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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Werk vollendet, stürzten sich die geduldig wartenden Drachenchimären auf die zerstückelten Fleisch- und Knochenreste und fraßen sich satt. Was sie nicht verschlangen, verbrannten sie.

    Nalkaar war satt. Aufrecht und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht schritt er wie ein Dirigent durch die Ruinen des Dorfes. Ihm folgten einige Todsänger nach, die noch immer hungrig Ausschau nach verirrten Seelen hielten. Vielleicht hatten sie Glück und ein Opfer hatte den Angriff der Chimären überlebt. Aber sie fanden keine lebende Seele mehr.Lediglich schwarz verkohlte Balken und vom Feuer bis zur Unkenntlichkeit verbrannte, in ihrer Form grotesk verkrümmte Leichen, so weit das Auge reichte. Die Schatten hatten Einzug in das Dorf Moyin gehalten und Nalkaar persönlich hatte sie dorthin geführt. Er und nicht Grimmgour war es, der den neuerlichen Ansturm gegen die Nno-bei-Klan insgeheim anführte. Grimmgour war nicht mehr als ein vom Hass getriebenes Werkzeug, das sich dem Willen Rajurus unterwarf und seinen Instinkten folgte. Und wenn der Sohn der alten Hexe nicht tobte, dann schlief er seinen Blutrausch aus.
    Das Dorf hatte bis auf einen alten, wild mit seinen Krücken um sich schlagenden und schreienden Narren keinen Widerstand geleistet. Nalkaar hatte den Verrückten Grimmgours Gewalt überlassen. Das Leiden des Mannes hatte nicht lange gedauert. Zu vehement hatte Grimmgour seiner Wut freien Lauf gelassen, als er dem Mann mit bloßen Händen die Eingeweide herausgerissen und diese noch bei lebendigem Leib angefressen hatte. Aber der Rachure hatte nicht widerstehen können und musste seinem schreienden und sich vor Schmerzen windenden Opfer wie einem Schlachthuhn den Hals umdrehen. Danach hatte der Klan die Tortur überstanden, und Grimmgour war ob des Missgeschicks zorniger als zuvor.
    Der Geruch nach verbranntem Fleisch hing beißend in der Luft und störte Nalkaars empfindliche Nase. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen können, obwohl er die Eroberungen schon häufig erlebt hatte. Eine sinnlose Verschwendung nützlichen Lebens in seinen Augen, die er allerdings akzeptieren musste. Das war der Tribut, den er Grimmgour und den Chimären für die Unterstützung durch die Rachurentruppen zollen musste. Sie wollten ihren Anteil am Siegeszug durch die Klanlande haben. Das Fleisch der Klan. Die vollständige Zerstörung ihrer verhassten Widersacher. Die Schmach der vergangenen Niederlage saß tief.
    Der Todsänger war über sich selbst erstaunt und zugleich erfreut, wie leicht es ihm inzwischen fiel, die Seelen aus den Leibern der Klan zu locken. Die harte Arbeit zahlte sich aus. Seine Fortschritte waren enorm. Das machte ihn stolz und gefährlicher, als er es je zuvor gewesen war. Er hatte seinen Gesang nach Gafassas Fall noch verfeinert, seinen Kompositionen neue, unglaubliche Klänge hinzugefügt und sie mit Instrumenten kombiniert. Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Mehr als das, es war dramatisch und packend. Dennoch klang es in seinen Ohren noch lange nicht perfekt. Selbst in diesem an Einwohnern armen Dorf hatte es den einbeinigen Veteranen gegeben, der Nalkaars Liedern aus unerfindlichen Gründen hatte widerstehen können. Ein Banause? Daran konnte es nicht liegen. Er musste einfach besser werden. Und die Seele eines kleinen, frischgeborenen Mädchens war ihm ebenfalls entgangen. Das war mehr als ärgerlich für Nalkaar, schmeckten die reinen Seelen der Neugeborenen besonders gut und verliehen ihm mehr Kraft als die schwarze Seele eines ausgewachsenen und bereits mit Schuld beladenen Klans. Die Rachurendrachen waren ihm jedoch in ihrer Gier zuvorgekommen und hatten das Mädchen den Armen seiner Mutter entrissen und getötet.
    Nalkaar wollte weiter an seinen Fähigkeiten arbeiten. Der Feldzug durch die Klanlande bot ihm viele Gelegenheiten, seine Kunstfertigkeit an den Nno-bei-Klan auszuprobieren. Sein einziges Interesse galt der Verfeinerung des Gesangs und schon lange nicht mehr der Erschaffung neuer Todsänger. Es gab inzwischen genug davon, weit mehr, als er steuern konnte. Aus Gafassa hatte er gerade nur so viele Tartyk zu sich gerufen, wie er sie beherrschen und für die ersten Angriffe brauchen konnte. Die anderen, soweit er sie nicht hatte zerstören lassen, schlummerten in einem todesähnlichen Schlaf. Er war der festen Überzeugung, sie würden zu ihm kommen, wenn er es ihnenbefahl. Und schon jetzt gaben sie ihm die Macht und die Stärke, die er brauchte, um seine Fertigkeiten

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