Kryson 05 - Das Buch der Macht
der Magier darunter versteckt!«, meinte die Frau.
In Sapius’ Kopf rasten die Gedanken wild durcheinander. Ihm wurde heiß und kalt. Schweiß trat auf seine Stirn. Sie würden das Buch entdecken, wenn ihm nicht sofort eine Ablenkung einfiele oder es ihm nicht gelänge, die Räuber von ihrem Vorhaben abzubringen.
»Ich bin verwundet«, jammerte er, »löst ihr den Verband, verblute ich. Bitte, ich flehe euch an. Ihr habt mir doch bereits alles genommen, was ich besitze.«
Sapius merkte, dass dies ein überaus schlechter Versuch war. Er hatte die Räuber nur neugieriger gemacht.
»Was kümmert uns das?«, sagte die Frau. »Ob du zu den Schatten gehst oder weiterlebst, das macht für uns keinen Unterschied.«
Sapius stieg Rauch in die Nase. Er hustete. Der große Räuber hatte in seiner Nähe ein Feuer entzündet und bereits damit begonnen, die Kleidungsstücke des Magiers zu verbrennen. Die Räuberin hingegen zauberte ein langes Messer unter ihren Tüchern hervor.
Die Frau zögerte nicht und schnitt den Verband durch. Dabei verletzte sie Sapius mit einem tiefen Schnitt in den Bauch. Der Magier zuckte zusammen und stöhnte.
»Hat wehgetan, was?«, fragte die Frau lächelnd in einem spöttischen Tonfall. »Wie schade, dass die Blitze zwar den Körper lähmen, den Schmerz jedoch nicht unterdrücken. Jedenfalls hast du jetzt einen Grund, einen Verband zu tragen«, meinte sie.
Die Frau nahm Sapius die Kiste ab und zeigte sie den anderen Räubern. Sie öffnete sie, entdeckte das Buch, blätterte kurz darin und schlug es sofort enttäuscht wieder zu.
»Ist es das, wonach wir gesucht haben?«, fragte sie. »Es ist abgegriffen und schäbig. Die Seiten sind leer. Das ist wertlos für uns. Wir sollten es mit seiner Kleidung verbrennen.«
»Auf keinen Fall«, sagte der groß gewachsene Räuber, »das ist das Buch, nach dem wir gesucht haben. Das Buch der Macht. Deine Beschreibung und das Aussehen passen genau. Ich bin mir sicher, dass es das richtige ist. Der Herr wird begeistert sein!«
Sapius hatte eine schreckliche Vorahnung, für wen die Räuberarbeiteten. Ihm wurde in seiner Haut immer unwohler zumute. Wer waren sie? Was hatten sie vor? Wer war der Herr, von dem sie sprachen? Sapius hatte keinen Zweifel daran, dass die Räuber über eine magische Begabung verfügen mussten, es sei denn, sie wären vor ihrem Raubzug mit magischen Waffen oder Artefakten ausgestattet worden, die es ihnen erlaubten, einen erfolgreichen Angriff auf einen Magier wie ihn zu führen. Er hatte die Angreifer unterschätzt und war prompt in die Falle gegangen.
»Wer seid Ihr?«, wollte Sapius wissen.
»Finde es heraus, wenn du kannst«, sagte die Frau, »von uns erfährst du nichts.«
»Ihr seid keine gewöhnlichen Räuber«, stellte der Magier fest, »seid Ihr Saijkalsan im Dienste der magischen Brüder.«
Das Gelächter der Bande klang Sapius lange in den Ohren. Sie tanzten um ihn herum, verhöhnten und verspotteten ihn, wie er halb nackt und wehrlos vor ihnen lag. Sapius schämte sich vor ihren Blicken.
»Sollen wir seinen Wanderstab auch verbrennen?«, fragte die Metallstimme mit einem Blick auf den Stab des Farghlafat.
»Der Stab wird nicht entflammen«, antwortete die Frau, »er wurde aus dem Holz des Lebensbaums geschnitten. Um ihn zu vernichten, bräuchtest du magische Hitze oder ein Drachenfeuer. Soviel ich weiß, stammt der Stab des Magiers nicht von dieser Welt. Wir sollten ihn trotzdem mitnehmen, vielleicht hat unser Herr dafür Verwendung.«
»Ihr werdet damit nicht durchkommen«, keuchte Sapius, dessen Gefühl der Hilflosigkeit plötzlich tiefer Verzweiflung wich, »lasst mir den Stab. Ich flehe Euch an. Er wird niemandem außer mir gehorchen.«
Das Buch der Macht, den Stab des Farghlafat und seine Kleidung wollte ihm die Bande nehmen. Wie sollte er mit dieser Schmach weiterleben? Er hatte verloren. Wie konnte erals Yasek der Drachenreiter vor seinem Volk bestehen? Was würde er ihnen erzählen? Sollte er ihnen beichten, er habe alles verloren und Ell und die Tartyk durch seine Schwäche in große Gefahr gebracht?
»Lass das nur unsere Sorge sein«, sagte der groß gewachsene Räuber, »deine Drohungen sind so leer wie die Seiten deines Buches. Wir nehmen den Stab mit.«
Sapius wurde übel vor Angst und Sorge und er musste sich vor den Augen seiner Peiniger übergeben. Er war sich der Treue seines Stabes keineswegs sicher. Würde das Holz des Farghlafat auch einem anderen magiebegabten Wesen dienen?
»Der Magier
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