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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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hatoder was du selbst über dich herausgefunden hast. Aber ich denke, es wird Zeit, dir die ganze Wahrheit zu erzählen, bevor du nach Tut-El-Baya aufbrichst.«
    »Sapius hat hin und wieder Andeutungen gemacht. Einen Teil dessen, was du mir erzählen willst, konnte ich fühlen«, gab Tomal zu.
    »Setz dich zu mir, mein Sohn. Ich will dir ein klein wenig von unserer Vergangenheit schildern.«
    Tomal nahm ihr gegenüber im Sessel Platz.
    »Gleichgültig was ich dir erzählen werde, ich liebe dich und ich hoffe, du wirst mich immer als deine Mutter sehen und ebenso lieben. Ich weiß nicht, wie ich es dir am besten sagen soll«, begann Alvara die Geschichte, die auch die ihres adoptierten Sohnes war, »ich will sehr offen und direkt zu dir sein, auch wenn es dich verletzen mag. Das bin ich dir als Mutter schuldig. Denke darüber nach. Du bist nicht mein leiblicher Sohn, und Corusal war nicht dein Vater …«
    »Das weiß ich …«, unterbrach Tomal die Fürstin.
    »… und das dachte ich mir. Aber nun konnte ich es bestätigen und du hast endlich Gewissheit. Zumindest fühle ich mich jetzt besser, als sei soeben eine schwere Last von mir genommen worden. Ich denke aber, du hast noch nicht in Erfahrung gebracht, wer dein Vater ist.«
    »Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Über meine leibliche Mutter habe ich eine Ahnung. Sie war meine Amme, gab mir die Brust und nährte mich, nicht wahr? Bis ich sie verstieß und sie plötzlich nahezu spurlos aus dem Palast verschwand.«
    »Das stimmt. Ihr Name lautete Elischa und sie war eine heilige Orna. Wir wissen nicht, was mit ihr geschehen ist, und vermuteten ein Verbrechen.«
    »Das werde ich herausfinden«, behauptete Tomal mit Gewissheit.
    »Es ist viel Zeit vergangen, und wir haben lange nach ihrgesucht, bevor wir die Hoffnung aufgaben. Die Spuren waren nicht eindeutig. Aber wer weiß, vielleicht kannst du Elischas Schicksal mit deinen außergewöhnlichen Begabungen noch irgendwann ergründen. Doch lass mich von deinem Vater erzählen: Er war ein großer Kämpfer. Und es hieß, er besäße die Gabe des Kriegers. Er wurde Bewahrer des Nordens genannt und gehörte als Lordmaster dem Orden der Sonnenreiter an. Sein tadelloser Ruf, das singende Blutschwert Solatar und die rot schimmernde Rüstung waren legendär. Er wurde Madhrab genannt. Von seinem eigenen Orden schwerer Verbrechen angeklagt und verurteilt, gewährten wir ihm und Elischa Unterschlupf im Eispalast, denn wir hielten ihn für unschuldig. Und das war er auch. In unseren Augen war er ein Opfer politischer Intrigen im Kampf um die Macht in den Klanlanden. Madhrab hatte viele Neider und Feinde, denen er zu mächtig geworden war. Immerhin haben die Nno-bei-Klan ihm ihr Überleben zu verdanken, denn er war es, der die Rachuren in der Schlacht am Rayhin schlug. Aber Madhrab wollte nicht auf der Flucht leben und sich vor seinen Häschern verstecken. Die Flucht hatte er nur deshalb gewählt, weil er Elischa und ihr ungeborenes Kind in Sicherheit bringen wollte. Nachdem er sein Ziel erreicht hatte, verließ er Elischa und uns, um sein Urteil anzunehmen. Ich glaube, dass es nur wenige Klan wie ihn gibt, die sich ihrer Verantwortung und einer schrecklichen Bestrafung offen stellen würden. Aber so war Madhrab. Ein Mann, der für seine Verpflichtungen lebte. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Es geht das Gerücht, er habe Quadalkar und die Bluttrinker vernichtet. Jüngst habe ich sogar vernommen, dass ein Gefangener der Grube entkommen und wie ein von Rache beseelter Geist durch Ell gezogen sei, um seine Feinde und die Verräter zu richten. Die Bewahrer wissen bestimmt mehr darüber.«
    »Das habe ich auch gehört«, nickte Tomal, »ich werde dieBewahrer nach seinem Verbleib befragen. Aber sag mir, Mutter, was genau ist Corusal zugestoßen. Du hast mir nie erzählt, was sich genau ereignete, und Baylhard schweigt wie ein Grab.
    Der Blick Alvaras verfinsterte sich, und sie begann am ganzen Leib zu zittern, als sie den Namen ihres verstorbenen Gatten vernahm. Schließlich begann sie mit belegter Stimme und mit Tränen in den Augen von dem Giftanschlag zu erzählen.
    »Die Praister haben ihn ermordet. Ich glaube, dass auch Corusal ein Opfer im Kampf um die Macht auf Ell geworden ist. Seine Stärke und seine Umsicht waren vielen ein Dorn im Auge. Er war beliebt bei den Klan und wäre gewiss gefragt worden, die Nachfolge Haluk Sei Tans nach dessen Ableben anzutreten. Vielleicht hätte er die Regentschaft abgelehnt, denn

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