Kryson 05 - Das Buch der Macht
schüttelte Elischa den Kopf.
»Es ist die Wahrheit, Kind«, beharrte Ayale.
»Deine Wahrheit, nicht die meine. Ich muss erst darüber nachdenken«, ließ sich Elischa mit einem tiefen Seufzer erschöpft auf ihr Lager fallen, »ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen werde.«
»Du bist unsere heilige Mutter«, sagte Ayale, »ich vertraue dir, gleichgültig wie du entscheiden wirst. Du kannst mich aus dem Orden ausschließen oder bestrafen. Du kannst die Sache auch auf sich beruhen lassen und so tun, als wüsstest du von nichts. Oder du akzeptierst vor aller Augen und Ohren diejenigen Brüder und Schwestern, die sich den Saijkalrae angeschlossen haben. Ich werde jeden deiner Entschlüsse respektieren.«
»Wie viele Ordensmitglieder gehören den Saijkalsan an?«, wollte Elischa wissen.
»Neben mir noch drei Schwestern und zwei Brüder«, verriet Ayale leise, »ich werde dir nicht sagen, wer sie sind. Das wirst du schon selbst herausfinden müssen. Aber glaube mir, die Saijkalsan sind nicht das Problem des Ordens. Wir stehen zu dir, willst du den Orden auf den richtigen Weg zurückführen.«
Tarratar hatte Elischa einige Ratschläge gegeben, wie und mit welchen Mitteln sie die Ordnung in den Häusern wiederherstellen könnte. Dennoch war sich die heilige Mutter noch nicht sicher, ob sie wirklich zum Äußersten greifen sollte, um die Bewahrer zur Besinnung zu rufen. Was blieb ihr anderes übrig? Ohne die Unterstützung des hohen Vaters waren ihr die Hände gebunden. Also musste sie genau an dieser Stelle ansetzen, wollte sie erfolgreich sein.
»Was weißt du über das Herz und das Gehirn des Kriegers, Ayale?«, fragte Elischa plötzlich.
Die alte Ordensschwester pfiff überrascht durch die wenigen Zähne, die ihr noch verblieben waren.
»Du hast die geheime Kammer und die Steine also gefunden. Das ist gut«, stellte Ayale lobend fest.
»Ich musste Tarratar doch einen Schlüssel bringen. Als ichdazu die Kammer durchsucht habe, habe ich die Steine auf einem Altar gesehen.«
»Ja, der Wächter des Buches darf den Schlüssel jederzeit von der Hüterin verlangen und sie muss seinen Wünschen folgen. Aber Veränderungen stehen uns allen bevor, wenn Tarratar das Buch aus seinem Versteck holt. Es droht Gefahr. Niemand kann voraussagen, was geschehen wird, wenn das Buch der Macht in die falschen Hände gerät«, erklärte Ayale. »Auch die Saijkalrae trachten nach dem Buch. Ich werde ihnen davon berichten müssen.«
»Das wirst du schön bleiben lassen, Ayale«, sagte Elischa, »ich verbiete es dir.«
Ayale schüttelte traurig den Kopf. Es war offensichtlich, dass sie mit sich selbst um eine Entscheidung rang.
»Du verlangst viel von mir«, sagte Ayale betrübt. »Die Saijkalrae werden nicht erfreut sein, sollten sie je erfahren, dass das Buch der Macht aus seinem Versteck geholt wurde und ich davon wusste. Aber ich bin eine Orna und an das Wort der heiligen Mutter gebunden, solange du mich nicht von meinen Verpflichtungen entbindest und aus dem Orden entlässt.«
»Sie müssen es nicht erfahren. Nur du, Tarratar und ich wissen davon.«
»Und die Hüterin des zweiten Schlüssels, nehme ich an.«
»Es gibt noch einen zweiten Schlüssel?« Elischa horchte auf.
»Ja«, sagte Ayale, »aber ich weiß nicht, wer die andere Hüterin ist und wo sie den Schlüssel verborgen hält. Das wissen nur Tarratar und die zweite Hüterin.«
»Ich verstehe. Das bedeutet, dass du auch nicht weißt, wo das Buch ist und wie es aus dem Versteck geholt werden kann. Die Saijkalrae können dir also nichts vorwerfen.«
»Es genügt, dass ich ihnen eine wertvolle Information unterschlage. Das alleine wird sie erzürnen.«
Elischa würde nicht von ihrem Verbot abrücken und Ayalenicht helfen können. Die Schwierigkeiten hatte sich die alte Ordensschwester selbst zuzuschreiben. Niemand hatte sie gezwungen, sich den Saijkalrae anzuschließen. Die heilige Mutter wollte noch keine Entscheidung in dieser Sache treffen. Sie wollte mehr über die Steine erfahren, die sie entdeckt hatte.
»Die Macht der heiligen Mutter ist groß«, sagte Ayale, erneut auf die Gegenstände angesprochen, »der hohe Vater wird sich ihr beugen müssen, wollen er und der Orden der Sonnenreiter weiterbestehen.«
»Was schlägst du vor, was ich tun soll?«
»Geh und suche den hohen Vater auf«, sagte Ayale, »Yilassa wird dir eine Unterredung nicht abschlagen können. Versuche sie von der Notwendigkeit eines Kurswechsels zu überzeugen. Sollte dir das nicht
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