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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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aber auch Ihr seid in den Brutstätten nicht gerne gesehen, es sei denn, Ihr führt Erze mit Euch. Und nun macht Platz. Ich werde erwartet.«
    »Ihr werdet keine Sklaven in die inneren Brutkammern bringen«, verlangte Sapius lautstark, »das werden wir nicht zulassen.«
    »Ihr wollt mich aufhalten?«, der Zuchtmeister stieß ein Lachen aus und klang dabei weder verunsichert noch verlangsamte er seinen Marsch.
    Mittlerweile hatte er die Peitsche ausgerollt und ließ sie mehrmals bedrohlich in der Luft knallen. Baijosto zuckte jedes Mal zusammen, sobald er das Zischen und den anschließenden Peitschenknall hörte. Die Wunden des Naiki waren noch nicht verheilt.
    »Steckt eure Peitsche weg, Rachure«, schlug Sapius in Richtung Baijosto nickend vor, »mein Freund hier fürchtet sich vordem Geräusch. Aber täuscht Euch nicht in ihm, er wird Euch auf der Stelle töten, wenn Ihr den Knall noch einmal ertönen lasst.«
    »Dann macht das Tor endlich frei«, antwortete der Zuchtmeister. »Vielleicht finden wir einen Weg ohne Gewalt.«
    Sapius wunderte sich, dass der Zuchtmeister überhaupt mit ihnen redete. Es sah nicht danach aus, als wollte er sie angreifen, gefangen nehmen oder gar töten. Es sei denn, sie würden ihn nicht durchlassen. Aber der Rachure machte den Anfang, rollte die Peitsche wieder ein und befestigte sie wie zuvor an seinem Gürtel. Dann zeigte er den Gefährten demonstrativ seine leeren Hände. Er wollte nicht mit ihnen kämpfen, das war offensichtlich. Jetzt kamen auch die Sklaven des Zuchtmeisters näher. Und jetzt erkannte der Magier, wer den Rachuren auf dem Weg in die inneren Brutkammern begleitete. Manche Gesichter hatte er lange nicht gesehen. Sehr lange. Aber die meisten von ihnen kannte er, obwohl er nicht alle Namen behalten hatte. Sapius wurde blass, wankte und musste sich auf den Boden setzen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Die Sklaven waren Tartyk. Die Überlebenden seines eigenen Volkes.
    »Was ist mit dir, Magier?«, wollte Raymour wissen, »ist dir nicht gut? Bringt dich der Anblick dieser Sklaven so durcheinander? Es wäre besser, wir meiden die inneren Brutkammern, wenn dir schon diese Hungergestalten die Fassung rauben.«
    »Diese Hungergestalten – wie Ihr sie nennt – sind meine Freunde«, flüsterte Sapius stimmlos, aber offenkundig verärgert, »ich kenne jeden Einzelnen von ihnen. Ein solches Schicksal hat niemand verdient. Gebt mir eine Sardas, das erste Entsetzen zu überwinden.«
    Der Anblick des kläglichen Restes seines Volkes trieb Sapius die Tränen in die Augen. Ein Gefühl von Trauer und Wut stieg in ihm auf. Sein Hass auf die Rachuren wuchs mit jedem Sklaven.
    »Sie sind die Letzten unserer Art«, dachte Sapius bei sich, »ihnen darf nichts geschehen, wollen wir als Tartyk in Freiheit überleben.«
    »Gib dich zu erkennen, Zuchtmeister«, verlangte Raymour, der das Verhalten des Rachuren als höchst ungewöhnlich empfand, »wie ist dein Name?«
    »Zanmour«, antwortete der Zuchtmeister.
    »Den Namen habe ich in den Minen schon vernommen«, meinte Raymour grübelnd, »bist du der Mann, der sich um Rajurus Drachen kümmert und der hinter vorgehaltener Hand der Sanfte genannt wird?«
    Zanmour nickte und zuckte mit den Schultern, antwortete aber nicht. Ihm war bekannt, dass er zuweilen so genannt wurde. Aber es störte ihn nicht. Nicht mehr jedenfalls. Hätte ihn jemand vor seiner Ernennung zum Zuchtmeister so genannt, hätte er das unterbunden. Jetzt war es ihm gleichgültig. Zanmour hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren.
    »Lasst ihn vorbei«, meinte Raymour an die Streiter gewandt.
    Die Streiter sahen Raymour verständnislos an.
    »Womöglich hetzt er die Zuchtmeister auf uns, sobald wir ihn durch das Tor gelassen haben«, gab Renlasol zu bedenken.
    »Das wäre nicht gut für uns. Aber einen Tod musst du sterben, Renlasol«, meinte Raymour, »warum nicht durch die Hand eines Zuchtmeisters? Das ist keine Schande. Tausende vor dir wurden hingerichtet, damit sich die Chimären und Rachuren von ihrem Fleisch ernähren konnten.«
    »Keine Sorge«, sagte Zanmour, »ich werde niemanden auf Euch hetzen. Ich hege keinen Groll gegen Euch und habe andere Ziele. Ich verstehe zwar nicht, was Ihr in den Brutstätten zu suchen habt, aber ich sehe auch keinen Grund, Euch angreifen und vertreiben zu müssen.«
    »Welches Ziel verfolgt Ihr?«, wollte Sapius wissen.
    Zanmour blickte den Magier nachdenklich an, so als würdeer sich fragen, ob er dem Fremden trauen konnte oder nicht.

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