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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Foljatin hatte ebenfalls etwas gesehen.
    Der Schatten war weit größer, als ihnen lieb sein konnte.
    »Bei allen Kojos«, fluchte Foljatin, »was ist das?«
    »Wahrscheinlich unser Ende«, stellte Hardrab trocken fest.
    Er hatte erkannt, was sich dort im Nebel vor ihnen bewegte. Es war eine Sagar auf Nahrungssuche. Sie musste ausgewachsen sein, schätzte Hardrab anhand ihrer Umrisse. Das bedeutete, dass sie erfahren war und als gerissene Jägerin auf Beutezug eine tödliche Gefahr für die Brüder und ihren verletzten Begleiter darstellte. Sie waren der Drachenechse keinesfalls gewachsen. Nicht zu dritt und schon gar nicht in diesem erschöpften Zustand.
    »Wie sollen wir uns verhalten?«, flüsterte Foljatin. »Sie hat uns wahrscheinlich noch nicht entdeckt.«
    »Keine Ahnung«, antwortete Hardrab leise, »wir könntenfliehen oder versuchen die Sagar zu umgehen, solange sie uns nicht bemerkt hat. Oder du paarst dich mit ihr und lenkst sie auf diese Weise von uns ab.«
    »Das ist nicht komisch und wenig hilfreich«, ärgerte sich Foljatin über seinen Bruder, »ich habe die absurden Geschichten über die Sagar auch gehört.«
    »Zerbrecht euch darüber nicht den Kopf«, stöhnte Mairon, »sie hat uns längst gewittert und lauert nur auf eine günstige Gelegenheit. Wahrscheinlich überlegt sie sich gerade in diesem Moment, ob sie einen Angriff wagen kann oder ob wir ihr gefährlich werden könnten.«
    »Was schlägst du also vor?«
    »Ihr müsst mich absetzen. Ich schaffe es ohnehin nicht mehr bis ins Lager«, sagte Mairon schwer atmend. »Das ist eure einzige Gelegenheit, die Begegnung zu überleben. Ich werde ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. Frisst sie mich, wird sie von dem Gift in meinem Körper zumindest für kurze Zeit gelähmt werden. Das dürfte reichen, damit ihr beide fliehen könnt.«
    »Interessanter Vorschlag. Das könnte klappen«, überlegte Foljatin laut, während er sich nachdenklich am Kinn kratzte, »am Ende war der Schlangenbiss doch noch für etwas gut.«
    »Warum fliehen?«, wollte Hardrab wissen. »Wenn sie gelähmt ist, könnten wir sie erlegen und ihr die Haut abziehen.«
    »Vergesst das«, erwiderte Mairon, »die Sagar gelten selbst im gelähmten Zustand als wehrhaft und tödlich. Und wer weiß, ob der Plan überhaupt aufgeht. Vielleicht spürt sie das Gift nicht einmal.«
    »Womit dein Gang zu den Schatten sinnlos gewesen wäre«, antwortete Hardrab. »Ein solches Opfer kommt nicht infrage. Wir kämpfen gegen die Sagar, töten sie und bringen dich ins Lager zu Elischa. Und du wirst durchhalten, bis wir unser Ziel erreicht haben.«
    Mit zitternden Händen kramte Mairon aus dem Innerenseines verschmutzten Mantels eine versiegelte Schriftrolle hervor und streckte sie Hardrab entgegen. Die Zwillinge hatten den Boten am äußeren Rand der Sümpfe gefunden, als sie auf einem ihrer ausgiebigen Jagdzüge durch die Grenzlande waren, um Vorräte für das Lager zu beschaffen. Sie hatten ihn schreien und fluchen gehört, kurz nachdem er von der Schlange gebissen worden war. Zwar hatten sie die Bisswunde am Bein sofort ausgeschnitten und einen Teil des Giftes mit ihren Lippen herausgesaugt, aber es war bereits zu spät gewesen, um die langsam fortschreitende Wirkung aufzuhalten. Ohne baldige Hilfe musste er sterben. Sie hatten sich daher entschlossen, Mairon mitzunehmen und zum Lager in den Sümpfen zu bringen. Elischa würde dem Vergifteten helfen können, sofern sie das Lager mit ihm lebend erreichen sollten.
    »Nehmt die Schriftrolle«, keuchte der verletzte Mann, »sie trägt das Siegel des Regenten. Eine wichtige Botschaft für den Lordmaster. Ich wollte sie Madhrab persönlich überbringen. Aber jetzt müsst ihr das für mich tun.«
    »Das kannst du selbst machen«, zeigte sich Hardrab stur.
    »Bitte«, flehte Mairon, »ich habe den weiten Weg und die Strapazen der Sümpfe nicht auf mich genommen, um am Ende mitsamt der Botschaft im Magen einer Sagar zu landen. Ich gehe zu den Schatten, das ist sicher. Erreicht die Schriftrolle dennoch ihr Ziel, habe ich wenigstens nicht versagt.«
    Foljatin erbarmte sich, nahm die Schriftrolle und blickte seinem Bruder dabei tief in die Augen, als ob er ihm sagen wollte: Er hat recht, verabschieden wir uns voneinander. Wenigstens können wir auf diese Weise überleben. Ich will noch nicht sterben.
    »Lassen wir ihn«, schlug er vor, »er hat mit seinem Leben abgeschlossen und will es so. Setzen wir Mairon ab und sehen zu, dass wir an der Sagar

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