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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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noch?«, dachte Sapius schließlich resignierend. »Der Junge von einst ist erwachsen geworden. Er muss selbst wissen, was er tut, und trägt die Verantwortung für sein Handeln. Ich kann nicht für jeden die Schuld übernehmen, den ich einst um einen Gefallen bat und der am eigenen Unvermögen scheiterte.«
    Sapius nahm sein Bündel auf und hängte es an den Stab des Farghlafat. Den Stab legte er lässig über die Schulter, als wolleer sich auf eine Wanderung begeben. Auf dem Flur vor seiner Kammer wartete Tallia auf den Magier.
    »Aye, Sapius«, begrüßte sie ihn, »wie ich sehe, bist du bereit für den Abmarsch. Ich wollte dich gerade abholen.«
    »Du willst mich auf der Reise begleiten?«, fragte er verdutzt.
    »Natürlich, ich komme mit dir. Was denkst du denn?«
    »Ich freue mich aufrichtig«, log Sapius, »aber wir können nicht gemeinsam wandern. Hat Tomal nicht mit dir gesprochen?«
    »Doch, das hat er«, antwortete Tallia. »Er sagte, ich solle auf dich aufpassen, solange er sich auf die Suche nach dem verlorenen Volk macht.«
    »Das hat er gesagt?« Sapius konnte es kaum glauben.
    »Nicht wortwörtlich, aber doch sinngemäß.«
    »Das geht nicht. Ich wurde zur Zusammenkunft der Sieben nach Tartatuk gerufen. Bei dir schwiegen die flüsternden Steine oder täusche ich mich?«
    »Mag sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich im Kristallpalast bleibe und auf Tomals und deine Rückkehr warte. Wir gehören zusammen. Ich bin der Tag und du die Nacht. Wir ergänzen uns. Ich werde mich nicht in dein Treffen einmischen. Versprochen. Aber nach der Zusammenkunft werde ich dir in den Brutstätten beistehen.«
    »Das ist meine Aufgabe, Tallia«, empörte sich Sapius, »ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst.«
    »Ach Sapius. Behandle mich nicht wie ein Kind. Genau wie du bin ich ein Teil des Zyklus. Oder willst du mir etwa meine Fähigkeiten absprechen?«, ärgerte sich Tallia.
    Sie brauchte ihn nicht daran zu erinnern. Ihre Fähigkeiten kannte er gut. Tallia war eine gute Magierin des Lichts geworden, und sie hatte sich bestimmt einige Tricks aus ihrer dunklen Zeit behalten, als sie die Braut des dunklen Hirten war. Er hatte Tallia in Eisbergen beobachtet. Sie hatte das magischeWissen in sich aufgesogen. Schneller und präziser, als er dies zu seinen Anfangszeiten als Magier vermocht hatte. Sie hatte rasch aufgeholt. Sicher würde sie noch Zeit brauchen, um ihn zu überflügeln, sollte ihr das je gelingen. Er blieb wachsam und lernte mit jedem Tag fleißig dazu.
    Vielleicht würde sich Tallia bei seinem Vorhaben als nützlich erweisen. Aber er vertraute ihr nicht und wollte keinesfalls, dass sie ihn begleitete.
    »Wie konnte Tomal mir das antun?« , fragte er sich in Gedanken. »Er weiß genau, ich werde abgelenkt sein und kein Auge zutun, wenn sie dabei ist. Danke, dass du mir den Argwohn mit auf die Reise gegeben hast, mein Freund.«
    »Nein, das will ich nicht«, erwiderte er schließlich. »Meinetwegen begleite mich nach Tartatuk. Bist du bereit?«
    »Sicher, wenn du es bist.«
    Sapius musste sie auf der Reise irgendwie loswerden. Natürlich wollte er Tomals Forderung, Tallia zu ermorden, nicht nachkommen. Ihm würde gewiss unterwegs ein Vorwand einfallen, der sie getrennte Wege gehen ließ. Aber vorerst blieb ihm keine andere Wahl, als ihrem Wunsch zu entsprechen und darauf zu hoffen, dass sie ihm kein Messer in den Rücken stieß.
    »Hast du dir Gedanken gemacht, wie wir reisen wollen?«, fragte Tallia.
    »Was meinst du?«
    »Nun, der Weg nach Tartatuk ist lang. Wir könnten auf Pferden reiten, uns eine Kutsche nehmen, fliegen oder …«, sie machte eine Pause, die Sapius als bedeutsam aufnahm.
    »Oder?«, hakte er nach.
    »… Steinspringen«, schloss sie ihre Vorschläge.
    »Springen? Die Technik Ulljans. Hast du sie denn gelernt?«
    »Nein, aber du könntest sie mir zeigen. Tomal sagte mir, dass du das Springen beherrschst wie kein anderer. Das kann also nicht allzu schwer sein.«
    »Danke für dein Vertrauen in meine Fähigkeiten«, sagte Sapius verschnupft.
    In Sapius’ Augen genügte es, wenn Tomal seinen Spott zuweilen über ihm ablud. Tallia musste es dem Lesvaraq nicht gleichtun.
    »Sei bitte nicht beleidigt, Sapius. Ich wollte dich nicht kränken. Erkläre mir nur das Springen und ich werde dich nicht mit meinen Übungen langweilen.«
    »Leicht wird das nicht. Du könntest Tage brauchen, bis du zu einem beliebigen Stein in deinen Gedanken springen kannst. Wir haben

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