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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Felsen Kontakt aufzunehmen, mit schwindender Hoffnung verfolgt.
    »Wir schneiden ein Loch in das Fleisch und legen den Fels darunter frei«, schlug Sapius vor.
    Aber das war leichter gesagt als getan. Tomal musste an verschiedenen Stellen mehrmals ansetzen. Kaum hatte er einen tiefen Schnitt angesetzt, schloss sich die blutende Wunde sofort wieder und hinterließ eine Narbe.
    »Du musst schneller und härter arbeiten«, spornte Sapius den Lesvaraq an, »Schnitt für Schnitt über eine größere Fläche, damit sich das Fleisch nicht selbst heilen kann. Ich unterstütze dich mit der Magie und dem Stab des Farghlafat.«
    Wütend schlug Tomal auf die Wand ein und setzte wie von Sapius vorgeschlagen kurz hintereinander mehrere Schnitte. Bevor sich die Wunden wieder schließen konnten, fuhr der Magier mit dem Stab des Farghlafat über das verletzte Fleisch, während er Worte aus der Sprache der Altvorderen formte. An den Stellen, an denen er die Wunden mit dem Stab berührte, verfaulte das Fleisch, statt sich heilend zu schließen. Ein fürchterlicher Verwesungsgestank verbreitete sich plötzlich in dem Gang. Sapius und Tomal wiederholten ihren Angriff auf die Grubenwände mehrmals hintereinander, bis sie sich durchdie dicke Schicht durchgearbeitet hatten und der blanke Fels sichtbar wurde.
    »Versucht es noch einmal«, sagte Sapius an Vargnar gewandt.
    »Rodso ist zu erschöpft«, antwortete der Felsenprinz, »ich werde es selbst versuchen.«
    Der Felsgeborene legte seinen Kopf seitlich auf die freie Stelle zwischen den stinkenden Fleischresten und lauschte dem Flüstern der Steine. Sein Gesicht hellte sich auf. Voller Hoffnung und Ungeduld beobachteten die Streiter Prinz Vargnar. Es dauerte lange, bis er sich wieder von der Wand löste. Das Fleisch hatte an den Rändern bereits begonnen, sich Faser für Faser zu erneuern und über die mühsam freigelegte Stelle zu wuchern.
    »Was konntet Ihr in Erfahrung bringen, Prinz Vargnar«, wollte Sapius wissen.
    »Unsere Vermutung war richtig«, antwortete der Felsgeborene, »die Steine berichten, dass die Grube nicht so groß ist, wie wir annahmen. Wir müssten unserem Ziel sehr nahe sein. Die meisten Gänge entspringen unseren Gedanken. Sie sind nicht wirklich. Das ist auch der Grund, warum wir auf keine Markierungen gestoßen sind, obwohl wir das Fleisch entlang unseres Weges gezeichnet haben. Schlagt Ihr in Euren Träumen eine Wunde, ist sie verschwunden, sobald Ihr erwacht.«
    »Aber wie geht es jetzt weiter?«, fragte Renlasol. »Ich sehe keinen Unterschied. Die Gänge sind immer noch da. Wachen oder träumen wir?«
    »Wir sind wach, nehme ich an«, meinte Vargnar, »aber wir waren es bestimmt nicht die ganze Zeit, seit wir in die Grube kamen. Ich weiß nicht, wie lange wir geschlafen haben. Traum und Wirklichkeit unterscheiden sich in der Grube nicht.«
    »Es könnten Sonnenwenden vergangen sein«, befürchtete Sapius.
    »In der Tat«, bestätigte Vargnar die Ängste des Magiers, »sehen wir uns an. Uns sind die Veränderungen nicht aufgefallen, weil wir uns Tag für Tag sehen. Aber wir sind älter geworden. Einige von uns jedenfalls.«
    »Wie finden wir das Buch in diesem Verwirrspiel?«, fragte Tomal.
    »Indem wir uns frei von unseren Vorstellungen eines Gefängnisses, der Schranken und eines unüberwindlichen Labyrinths machen. Wir müssen die Mauern unseres eigenen Geistes überwinden, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt«, meinte Vargnar, »die Ewigkeit. Eine unglaubliche Macht.«
    »Die eigenen Grenzen erkennen und überschreiten. Das ist nicht leicht«, seufzte Sapius. »Möglicherweise reicht unsere Vorstellungskraft dazu nicht aus, die Unendlichkeit zu erfassen.«
    »Wir sollten es wenigstens versuchen«, schlug Vargnar vor, »sonst sitzen wir hier ewig fest. Es genügt, wenn es einem von uns gelingt, hinter die Fassade zu blicken und den Weg zu erkennen.«
    Sapius war es gewohnt, sich mit Fragen zu beschäftigen, die den Verstand anderer Wesen überforderten. Der Magier wusste auch, wie es sich anfühlte, seine Gedanken von unnötigem Ballast zu leeren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eine Übung der Konzentration, die er für seine Magie häufig brauchte. Illusionen zu erschaffen gehörte zu seinen Stärken. Eigentlich hätte es ihm leicht fallenmüssen, sich aus dem Gefängnis des Gedankenschinders zu befreien. Aber das war es nicht. Etwas in seinem Geist hielt ihn davor zurück. Es war, als wollte es ihn davor warnen, zu weit zu blicken und

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