Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
erklangen von den Zuschauern, die nicht mit einer solchen Bestrafung gerechnet hatten.
    »Schweigt und seht zu!«, rief Thezael. »Es ist ein hoher Preis, den der Verrat an unserem Frieden fordert. Die Strafe kann nicht hart genug sein. Wir brauchen Genugtuung.«
    Thezael gab den Chimärenkriegern ein Handzeichen. Die vier Krieger schwangen sich auf den Rücken der Pferde und trieben sie mit dem Druck ihrer Schenkel an. Die Ketten und Seile, an denen sie die Gliedmaßen von Ayadaz festgebunden hatten, spannten sich und knirschten.
    Ayadaz schrie, als er spürte, wie sich seine Sehnen und Muskeln dehnten. Seine Knochen drohten knackend aus den Gelenken zu springen.
    Aber noch war es nicht so weit. Die Pferde wurden wieder einige Schritte zurückgetrieben. Ayadaz fiel keuchend mit dem Rücken auf den Steinboden. Er schlug mit dem Hinterkopf auf das Pflaster und blutete aus einer Platzwunde. Darfas wurde von den Praistern angewiesen, dem Verurteilten an einigen Stellen mit einem Messer Schnitte zuzufügen. Thezael gönnte Ayadaz nur eine kurze Pause, bevor er die Chimärenkrieger anwies, die Pferde wieder nach vorne zu treiben und den Körper von Habladaz’ Neffen auseinanderzureißen. Die Haut riss an den Schnittwunden tiefer und tiefer in das Fleisch ein. Ayadaz drohte das Bewusstsein zu verlieren. Seine Peiniger gossen ihm kaltes Wasser über das Gesicht. Sein Körper schmerzte. Ihm tat alles weh.
    Ein letztes Mal trieben seine Peiniger die Pferde an. Langsam, Schritt für Schritt zogen sie in entgegengesetzte Richtungen. Die markerschütternden Schreie des Gepeinigten verstummten bald. Aber die Pferde liefen weiter. Sie zogen und zogen, bis die Tortur endlich vorbei war. Ayadaz war tot.
    Doch Thezael hatte noch lange nicht genug. Er kostete seine Rache in vollen Zügen aus und ließ Raussa auf den Platz bringen, nachdem zuvor die Überreste von Ayadaz eingesammelt und entfernt worden waren.
    Auch Raussa wurde zwischen die Pferde gebunden. Doch statt um ihre Beine wickelten sie eine Kette um ihren Unterleib, die mit zwei Pferden verbunden war und in eine Richtung gezogen werden sollte. Ihre Handgelenke wurden an die beiden anderen Pferde gebunden.
    »Seht die Regentin Raussa! Einst geboren als Tochter eines großen Regenten«, rief Thezael, »sie hat euch verraten und den Tod verdient. Ihre Überheblichkeit brachte sie dorthin, wo sie jetzt ist. Sie wird ein schnelles Ende finden. Die Schatten warten schon auf sie.«
    Thezael gab den Chimärenkriegern erneut ein Zeichen. Die Krieger gaben den Pferden die Sporen. Nicht langsam wie bei Ayadaz, sondern schnell und abrupt. Ein schriller Schrei erfüllte den Markplatz, als Raussas Leib mit einem Ruck nach oben gezogen wurde, sich unter der Spannung aufbäumte und auseinandergerissen wurde. Sie war auf der Stelle tot.
    Den ganzen Tag und auch am folgenden Tag ließ Thezael angebliche Verräter und Mitglieder des Rates der Fürsten auf dem Marktplatz hinrichten. Die Angst ging in Tut-El-Baya um.
    Der oberste Praister war zurückgekehrt und mit ihm die Folter und die Barbarei, von der sie geglaubt hatten, sie längst überwunden zu haben.
    Die Herrschaft der Rachuren und Todsänger hätte kaum schrecklicher sein können als der Zorn der Praister.

Die Macht der heiligen Mutter
    E lischa fand Ayale in der Bibliothek. Die alte Ordensschwester saß tief über einer Schriftrolle gebeugt an einem der zahlreichen Tische. Sie hatte eine Öllampe angezündet und neben sich auf den Tisch gestellt. Ayale hielt das Blatt der Schriftrolle dicht vor die Nase. So nah, dass sie mit der Nasenspitze beinahe dran stieß. Als Elischa sie ansprach, blickte sie auf und legte die Schriftrolle zur Seite.
    »Meine Augen sind nicht mehr die besten«, beklagte sich Ayale, »ich kann die Worte nur noch aus der Nähe entziffern. Das ist nicht gut.«
    »Was liest du?«, wollte Elischa wissen.
    »Ach …«, Ayale winkte ab, »… nichts von Bedeutung. Etwas über die Heilkraft der Aschori-Wurzel. Sie hilft gegen Fieber und Wundbrand. Werden der Wurzel andere Kräuter beigemischt, vertreibt sie Gelenkschmerzen. Versetzen wir sie aber mit Garakkablättern, dann wird sie zu einem tödlichen Gift, das nach nichts schmeckt, schnell wirkt und sich nicht nachweisen lässt. Es ist eigenartig, wie sich die heilende Wirkung der Wurzel in das Gegenteil umkehren lässt. Die Blätter des Garakkabusches sind alleine harmlos und überhaupt nicht giftig.«
    »Das ist doch interessant, Ayale«, meinte Elischa, »ich

Weitere Kostenlose Bücher