Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
einflussreiche Machtstellung leichtfertig an Madhrab abgegeben habe, und nun solle sie mit ihren Kindern plötzlich den Kristallpalast verlassen. Sie war im Palast geboren und aufgewachsen. Bis auf ihre gewaltsame Vertreibung durch Thezael und die schrecklichen Tage in den Gassen der Stadt hatte sie ihr Zuhause nie verlassen müssen. Jafdabh sollte ihren Zorn spüren, auch wenn er ihn nicht nachvollziehen konnte.
    »Jafdabh! Was zu viel ist, ist zu viel«, schrie sie seinen Namen, so laut sie nur konnte.
    Ihre Stimme klang schrill und ungehalten. Jafdabh war gerade mit einigen Dienern dabei, seine Sachen ordentlich in eine Kiste sortieren zu lassen, um sie für den Transport in sein Stadthaus vorzubereiten.
    »Tja … ähm … was ist?«, rief er zögerlich aus seiner Kammer zurück.
    »Komm her, verdammt. Sofort!«, verlangte Raussa.
    Gemächlich löste er sich von seinem Stuhl, deutete den Dienern an, er käme gleich zurück, und begab sich sehr langsam zu Raussa. Sie ertrug es offenbar nur schwer, ihn so schleichen zu sehen.
    »Das machst du absichtlich«, brüllte sie, »um mich zuärgern. Wenn du glaubst, ich würde mit dir in dein stinkendes Rattenloch ziehen, dann hast du dich getäuscht. Ich und die Kinder haben etwas Besseres verdient!«
    Jafdabh schnappte nach Luft. Niemand hatte es je gewagt, sein Zuhause ein Rattenloch zu nennen. Immerhin hatten seine Getreuen Raussa damals in ihrer ärgsten Not Unterkunft in seinem Haus gewährt und ihr damit das Leben gerettet. Sie war verwöhnt worden und hatte sich wohlgefühlt. Damals, als sie sich dort nach seiner Rückkehr kennengelernt hatten. Sie sollte sich dankbar erweisen. Aber diesen Umstand hatte sie anscheinend längst verdrängt. Geblendet von der Macht und der goldenen Zeit zwischen glitzernden Kristallen im Palast. Außerdem wurde sie nicht gerne an die Zeiten erinnert, in denen in Tut-El-Baya die Seuche getobt und sie ihr Bein verloren hatte.
    »Tja … also … mein Haus ist das beste Haus in der ganzen Stadt und es ist sicher. Keine Ratten, kein Ungeziefer und viele großzügig geschnittene Kammern, die du und die Kinder ganz alleine nutzen dürft. Es wird uns an nichts mangeln. Weder an Platz noch an sämtlichen Annehmlichkeiten, die du dir nur vorstellen kannst. Was verlangst du mehr, Weib? Es werden sich Diener um all deine Belange kümmern, du wirst dich täglich an einen prall gedeckten Tisch mit den köstlichsten Speisen und Getränken des Kontinents setzen können, und wenn es dir trotzdem nicht schmecken sollte, bereiten dir die Köche etwas nach deinen Wünschen zu. Du wirst jederzeit in den Garten gehen können und dich an den seltensten und schönsten Blumen, ihren Blüten und exotischen Düften erfreuen dürfen. Bunte Schmetterlinge und Singvögel – die Letzten ihrer Art, die wir vor dem Vogelsterben noch retten und nachzüchten konnten und die nun die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in sich tragen. Wir müssen keine Anschläge fürchten. Das Haus wird Tag und Nacht bewacht.«
    »Und doch ist das Haus nicht der Kristallpalast«, beschwerte sich Raussa.
    »Tja … das stimmt allerdings. Mein Haus ist weit schöner als der Palast. Es ist passend eingerichtet, wärmer und gemütlicher. Es gibt sogar ein großzügiges Bad, in dem du schwimmen und dich erholen kannst. Danach suchst du in den Mauern des Palastes vergeblich. Das Wasser ist immer angenehm warm. Im Gegensatz zum Kristallpalast verbirgt sich im Gewölbe unter dem Haus kein dunkles Vermächtnis eines machthungrigen Praisters, der die Schatten zu sich rief. Ich möchte nicht wissen, welche Hinterlassenschaften und bisher unentdeckte Überraschungen Thezael noch in den Tempelanlagen und vielen Geheimgängen für uns bereithält.«
    »Deine Vergangenheit war auch nicht gerade die beste, mein Lieber. Vergiss das nicht. Todeshändler . Woher soll ich wissen, ob du nicht wieder deiner alten Leidenschaft verfällst und dein Vermögen auf höchst anrüchige Weise mehrst. Solltest du das vorhaben, befürchte ich, werden unerwünschte Gäste im Haus ein- und ausgehen, deren Bekanntschaft ich nicht zu machen wünsche.«
    Jafdabh schluckte. Raussa hatte ihn durchschaut, obwohl dies nicht der eigentliche Grund für den Aufbruch und geplanten Umzug war. Seine und die Sicherheit seiner Familie hatte für ihn Vorrang vor allem anderen. Tatsächlich hatte er aber daran gedacht, sich hin und wieder auf Reisen über den Kontinent zu begeben, um ein wenig Handel zu treiben. Das Abenteuer hatte ihm

Weitere Kostenlose Bücher