Kryson 05 - Das Buch der Macht
nach.
»Das werde ich oder das Buch wird das für Euch vollbringen«, versprach Tarratar, »vorausgesetzt, Ihr meistert die Prüfungen.«
Sapius nahm erleichert die Kiste in Augenschein, auf der Tarratar saß. Sie wirkte schlicht und stabil, war jedoch ringsherum mit einem starken, dunklen Metall beschlagen.
»Was ist in der Kiste?«, fragte Sapius neugierig.
»Das Buch der Macht?«, legte Tarratar den Kopf schief und grinste.
»Dann haben wir unser Ziel erreicht«, mischte sich Tomal ein. »Öffnet die Kiste, Tarratar, und gebt uns das Buch.«
»Hoi, hoi, hoi, ich lasse Euch einen Blick darauf werfen«, sagte Tarratar, »mehr nicht. Danach werdet Ihr geprüft und das Buch wird uns sagen, wen es für würdig befindet. Der vom Buch Auserwählte wird die Schlüssel erhalten und darf das Buch der Macht an sich nehmen.«
Mit den beiden Schlüsseln öffnete Tarratar die Kiste, die mit einem schwarz glänzenden Stoff ausgekleidet war. Darauf lag ein brauner, abgegriffener Band. Daneben befanden sich einige Schreibutensilien, wie ein Federkiel, ein Griffel, ein schmutziges Tuch, eine Schale und eine durchsichtige Phiole,die eine blutrote Flüssigkeit enthielt. War das das Buch der Macht? Sapius wusste es nicht. Er konnte nicht sagen, was er erwartet hatte. Jedenfalls nicht das. Dennoch erinnerte er sich daran, den Gegenstand und die Utensilien schon einmal gesehen zu haben.
Das Buch der Macht
S apius und die Streiter konnten zunächst schwerlich glauben, dass dieses Buch die gesamte Geschichte Krysons beinhalten sollte. Dafür schien es viel zu leicht zu sein. Der Magier schätzte, dass sich in dem Einband höchstens zehn Seiten befinden konnten.
Tarratar nahm den Gegenstand aus der Kiste, hielt ihn hoch und zeigte ihn den Streitern. Auf dem Ledereinband waren auf der Vorderseite einige Symbole aus der alten Schrift und Sprache eingeritzt, mit Blut geschrieben. Sapius versuchte die Zeichen zu entziffern und begann in seinem Kopf Stück für Stück ein Wort zu formen.
»Rucknawzor« , ergaben die einzeln zusammengesetzten Symbole nach Sapius’ Meinung.
Der Magier hatte diesen Begriff schon einmal gehört oder gelesen, verband jedoch keine tiefere Bedeutung damit. Er setzte gerade an, das Wort laut auszusprechen, als Tarratar erschrocken die Hand hob und ihn im letzten Moment zurückhielt. Sapius klappte seinen Mund wieder zu.
»Wagt es nicht, den Namen auszusprechen!«, rief der Narr und schüttelte dabei heftig den Kopf. »Nicht in der Gegenwart des Buches.«
»Soll dies das Buch der Macht sein?«, fragte Sapius irritiert.
»Das ist das Buch, das ihr sucht«, antwortete Tarratar.
»Aber … es ist so dünn und unscheinbar«, gab Renlasol zu bedenken.
»Ihr solltet die Macht eines Gegenstandes oder eines Wesens nicht an Äußerlichkeiten festmachen«, riet Tarratar. »Es mag Euch auf den ersten Blick unbedeutend und klein erscheinen, aber die wahre Kraft ruht in seinem Inneren.«
Tarratar schlug die erste Seite des Buches auf. Zur Verwunderungder Streiter war sie leer wie auch die folgenden drei Seiten, die der Narr für sie umblätterte. Mehr Seiten wies das Buch nicht auf.
»Vier leere Seiten?«, wunderte sich Tomal. »Wollt Ihr uns auf den Arm nehmen? Ist das alles? Haben wir etwa für dieses Nichts unsere Zeit verschwendet?«
»Das ist alles«, grinste Tarratar.
»Was sollen wir damit anfangen?«, wollte Malidor wissen.
»Ich sehe, ihr alle zweifelt noch an der wahren Macht des Buches«, zuckte Tarratar resignierend mit den Schultern, »das solltet Ihr nicht, wenn wir mit den Prüfungen beginnen. Glaubt an das, was Ihr nicht sehen könnt. Ich zeige Euch, was das Buch vermag.«
Der Narr nahm den Federkiel und die Phiole aus der Kiste, tauchte das Schreibwerkzeug in die Flüssigkeit und schrieb einige Worte auf die erste Seite des Buches. Kaum hatte er seinen Eintrag beendet, legte er die Gegenstände wieder zur Seite und betrachtete die Streiter eingehend, die plötzlich völlig entblößt vor ihm standen und sich vor Schmerzen die Bäuche hielten. Ihre nackten Körper waren von eitrigen Beulen übersät, ihre teils bis auf den Boden reichenden Haare fielen büschelweise aus. Auch der Felsgeborene wurde von der Krankheit nicht verschont. Seine Felsenhaut zeigte Auswüchse und platzte an mehreren Stellen auf, aus denen eine schwarze, stinkende Flüssigkeit lief. Nur Belrod, der seine Gefährten mit großen Augen staunend ansah, zeigte keinerlei Anzeichen einer Krankheit.
»Hoi, hoi, hoi«, rief
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