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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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den Schatten befreit haben, muss der Träger sterben. Willst du das für die Maya erledigen, dann will ich vor meinem Volk für dich sprechen.«
    »Das ist Wahnsinn«, meinte Tomal, »ich bin dem Krieger einmal begegnet und kenne ihn. Er ist der Regent der Klanlande. Durch die Gabe wäre er sogar in der Lage, einen Lesvaraq zu töten.«
    »Ich weiß«, sagte Saykara, »er ist dein leiblicher Vater, nicht wahr?«
    Tomal schluckte. Sie hatte ihn durchschaut. Er konnte der Königin nichts vormachen.
    »Ja«, antwortete Tomal aufrichtig, »Madhrab ist mein Vater, auch wenn er nie für mich da war. Dennoch … ein Sohn darf den Vater nicht töten. Das ist ein schwerer Frevel und eine Tat wider die Natur.«
    Dabei hatte er selbst bereits mit dem Gedanken gespielt, obwohl er den Regenten nicht töten wollte. Madhrab musste sterben, wenn er ihn darum bitten würde, ihn von der Last des Lichts zu befreien. Es gab keinen anderen Weg. Madhrab würde das schwerste Opfer eines Vaters für seinen Sohn erbringen müssen, wollte er den Lesvaraq vor dem schleichenden Wahnsinn bewahren. Seinen eigenen Tod. Aber Tomal wollte ihm die Wahl lassen. Madhrab würde sich aus freien Stücken dazu bereit erklären müssen.
    Die Forderung der Königin hörte sich dagegen in seinen Ohren völlig anders an. Sie wollte, dass er seinen Vater tötete, um den Maya die Gabe des Kriegers zurückzubringen. Diesen Vorschlag empfand Tomal als schändlich. Der Lesvaraq konnte diesem Ansinnen nicht zustimmen. Jedenfalls nicht auf diese Weise. Aber das musste er der Königin nicht unbedingt mitteilen. Das Ergebnis seiner Planungen würde ausreichen,sie zufriedenzustellen. Immerhin erhielt sie dadurch, was sie sich wünschte.
    »Wider die Natur – wer sagt das?«, fragte Saykara. »Nach dem Tod meiner Mutter tötete mein Bruder unseren eigenen Vater, um seinen Thron zu besteigen. Niemand hätte ihm seinen Machtanspruch deshalb streitig gemacht. Bei der Tat verlor er allerdings sein Leben und ich erbte schließlich den Thron. Wir müssen alle Opfer bringen. Dieses Opfer wird dich zu einem der Unseren machen. Endgültig!«
    »Was wird sein, wenn ich den Maya die Gabe des Kriegers tatsächlich bringen sollte?«, wollte Tomal wissen.
    »Dann kehrst du umgehend nach Zehyr zurück und wirst mein Gemahl. Wir vernichten gemeinsam die Rachuren und verjagen die Nno-bei-Klan. Die Maya werden die Führung über die Altvorderen übernehmen. Wir stellen die alte Ordnung wieder her und erschaffen uns ein Kryson, wie es uns gefällt. Das Gleichgewicht wird zufrieden sein.«
    »Du verlangst sehr viel von einem Lesvaraq. Glaubst du, das wird so einfach sein?«
    »Der Lesvaraq der Nacht schuldet den Maya viel mehr als das. Ich erwarte jedoch nicht mehr, als das, was er uns gestohlen hat. Und ich habe nicht gesagt, dass es leicht für dich wird.«
    »Ich werde dir kein Versprechen geben«, sagte Tomal, »vielleicht bringe ich dir, was du begehrst. Möglicherweise aber auch nicht.«
    »Das brauchst du nicht«, lächelte sie überlegen, »ich weiß, dass du zu mir zurückkommen wirst und nicht mit leeren Händen.«
    »Was macht dich da so sicher?«, fragte er die Königin verdutzt.
    »Ein Blick in die Kristalle, die Erfahrung, das Wissen einer Königin und das tiefgründige Wesen einer Frau. Ich bin eineNno-bei-Maya und ich habe dir viele Sonnenwenden voraus, Tomal«, lachte ihn Saykara aus.
    Der Lesvaraq beendete ihre Unterhaltung und erhob sich. Bevor er Zehyr verließ, wollte er noch einmal Tarratar besuchen.
    »Küss mich, bevor du gehst«, sagte Saykara.
    Diesen Gefallen konnte er ihr nicht abschlagen. Er ging um den Tisch, zog die Königin von ihrem Stuhl, nahm sie fest in seine Arme und küsste sie. Es war ein Kuss, den er nicht vergessen sollte. Saykara legte all ihre Leidenschaft und Erfahrung hinein, und sie hielt ihn so lange fest, bis sie selbst den Kuss wieder beendete.
    »Du duftest noch immer nach Liebe«, flüsterte sie nachdenklich, noch außer Atem, »und das, obwohl wir uns zuletzt vor dem Fest berührten. Das ist erstaunlich.«
    »Ich muss gehen«, erwiderte Tomal, ohne auf ihre Bemerkung näher einzugehen, »ich danke dir für deine Gastfreundschaft und Großzügigkeit.«
    »Und ich danke dir für unsere Befreiung und das Leben, das du den Maya zurückgegeben hast. Komm bald zu mir zurück.«
    »Leb wohl«, verabschiedete sich Tomal.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen und zurückzublicken, verließ er die Gemächer der Königin und machte sich auf den Weg zu

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