Kryson 05 - Das Buch der Macht
es abgesehen?« , grübelte Sapius in Gedanken. »Wer außer Yilassa und Renlasol weiß davon, dass ich das Buch bei mir trage? Hat mich jemand im Ordenshaus heimlich beobachtet und verfolgt? Oder habe ich einfach nur Pech und dies sind gewöhnliche Wegelagerer, die meine spärliche Habe, Gewand und Stiefel rauben wollen? Aber warum konnte ich sie nicht abschütteln? Verfügen sie über magische Kräfte?«
»Leg den Stab nieder, tritt beiseite und zieh dein Gewand und die Stiefel aus«, befahl ihm eine Frauenstimme barsch, »wirf die Sachen rüber, sobald du sie ausgezogen hast.«
Sapius kam die Stimme fremd vor, aber sie konnte ebenso gut verstellt sein, damit er sie nicht sofort erkannte. Beinahe war er erleichtert, glaubte er doch, die Gestalten wollten nur seine Kleider stehlen. Aber er dachte nicht im Traum daran, den Räubern zu geben, was sie von ihm verlangten.
»Gebt auf und lasst mich ziehen«, forderte Sapius, »das wird besser für euch sein. Ich behalte meine Habe und ihr euer Leben. Vergessen wir den Vorfall, gehen unbehelligt unserer Wege und ich werde euch nichts nachtragen.«
Das folgende Gelächter aus drei Kehlen ärgerte den Magier. Die Räuber nahmen ihn nicht ernst oder unterschätzten seine Fähigkeiten. Er war verwundert darüber, dass sie glaubten, ihn alleine durch ihr plötzliches Erscheinen beeindrucken zukönnen. Er hatte keine Lust, sich länger mit dem Gesindel herumzuärgern.
»Mach ein Ende«, sagte er in Gedanken zu sich selbst, » sie haben es nicht anders verdient.«
Er senkte den Stab und berührte mit der Spitze den Boden. Während er sich drehte und schnell einen Kreis um sich herum zeichnete, murmelte er die Worte:
»Agwar sa karam.«
Der Kreis entflammte, sobald er geschlossen war. Dunkles, fast schwarzes Feuer breitete sich rasch aus und raste auf die Gestalten zu. In seiner Konzentration der Magie bemerkte Sapius die taghellen Blitze nicht, die aus verschiedenen Richtungen plötzlich durch die Flammenwand zuckten. Sie trafen den Magier und schleuderten ihn zu Boden. Sapius schrie vor Schmerzen laut auf.
Der Stab des Farghlafat glitt ihm aus den Händen. Sein Herz raste, während sein Körper an den getroffenen Stellen langsam taub wurde. Er war nicht in der Lage, sich zu bewegen, und dachte panisch, er wäre gelähmt. Sein Geist war jedoch hellwach. Dennoch gelang es ihm nicht, die Magie aufrechtzuerhalten. Die Flammen der Dunkelheit erstarben, bevor sie seine Gegner erreicht hatten.
Vorsichtig näherte sich eine der Gestalten, dem am Boden liegenden und schwer atmenden Magier. Sie lachte ihn aus, während sie ihm mit dem Fuß kräftig gegen Kopf, Brust und Beine trat. Sapius stöhnte bei den Tritten in sein Gesicht. Zu mehr war er nicht imstande. Die Misshandlungen an seinen Beinen spürte er nicht.
»Außer Gefecht! Seht euch dieses Häufchen Elend an«, sagte die Gestalt spöttisch in einer metallisch klingenden Stimme, während sie mit dem Finger auf den Magier zeigte, » es wollte uns überlisten und nun liegt es jammernd auf der Erde und frisst Asche und Staub, die es uns zugedacht hatte.«
»Die Stimme klingt eigenartig verfremdet und unwirklich«, dachte Sapius bei sich.
»Spiel nicht mit ihm. Nimm seine Sachen und lass uns verschwinden«, forderte die Frau ihren Gefährten auf.
»Dann komm her und hilf mir gefälligst dabei«, verlangte die Metallstimme verärgert, »der Magier könnte einen Weg aus der Starre finden und uns gefährlich werden.«
»Ich verbrenne seine Kleidung«, sagte der groß gewachsene Räuber, während er sich Sapius nun ebenfalls näherte.
Sapius wollte sich zur Wehr setzen, doch er war nicht in der Lage, auch nur einen Finger zu krümmen. Der groß gewachsene Räuber stellte sich mit seinem ganzen Gewicht auf Sapius’ Rücken und drückte ihm mit einer Hand das Gesicht in den Boden. Die Frau und der andere Mann zogen währenddessen Sapius’ Stiefel und Hose aus. Mit vereinten Kräften drehten sie den Magier auf den Rücken, zerrten ihm den Kapuzenmantel vom Leib und zogen ihm sein Gewand über den Kopf, bis er nur noch mit einem leichten Wollhemd bekleidet war.
»Sieh an«, sagte die Frau überrascht, »was haben wir denn da?«
»Was hast du entdeckt?«, fragte einer ihrer Gefährten neugierig.
Sie schob Sapius’ Hemd nach oben und legte die Tücher frei, die er sich um den Bauch gebunden hatte, um das Buch der Macht darunter zu verbergen.
»Er trägt einen Verband unter seinem Hemd. Wollen wir doch einmal sehen, was
Weitere Kostenlose Bücher