Kryson 04 - Das verlorene Volk
an.
Der Bewahrer sah Elischa ernst in die Augen und zögerte einen Augenblick, während er überlegte, ob es klug war, Elischa der Gefahr einer Suche in den Sümpfen auszusetzen. Doch schließlich stimmte er zu. Die Orna konnte mit ihrem Wissen über die Natur und den besonderen Fähigkeiten des Heilens eine große Hilfe in den Grenzlanden sein. Vielleicht fanden sie die Brüder verletzt vor und durften keine Zeit verlieren, wollten sie ihr Leben retten. Neun Tage in den Grenzlanden unterwegs schienen Madhrab allerdings eine lange Zeit zu sein. Er glaubte, dass Elischa in dieser Hinsicht falschlag. Irgendetwas musste geschehen sein, was die Zwillingsbrüder aufgehalten hatte. Elischa und Madhrab würden gemeinsam herausfinden, was es war.
Das donnernde Brüllen der Sagar dröhnte schmerzhaft in den Ohren der Brüder. Es war ein furchterregendes, aus zwei Mäulern gleichzeitig erzeugtes Geräusch.
Foljatin und Hardrab hatten sich langsam auseinanderbewegt, um die Echse von zwei Seiten anzugreifen. Der geschwächte Mairon war an Ort und Stelle zurückgeblieben und beobachtete das Geschehen gebannt aus der Entfernung. Der Gesandte des Regenten hatte allerdings Mühe, seinen Kopf aus eigener Kraft zu heben. Lange würde er dem Gift nicht mehr widerstehen können.
Die Sagar wirbelte herum und schleuderte den Brüdern ihre Fangarme entgegen. Foljatin warf sich in den Schlamm, um nicht von einem der Arme gepackt und an das fürchterliche Maul der Echse gezogen zu werden. Hardrab hingegen war dem Angriff auf seine eigene Weise ausgewichen, indem er über einen der Arme gesprungen war und sogleich noch im Sprung aus der Luft zum Gegenangriff angesetzt hatte, indemer mit dem Schwert nach dem ihm am nächsten befindlichen Arm geschlagen hatte. Aber die Sagar hatte seine Absicht erkannt und den Arm rechtzeitig zurückgezogen, sodass sein Schlag ins Leere zielte.
»Konzentriere dich auf die Fangarme, Foljatin«, rief er seinem Bruder zu, »wir müssen sie der Sagar abhacken.«
»Aye«, bestätigte Foljatin kampflustig, »jeden einzelnen von ihnen.«
Foljatin spuckte die stinkende Brühe aus, die beim Sturz in seinen Mund eingedrungen war, richtete sich auf und wischte sich mit einer Hand den Schlamm aus dem Gesicht. Die Beobachtung seines Bruders war richtig. Sie würden nicht näher an die Echse herankommen und ihr keinen größeren Schaden zufügen können, solange diese sich mit den mit dicken Saugnäpfen und giftigen Stacheln übersäten Fangarmen zur Wehr setzen konnte. Aber das war leichter gesagt als getan.
Kaum hatte Foljatin seinem Bruder zu verstehen gegeben, dass er dessen Vorschlag verstanden hatte, flogen bereits die nächsten Fangarme heran. Foljatin war nicht schnell genug, um dem erneuten Angriff auszuweichen. Ein Fangarm traf ihn mit der Spitze an der Brust. Die Wucht des Aufpralls war so heftig, dass sie ihm den Atem raubte und ihn mehrere Fuß weit in tieferes Gewässer warf.
Hardrab hatte mehr Glück. Er hatte den Vorstoß kommen sehen und den richtigen Zeitpunkt seiner Verteidigung ruhig abgewartet. In einer geschickten Drehbewegung war er ausgewichen und hackte mit einem einzigen durchgezogenen Schlag zwei Fangarme ab, die sich noch für eine Weile zuckend im Schlamm wanden.
Das Missgeschick seines Bruders hatte er allerdings erst wahrgenommen, nachdem die Sagar vor Schmerzen und Wut in ein ohrenbetäubendes Geschrei verfiel, das von einem schrillen Kreischen begleitet wurde. Eine Steigerungihres anfänglich drohenden Gebrülls hatte er nicht für möglich gehalten, wurde nun aber lautstark eines Besseren belehrt. Seine warnenden Rufe gingen in dem Lärm unter, den die Sagar verursachte. Hardrab hatte aus dem Augenwinkel eine Schar von Panzerechsen wahrgenommen, die hinter Foljatin geräuschlos ins Wasser geglitten waren und sich in der Hoffnung auf fette Beute mit raschen, geschmeidigen Bewegungen knapp unter der Wasseroberfläche unaufhaltsam auf ihn zubewegten. Hardrab hatte die tödliche Gefahr sofort erkannt und versuchte verzweifelt seinem Bruder Zeichen zu geben. Doch dieser war mit sich selbst beschäftigt, versuchte nach Luft zu schnappen und sich in der Rüstung an der Oberfläche zu halten. Er hatte sich von dem Schlag noch nicht erholt. Das war offensichtlich. Foljatin blieb allerdings nur wenig Zeit, sich ans vorerst rettende Ufer zu schleppen. Es hatte keinen Zweck. Hardrab musste sofort etwas unternehmen und er durfte dabei keine einzige Sardas verlieren.
Er achtete nicht auf die
Weitere Kostenlose Bücher