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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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einigen Tagen hatten Tomal und er einen Entschluss gefasst. Wenig später unterbreiteten sie Jafdabh den verwegenen Vorschlag, den Nno-bei-Klan im Kampf gegen die Rachuren doch beizustehen. Jafdabh war hocherfreut. Einen Lesvaraq und dessen Magier auf seiner Seite zu wissen war beruhigend und ungemein wertvoll. Dennoch äußerte er seine Bedenken, das Gleichgewicht dürfe nicht gefährdet werden. Der Vorschlag war in Sapius’ Augen nur richtig. Immerhin wurden die Feinde von einer Saijkalsanhexe angeführt, die – genau wie Tomal und er selbst – gemäß den Gesetzen der Macht zur Neutralität verpflichtet war. Hinzu kam die Magie des Todsängers, die er als große Gefahr einstufte. Mehr als das, sie verschaffte den Rachuren einen ungleich größeren Vorteil, als ihnen durch das Gleichgewicht hätte eigentlich zuteilwerden dürfen.
    Die ungleichen Bedingungen durften ausgeglichen werden, ohne dass sie ihre Neutralität verletzten. Das redete sich Sapius zumindest ein. Für ihn stand daher fest, dass sie den Nno-bei-Klan helfen mussten, so wie er es schon einmal in der Schlacht am Rayhin getan hatte. Er wollte ihnen diesesmal nicht in der Schlacht beistehen. Aber er würde einen gänzlich anderen Vorstoß wagen. Ins Herz der Rachuren vorzudringen war sein Ziel. Mitten in die Hauptstadt. Nach Krawahta.
    »Die Wurzel allen Übels befindet sich in den Brutstätten«, hatte Sapius behauptet. »Gelingt es uns, diese ausfindig zu machen und zu zerstören, bricht der Angriff augenblicklich zusammen.«
    Während es Tomal zunächst nach Kartak zog, wollte Sapius über einen Abstecher zum Vulkan Tartatuk nach Krawahta reisen, sich in die Kavernen der Rachuren schleichen und in den Brutstätten umsehen. Einen Plan, wie ihm dies gelingenkönnte, hatte er nicht. Er war niemals zuvor dort gewesen und wusste nicht, wie er unbemerkt in die unterirdische Stadt gelangen sollte. Aber er hatte gehört, es musste in der Gegend um Krawahta zahlreiche Lüftungsschächte geben, die bis weit in die Tiefe reichten. Gelänge es ihm, einen solchen ausfindig zu machen, könnte er ohne großes Aufsehen bis in die Brutstätten steigen und die Gefahr ausmerzen.
    Die Hoffnung auf Erfolg war nicht sonderlich groß, aber zumindest würde er mehr über die Rachuren in Erfahrung bringen, als ihnen lieb sein konnte. Und wenn er in den Brutstätten auch nur einen Sklaven befreien könnte, wäre dieser Umstand ein solches Wagnis wert.
    Sapius kannte sich selbst nicht mehr. Er hatte bei dem Vorhaben eine plötzliche Entschlossenheit gezeigt, die für ihn ungewöhnlich war und ihn überraschte. Irgendetwas zog ihn nach Krawahta. Er war nicht in der Lage zu ergründen, was es war. Aber das Gefühl war schließlich stärker und stärker geworden. Einer Eingebung gleich wusste er in seinem Inneren, dass dort etwas oder jemand auf ihn wartete, der seine Hilfe brauchte. Sapius musste Gewissheit haben. Das Gefühl quälte ihn schon seit längerer Zeit und er hatte Gerüchte vernommen, die von einem schrecklichen Schicksal seines Volkes und dem Drachensterben sprachen. Das Gerede hatte ihn zutiefst erschüttert und beunruhigt. Was auch immer geschehen und seinem Volk angetan worden war, musste mit Krawahta und den Brutstätten zusammenhängen. Sapius konnte es spüren. Anders als bei den flüsternden Steinen, die ihn nach Tartatuk zur Zusammenkunft der sieben Streiter riefen, entsprach dieses Gefühl einer inneren Verbundenheit mit den Tartyk und den Drachen. Ein Zusammenhalt des Blutes, das den magischen Völkern der Altvorderen von Geburt an mitgegeben war.
    Der Vorschlag war in größerer Runde vorgestellt und diskutiert worden. Zunächst war Sapius damit auf breite Ablehnunggestoßen. Die Fürsten hatten ihn für verrückt erklärt, und Jafdabh befürchtete, Sapius könne damit in ein Nest voller wild gewordener Jayvas stechen, die – bis aufs Blut gereizt – überhaupt keinen Halt mehr kannten und alles und jeden angriffen, der sich ihnen in den Weg stellte. Ein Wagnis mit unbekannten Gefahren und offenem Ausgang. Ob es sich lohnte und erfolgreich enden würde, konnte niemand auch nur annähernd voraussagen. Madhrab hingegen hatte ihn verstanden und in dem Vorhaben unterstützt, auch wenn er ihm gegenüber unter vier Augen Zweifel daran geäußert hatte, ob Sapius in der Lage wäre, einen solchen Plan alleine erfolgreich abzuschließen. Daran hatte der Magier zuletzt gedacht. Er hatte viel gelernt. Madhrab unterschätzte ihn und seine Fähigkeiten, wenn er

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