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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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das Buch sein würde. Die meisten unter den Streitern hatten nie zuvor einen Felsgeborenen mit eigenen Augen gesehen. Renlasol fühlte sich sofort an das Antlitz Tallias erinnert, mit dem Unterschied nur, dass Vargnar deutlich größer und erhabener auf ihn wirkte. Sapius hingegen überkam sofort das schlechte Gewissen, das er vor dem Felsgeborenen zu verbergen suchte und dessen Blick er so gut als möglich auswich.
    »Was ist mit Euch los?«, wollte der Prinz wissen, dem die gedrückte Stimmung nicht entgangen war. »Freut Ihr Euch nicht auf die Suche nach einem der mächtigsten Artefakte Krysons? Ihr seid auserwählt und schreibt Geschichte. Niemand sonst auf Ell wird dieses Privileg zuteil. Ein großes Abenteuer wartet auf uns. Ihr solltet feiern und tanzen, statt Trübsal zu blasen und Euch ängstlich zu beäugen. Na? Wie ist es? Wer wagt es und stößt mir als Erster den Dolch aus Blutstahl in den Rücken?«
    Vargnar erhielt keine Antwort auf seine Provokation. Aber er hatte die Stimmung richtig erfasst. Die Streiter fühlten sich als erbitterte Gegner. Das konnte nicht gut gehen.
    »Mein Prinz, ich bin so froh Euch zu sehen«, begrüßte Goncha den Felsgeborenen.
    »Und ich erst, mein Freund!«, antwortete Vargnar. »Du hast mir gefehlt. Wie ich sehe, liegt einiges im Argen unter den Streitern. Ich glaube, ich kam gerade zur rechten Zeit. Aber wir sind nicht vollständig? Wer fehlt?«
    »Das habt Ihr gut beobachtet«, meinte Goncha, »die Zusammenkunft ist eine einzige Posse. Keine Einigkeit. Ein Abtasten der möglichen Gegner. Ihr werdet viel Arbeit und Mühe mit ihnen haben, wenn Ihr mich fragt. Der Lesvaraq Tomal ist nicht zur Zusammenkunft gekommen. Am besten, Ihr fragt Sapius nach den Gründen.«
    »Das werde ich«, antwortete der Prinz, »aber sag, wer ist der Felsenfreund an deiner Seite, Goncha? Willst du ihn mir nicht vorstellen?«
    »Oh, verzeiht«, Goncha wurde plötzlich verlegen, »das ist Rodso. Er war ganz gespannt auf Eure Ankunft und wollte sich Euch selbst vorstellen.«
    »Nun?«, nahm Vargnar in Gedanken Kontakt zu Rodso auf.
    »Meinen Namen kennt Ihr nun schon, mein Herr«, antwortete Rodso, »ich darf Euch in Zukunft ein Stück Eures Weges begleiten und Euch hoffentlich ein genauso guter Freund und Berater sein, wie Goncha für Euch war. Es ist mir eine große Ehre und Freude!«
    »War?« Vargnar schrie in Gedanken entsetzt auf und sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. »Was hat das zu bedeuten?«
    Rodso zog sich erschrocken aus dem Kopf des Prinzen zurück, obwohl Vargnars Gefühlsausbruch nicht gegen ihn gerichtet war.
    »Mein Prinz«, begann Goncha leise, »Ihr wusstet, dass meine Zeit begrenzt ist. Ich ging lange und weit mit Euch. Aber mein Weg endet an diesem Ort. Ich kann nicht weiter mit Euch kommen.«
    »Verdammt, Goncha«, fluchte der Prinz, »das darf nicht wahr sein! Du kannst mich nicht im Stich lassen. Nicht jetzt. Die Suche hat noch nicht einmal begonnen. Du bist doch mein bester Freund. Ich liebe dich. Was soll ich ohne dich anfangen?«
    »Das ist nicht von Bedeutung«, versuchte Goncha zu erklären, »und ich lasse Euch nicht alleine. Rodso wird mich ersetzen.«
    »Das kann er nicht«, erwiderte Vargnar, »keiner kann das. Ich brauche dich und keinen anderen Felsenfreund.«
    »So versteht doch, Herr«, Goncha klang verzweifelt, »ichkann nicht bei Euch bleiben. Ich werde sterben und ins Land der Tränen gehen. Ein Wunder, dass ich noch lebe und Euch noch einmal sehen durfte. Ich habe zu den Kojos gebetet, sie mögen mir diesen Wunsch erfüllen, damit ich mich von Euch verabschieden kann.«
    »Goncha …« Das Flehen des Prinzen wurde von einem tieftraurigen Seufzer erstickt.
    »Lebt wohl, mein Prinz«, sagte Goncha, »eines Tages sehen wir uns wieder. Meine Zeit auf Kryson ist nun um. Ich werde gerufen und muss jetzt gehen. Haltet mich in Eurer Erinnerung fest und denkt stets an die vielen gut gemeinten Worte und Ratschläge, die Ihr nie befolgen wolltet. Und ich bitte Euch, Rodso an meiner Stelle anzunehmen. Vertraut mir ein letztes Mal, Ihr werdet die besten Freunde werden.«
    »Goncha … was tust du mir an?« Vargnar war von der Trauer überwältigt.
    Von dem Gespräch zwischen Vargnar und den Felsenfreunden bekamen die anderen Streiter nichts mit. Sapius hielt sich sicherheitshalber aus den Gedanken heraus. Es hätte sein können, dass sie sich über seine Tat austauschten. Dennoch spürten die Streiter, dass etwas nicht stimmte und der Felsgeborene offenbar

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