. Ihr müsst Euch daran erinnern, Grimmgour. Immerhin haben sie Euch damals an den Ufern des Rayhin übel mitgespielt.«
    »Verdammt …«, schrie Grimmgour, »musstet Ihr mir die Schlacht am Rayhin ins Gedächtnis rufen?
    »Es schadet uns gewiss nicht, wenn wir Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Im Schlaf fällt uns die Erkenntnis nicht zu. Wir sollten denselben Fehler nicht ein zweites Mal machen und die Klan unterschätzen.«
    »Ihr seid ein Nörgler, Eiterbeule. Mutter hätte Euch besser in den Flammen der Pein schmoren lassen. Aber sie hat einen Narren an Euch gefressen. Zu meinem Bedauern. Vielleicht ist es Euer Gesang, der sie immer wieder aufs Neue in Ekstase versetzt. Euer Gestank nach Verwesung kann es jedenfalls nicht sein.«
    »Legt Euch schlafen, Grimmgour«, zuckte Nalkaar resignierend mit den Schultern, »ruht Euch aus und wartet bis zumnächsten Kampf. Ich werde Rajuru rufen und Ihr von Euren Fortschritten berichten.«
    »Tut, was Ihr nicht lassen könnt«, brummte Grimmgour, »und vergesst nicht, Mutter zu sagen, dass Grimmgour sie lieb hat.«
    Nalkaar schüttelte verständnislos den Kopf. Was war aus dem einst wilden Krieger der Rachuren geworden? Er war ohne jeden Zweifel nach wie vor gefährlich und unberechenbar. Wehe, wenn er für den Kampf losgelassen wurde! Und selbst der Todsänger, der den Umgang mit Grimmgour seit vielen Sonnenwenden gewohnt war, musste sich vor den Rachegelüsten und Wutausbrüchen des Rachuren hüten. War die Abhängigkeit des Kriegswerkzeugs der Rachurenhexe schon schlimm genug, so stimmte dieses Bild einer Trauergestalt den Todsänger nachdenklich.
    »Sie hat ein Muttersöhnchen aus ihm gemacht«, ging es ihm durch den Kopf, » ich hätte niemals angenommen, dass es so weit kommen könnte. Aber sie scheint die Worte ihres liebenden Sohnes zu brauchen. Eitle alte Hexe.«
    Natürlich würde Nalkaar der Herrscherin in seinem nächsten Lagebericht von den Zuneigungsbekundungen ihres Sohnes berichten. Immerhin würde die Nachricht ihre Stimmung heben. Sie würde ihm wohlgesinnt begegnen und ihn ob seiner

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