Kryson 04 - Das verlorene Volk
anderen Streiter hatte ernie zuvor gesehen. Die beiden Felsenfreunde fielen ihm zwar auf, aber er maß ihnen keine weitere Bedeutung zu.
Die Naiki faszinierten ihn jedoch besonders. Ihm erging es wie vielen anderen Klan auch. Die Augen der Naiki irritierten ihn. Aber im Gegensatz zu einigen die Magie nach wie vor ablehnenden Klan bewunderte Renlasol das Volk der Altvorderen. Der groß gewachsene Jäger wirkte klug und erfahren und mit seinen langen Beinen besonders grazil. Der Naiki besaß eine dunkle Aura, die Renlasol magisch anzog. Dem Riesen hingegen wollte er vorerst lieber aus dem Weg gehen. Eine innere Stimme warnte den Fürsten vor den Kräften des Maiko-Naiki.
Malidor war ein unergründliches Rätsel für Renlasol. Sapius und Malidor konnten sich nicht ausstehen. Das war nicht zu übersehen. Zwischen den beiden Magiern lag eine Spannung, deren Knistern Renlasol beinahe spüren konnte und die sich irgendwann entladen musste. Renlasol wollte keinesfalls dazwischen stehen, wenn es einmal so weit wäre.
»Ich grüße Euch«, sagte Renlasol, »es ist mir eine Freude, mit Euch gemeinsam das Buch zu suchen. Ich glaube, dass ich der siebte Streiter bin. Aber ich will mich nicht festlegen, Ihr wisst das bestimmt besser als ich.«
Die übrigen Streiter sahen den Neuankömmling mit neugierigen Augen an. Seine dunkle Ausstrahlung war für jeden der Streiter spürbar. Sie schwiegen in der Hoffnung, der jeweils andere in ihrer Nähe würde das Wort ergreifen. Sapius empfand das Schweigen als Unhöflichkeit gegenüber dem Fürsten und ergriff das Wort.
»Ihr seid der siebte Streiter, Renlasol«, antwortete Sapius, »daran gibt es keinen Zweifel. Ich freue mich, Euch wohlauf zu sehen.«
»Das kann ich mir denken«, meinte Renlasol, »und es ist fürwahr keine Selbstverständlichkeit, nachdem was Ihr mirund meinen Gefährten mit der Suche nach Quadalkar zugemutet hattet. Im Kristallpalast seid Ihr mir aus dem Weg gegangen. Ich nehme an, Ihr habt mich absichtlich gemieden. Die Zeit heilt viele Wunden, aber ich habe nichts von alledem vergessen, wofür Ihr die Verantwortung tragt. Auch seid Ihr mir und meinen Gefährten bis heute ein Wort des Bedauerns schuldig geblieben, Meister Sapius.«
»Ich weiß und bitte Euch aufrichtig um Vergebung«, zeigte sich Sapius einsichtig und gab dem Wunsch des Fürsten nach.
»Das war zu einfach für Euch und genügt mir als Wiedergutmachung nicht!«, erwiderte Renlasol. »Ich werde Euch von Zeit zu Zeit an Eure Schuld erinnern, wenn ich es für notwendig erachte und mir dann Eurer Unterstützung versichern darf.«
»Ich stehe in Eurer Schuld, Renlasol«, sagte Sapius, »ich bin bereit, dafür einzustehen und Euch hier vor den Augen der übrigen Streiter einen Gefallen zu versprechen, wann immer Ihr die Einlösung wünscht, das Gleichgewicht dadurch nicht verletzt wird oder Ihr nichts Unmögliches von mir verlangt.«
Renlasol war zufrieden mit Sapius’ Versprechen, das er tatsächlich nutzen wollte, sobald die Zeit gekommen war. Mehr konnte er von dem Magier nicht erwarten. Aber er betrachtete es als Vorteil, sich von Anfang an Verbündete unter den Streitern zu suchen. Er war sich sicher, sie alle wollten das Buch der Macht für sich selbst beanspruchen. Warum sollten sich die übrigen Streiter in dieser Hinsicht von ihm unterscheiden? Renlasol hatte einen entscheidenden Vorteil. Traf die Prophezeiung wörtlich zu, wäre Renlasol derjenige, der das Buch zuerst in Händen halten sollte. Den Besitz galt es zu verteidigen. Er hatte nicht vor, das Buch einem anderen freiwillig zu überlassen. Ohnehin hatte Renlasol den Eindruck gewonnen, dass die Streiter argwöhnisch waren und sich belauerten. Die Suche würde eine Herausforderung für sie alle darstellen. Niemandkonnte sich der Freundschaft und Treue des anderen sicher sein. Sie würden die Augen offen halten und sich untereinander beobachten müssen. Jeder Schritt, jede Bewegung würde sofort bemerkt werden. Von einer Gemeinschaft war nichts zu spüren. Die Stimmung erwies sich als angespannt, nahezu vergiftet und mit Aggressionen aufgeladen, so als stünden die Anwesenden kurz vor einem Wettkampf auf Leben und Tod. Der Fürst war gespannt, wer die Oberhand gewinnen und das Buch für sich behalten durfte. Würde Renlasol das Ende der Suche überhaupt erleben?
»Wahrscheinlich wird es am Ende nur einen unter den sieben Streitern geben «, dachte Renlasol, »ich wüsste zu gerne, wer das ist. Zu leicht werde ich es ihnen allerdings
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