Kryson 05 - Das Buch der Macht
mehr lange dauern. Er konnte bereits die lauernden Schatten an den Wänden sehen.
»Prächtig, prächtig und gesund«, rieb sich Thezael freudig die blutigen Hände.
Plötzlich wurde es Nacht um den Fürsten und sein Herz blieb stehen. Er spürte die kalte Hand des Schattens, die sich um sein Herz legte und hörte Thezael lautstark fluchen, bevor dessen Stimme langsam verblasste.
Ein letztes Lächeln schlich sich in das Gesicht des Sterbenden.
»Verdammt! Ich bin noch lange nicht fertig mit ihm«, schrie Thezael, »haltet Euch zurück! Ich rufe Euch, wenn es so weit ist.«
Die Schatten hatten kein Einsehen mit dem tobenden Praister, der verzweifelt versuchte den Fürsten zurückzuholen. Drolatol war tot und ging seinen Weg zu den Schatten unbeirrt weiter. Thezael konnte ihn nicht zurückbringen.
*
Lächelnd verließ Nalkaar die Trutzburg zu Fallwas und ließ sich von Murhab auf die Aeras Tamar führen. Dort wollte der Todsänger sein neues Quartier einrichten und sich über die neuesten Errungenschaften der Klan unterrichten. DieRachuren hatten einen entscheidenden Erfolg errungen. Das wurde Nalkaar in diesem Augenblick des Triumphes vollends bewusst. Er rieb sich freudig die Hände. Der Feldzug entwickelte sich ganz in seinem Sinne. Und er war der Vater dieses Erfolges. Tut-El-Baya war plötzlich viel früher als erwartet in greifbare Nähe gerückt.
Kampf um die Freiheit
R ajuru war in Sorge. Sie spürte, dass etwas in ihrem Reich ganz und gar nicht stimmte. Aber sie war nicht in der Lage zu erfassen, was es genau war. Außerdem war ihr gerade erst zu Ohren gekommen, dass es in den Brutstätten angeblich Schwierigkeiten mit den Dreloks gab. Aber das waren lediglich Gerüchte. Die Rachurenherrscherin hatte deshalb ihre Leibwächter Ayomaar und Onamaar rufen lassen.
Als die beiden Krieger das Gemach Rajurus betraten, fanden sie diese frisch und jung vor. Sie sah wie das blühende Leben aus. Eine wunderschöne Frau, die sich in eine moosgrüne, mit Silberfäden durchwirkte Robe gekleidet hatte. Über ihren Augen lag jedoch ein trüber Schleier, der ihre unersättliche Gier nach Seelen nur unzureichend verstecken konnte. Kurz vor dem Eintreffen der Leibwächter musste sie sich von den Seelen ihrer Sklaven genährt haben.
»Etwas ist faul in Krawahta!«, begrüßte Rajuru die beiden Leibwächter.
»Woran denkt Ihr, meine Gebieterin?«, fragte Ayomaar, als hätte er noch nichts von den Problemen mitbekommen.
»Wie kann es sein, dass meine Leibwächter nichts von den Unruhen gehört haben? Wenn ich Genaueres wüsste, hätte ich euch nicht zu mir befohlen und die Pflege meines Jungbrunnens vernachlässigt.«
»Aber Ihr seht blendend aus, meine Gebieterin«, meinte Onamaar und es klang aufrichtig.
»Das kann ich bestätigen«, warf Ayomaar mit einer leichten Verbeugung ein.
»Ach, wenn ich euch und eure Komplimente nicht hätte«, seufzte Rajuru. »Aber ich habe euch nicht rufen lassen, um mir eure Schmeicheleien anzuhören. Wir brechen sofort zu denBrutstätten auf und sehen nach dem Rechten. Ihr werdet eure besten und stärksten Rüstungen anlegen. Es heißt, die Dreloks seien frei und tobten außer Kontrolle durch die Brutstätten. Es sollen sogar schon Dreloks in Krawahta gesehen worden sein. Wisst ihr etwas darüber? Die Rachuren fürchten sich vor den Fleischbiestern. Wir müssen sofort etwas dagegen unternehmen!«
»Wir haben noch keinen Drelok in der Stadt gesehen. Wenn das aber so sein sollte, müsst Ihr im Palast bleiben und die Türen verriegeln, Herrin«, riet Onamaar, »wir kümmern uns darum.«
»Nein«, zeigte sich Rajuru beharrlich, »ihr werdet meine Magie brauchen. Ich komme mit euch!«
Es war wenig ratsam, Rajuru zu widersprechen. Ayomaar und Onamaar verneigten sich wortlos, verließen das Gemach der Rachurenherrscherin, um ihre Rüstungen und eine Auswahl geeigneter Waffen anzulegen. Frei laufende Dreloks waren eine große Gefahr. Sie waren schwer zu töten. Feuer brachte die Fleischbestien erst richtig in Rage. Deshalb griffen die Leibwächter auf zweischneidige Klingen und Äxte zurück. Die modernen Waffen der Klan standen ihnen nicht zur Verfügung: Die Rachuren besaßen ein einziges Galwaas und das gehörte inzwischen Rajuru. Ein Geschenk des abtrünnigen Todeshändlers Jafdabh, der sie einst mit Waffen beliefert hatte.
Jafdabh war Regent geworden, hatte aber seinen Platz inzwischen für den Bewahrer Madhrab geräumt. Die Rachuren hatten den Wechsel in der Regentschaft
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