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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Tomal erschienen die Schritte zu schwierig, als sie an diesem Abend noch lernen und sich merken zu können. Er blieb lieber sitzen und beobachtete die Tanzenden. Das leckere Gebräu, das die Maya an der Festtafel servierten, stieg ihm allmählich zu Kopf. Er fühlte sich in der Nähe der Königin mehr als wohl. Der Gedanke, ihr das Versprechen zu geben, wurde plötzlich vorstellbar. Ihr Duft war so betörend. Ihm wurde schwindelig davon. Die Festtafel begann sich vor seinen Augen zu drehen.
    Tomal stand plötzlich auf und verabschiedete sich höflich, bevor er sich zu voreiligen Entscheidungen und Versprechen hinreißen ließ, die er danach womöglich bereuen würde. DerLesvaraq wankte in seine Kammer, wo er von den Dienerinnen Lyara und Zyola sehnsüchtig erwartet wurde.
    Sie halfen ihm beim Auskleiden und brachten ihn ins Bett. Der Lesvaraq freute sich auf eine kurze, schlaflose Nacht.

    Tomal erwachte spät am Morgen, eng umschlungen in den Armen der Dienerinnen Saykaras. Er fühlte sich entspannt und ausgeruht. Sie erhoben sich gemeinsam, wuschen und kleideten den Lesvaraq an. Die Königin erwartete ihn in ihren Gemächern zu einem gemeinsam Frühstück und einer weiteren Unterredung. Tomal war nicht wohl bei dem Gedanken. Die Königin wusste offenbar genau, was sie wollte, und sie war fordernd.
    »Soll ich ihr die Macht eines Lesvaraq zeigen? Ihr drohen? Aber sie weiß sehr gut, wozu wir imstande sind. Warum glaubt Saykara, ich wäre anders und würde ihr Verhalten dulden?«, fragte er sich.
    Dem Lesvaraq war bewusst, er brauchte die Königin und die Nno-bei-Maya. Es hatte keinen Sinn, sie gegen sie aufzubringen. Vielleicht würde sie sich auf der Suche nach dem Buch als hilfreich erweisen. Allerdings befürchtete Tomal, Saykara könnte das Buch für sich selbst beanspruchen. Eine Auseinandersetzung wäre dann unvermeidbar. Er plante, Zehyr so schnell wie möglich wieder zu verlassen, um sich endlich den sieben Streitern anzuschließen und der Königin aus dem Weg zu gehen. Das Frühstück mit Saykara würde zu einem Abschied werden.
    Saykara hatte sich in einen schlichten, braunen Wollmantel gehüllt, als der Lesvaraq ihre Gemächer betrat. Sie bot ihm einen Platz an einem Tisch ihr gegenüber an und schickte alle Dienerinnen hinaus. Niemand sollte sie während ihrer gemeinsamen Unterredung stören. Tomal war inzwischen auf alles gefasst und er musste vorsichtig sein.
    »Ich will dich nicht drängen«, begann Saykara zögernd, »und habe über unser Gespräch nachgedacht. Du musst wissen, wir Maya waren stets Kinder des Lichts. Wir wollten mit der Dunkelheit nichts zu schaffen haben. Wenn wir uns dazu entschließen sollten, dir und der Dunkelheit zu folgen, wirst du einige Bedingungen erfüllen müssen.«
    Tomal horchte auf. Hatte Saykara ihre Meinung geändert? Wollte sie ihm entgegenkommen und einlenken? Das wäre eine große Überraschung für den Lesvaraq, und er hatte keine Ahnung, welchen Grund sie dafür vorbringen würde. Ob er ihre Bedingungen erfüllen konnte oder wollte, würde er später entscheiden, sobald er sie kannte und einschätzen konnte, was sich dahinter verbarg.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist, einem Lesvaraq Bedingungen zu stellen«, erwiderte Tomal, »du solltest dir gut überlegen, was du von mir verlangst.«
    Saykara ließ sich nicht beirren und blickte Tomal herausfordernd an.
    »Die erste Bedingung ist, ich will zurückhaben, was uns Ulljan einst gestohlen hat«, fuhr Saykara fort, »das ist nur recht und billig. Du bist sein Erbe, wenn du so willst, sein direkter Nachfahre. Als Lesvaraq kannst du seinen Frevel wiedergutmachen und beweisen, dass du unsere Treue verdienst.«
    »Ich kam eigentlich zu dir, mich zu verabschieden. Reicht es dir denn nicht, dass ich die Nno-bei-Maya aus den Schatten ans Licht geführt habe?«, fragte Tomal verwundert. »Habe ich dadurch meine Treue nicht zur Genüge bewiesen?«
    »Nein, das reicht nicht! Und wie ich sehe, ist deine Treue nur von kurzer Dauer. Du willst mich schon verlassen?« Saykara klang empört. »Habe ich dir das gestattet? Ich kann mich nicht daran erinnern. Niemand verlässt Zehyr ohne meine Erlaubnis.«
    Tomal sprang zornig auf. In seinen Augen flammten Tagund Nacht gleichzeitig auf und machten den Wahnsinn seines Wesens für Saykara spürbar. Sie zuckte furchtsam zurück. Das hatte er nicht beabsichtigt. Aber sie trieb es nach seinem Geschmack nun eindeutig zu weit. Der Lesvaraq schlug mit der Faust auf den

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