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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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und Sehnsucht und er wirkte auf eigenartige Weise abwesend. Meist geschah dies in Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlte. Doch Elischa wusste, dass er währenddessen von Nihara träumte. Oder von ihr, bevor er einen Teil seines, nein, ihres gemeinsamen Lebens in der Grube verlor. Seine Erinnerung, die er für lange Zeit in seinem Herzen an Elischa getragen hatte, war das Bild einer jungen Frau und Mutter, der Nihara weit ähnlicher sah, als sie selbst es heute tat. Das Antlitz ihrer Tochter musste ihn jedenTag schmerzlich an das erinnern, was er für immer verloren glaubte. Ein Leben mit Elischa. Doch bei allem Verständnis, das sie für Madhrab aufbrachte – der Gedanke, sie könnte ihre Liebe an ihre eigene Tochter verlieren, war ihr unerträglich.
    »Immer noch besser, als sie in unserer Nähe zu wissen«, konterte Elischa verärgert. »Mich verachtet sie für das, was sie in mir gesehen hat und immer noch sieht. Sie schämt sich dafür, dass ich ihre Mutter bin. Die niederste Magd aus dem Hause Fallwas. Das verdorbene Spielzeug ihres Vaters. Dadurch fühlt sie sich selbst erniedrigt. Dich jedoch hasst sie, mehr als alles andere auf Kryson. Ist dir das nicht bewusst? Du hast ihren Vater und ihre Brüder getötet, die ihre Welt und ihr Leben waren. Du nahmst ihr alles. Ihre Familie, ihr Zuhause und ihre Sicherheit. Sie würde dich auf der Stelle töten, erhielte sie nur Gelegenheit dazu. Und ich würde sie sogar verstehen. Aber wir halten sie wie eine Gefangene. Tag und Nacht wird sie bewacht. Madhrab, du fügst ihr das zu, was Chromlion mir angetan hat. Lass sie nicht für mich leiden. So wenig Gutes ich für sie empfinden mag, bestrafe sie nicht für deinen Verlust. Sie ist unschuldig.«
    »Also lassen wir sie laufen«, brummte Madhrab in seinen Bart.
    »Sie wird den Weg zurück alleine nicht finden und zu den Schatten gehen, wenn du sie nicht aus den Sümpfen führst.«
    »Chromlion hat ihr alles beigebracht, was es zum Überleben braucht«, meinte Madhrab.
    »Er hat ihr beigebracht, mit Pfeil und Bogen und einem Schwert umzugehen. Aber er besaß nicht die Gabe des Kriegers und hätte im Kampf niemals gegen dich bestanden. Was er Nihara beibrachte, wird für die Grenzlande nicht ausreichen. Überlassen wir sie ihrem Schicksal, stirbt sie.«
    »Wen kümmert das? Sie ist eine Fallwas. Sollen die Schatten sie holen, dann hast du deine Ruhe und denkst nicht, ich würde mich in schlaflosen Nächten zu ihr legen.«
    »Verflucht, Madhrab«, ärgerte sich Elischa über die spitze Bemerkung, »hörst du mir überhaupt zu? Es geht mir nicht darum. Denkst du, ich wäre nur eifersüchtig auf sie, weil du in ihr mehr siehst, als mir lieb sein kann? Ja, sie ist eine Gefahr für uns und unsere Liebe. Aber insbesondere für dich kann sie eines Tages tödlich sein. Bring sie zurück. Führe sie nach Tut-El-Baya und ermögliche ihr ein neues Leben. Vielleicht wird sie dann eines Tages ihre Rache vergessen. Wenn wir sie in den Sümpfen alleinelassen, könnten wir sie auch gleich töten und würden ihr damit einige Qualen ersparen. Bei aller Abscheu und dem Hass, der sich gegen das, was Nihara verkörpert, über lange Sonnenwenden in meinem Inneren aufgebaut hat, ist sie dennoch meine Tochter geblieben. Ich will nicht, dass sie durch unsere Schuld stirbt. Diese Last würde ich nicht ertragen.«
    »Es tut mir leid, Elischa«, entschuldigte sich Madhrab, »ich habe mich vergessen. Meine Erinnerungen beschränken sich auf die Zeit vor der Grube und die letzten beiden Sonnenwenden danach. Mir fehlt die Zeit, um zu begreifen, was tatsächlich geschehen ist. So vieles, auch du und ich, hat uns verändert. Ich werde Nihara zurückbringen. Das verspreche ich dir.«
    »Keine Versprechen mehr, Madhrab«, lächelte Elischa, »aber ich danke dir trotzdem dafür. Tu, was notwendig ist.«
    Die Orna schloss den Bewahrer in die Arme und drückte ihn fest an sich. Es tat ihr gut, seine Nähe und Wärme zu spüren, was zuletzt immer seltener vorgekommen war, obwohl sie nun viel mehr Zeit miteinander verbringen konnten als jemals zuvor.
    »Ich werde mich jetzt auf die Suche nach Foljatin und Hardrab machen«, sagte Madhrab, während er Elischa vorsichtig von sich wegschob. »Sobald wir zurück sind, werden wir das Lager abbrechen und die Sümpfe verlassen. Du entscheidest, an welchem Ort wir uns ein neues Leben aufbauen. Danach werde ich Nihara nach Tut-El-Baya führen.«
    »Ich komme mit dir«, bot Elischa ihre Unterstützung bei der Suche

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