Kryson 05 - Das Buch der Macht
keineswegs begrüßt. Madhrabs Ansehen unter den Rachuren unterschied sich doch erheblich von dem eines Jafdabh. Während sie den Bewahrer fürchteten, hielten die meisten unter ihnen Jafdabh für einen feigen Verräter seines eigenen Volkes.
Nachdem die Leibwächter sich gewappnet hatten, kehrtensie zur Kammer der Herrscherin zurück, die sie bereits ungeduldig erwartete. Sie trug ein Netz in der einen und einen schweren eisernen Stab in der anderen Hand.
»Was hat euch so lange aufgehalten? Und was wollt ihr mit dem Schwert gegen die Dreloks ausrichten?«, fragte Rajuru und warf ihren Leibwächtern einen tadelnden Blick zu.
Onamaar und Ayomaar sahen sich fragend an und zuckten ratlos mit den Schultern. Welche Waffe außer dem Schwert und der Axt hätten sie stattdessen wählen sollen? Sie waren Krieger und verstanden den Umgang mit ihren angestammten Waffen am besten. Aber sie waren verunsichert. Gegen Dreloks anzutreten waren sie nicht gewohnt. Eine vernünftige Antwort für ihre Wahl der Waffen blieben sie ihrer Herrscherin freilich schuldig.
»Ihr wollt die Dreloks mit dem Netz fangen und erschlagen?«, fragte Onamaar ungläubig.
»In der Tat, obwohl der Knüppel das letzte Mittel wäre, das ich gegen sie einsetzen wollte. Sollten sie sich jedoch zur Wehr setzen oder meinen Befehlen widerstehen, werde ich sie notfalls mit Gewalt töten. Die Zucht der Dreloks war schwierig. Das wisst ihr genau. Ihr Tod wäre höchst bedauerlich. Es ist mir wohler, wir fangen sie lebend und bringen sie in die Brutkammern zurück. Ich kann es nicht ausstehen, unsere mühevoll großgezogene Chimärenbrut zu vernichten.«
»Wie sollen wir das anstellen, Herrin? Während wir ein oder zwei Dreloks fangen, laben sich Hunderte an unserem Fleisch«, gab Ayomaar zu bedenken.
»Ihr kennt mich inzwischen gut genug, Ayomaar. Stattet meine Leibgarde mit Netzen aus. Ich werde die Jagd mit meiner Magie unterstützen«, antwortete Rajuru, »es wird euch ein Leichtes sein, die Dreloks einzusammeln.«
»Wenn nicht, werden wir nicht lange darüber nachdenken müssen, ob Ihr recht hattet«, erwiderte Onamaar.
»Du ziehst meine Worte in Zweifel?« Rajuru starrte ihren Leibwächter verärgert an.
»Nein, natürlich nicht, ich wollte nur …«, stammelte Onamaar.
»Dann tut endlich, was ich euch auftrage. Wir treffen uns am Eingang zu den Brutstätten!«
Die Leibwächter eilten, der Garde die Befehle der Rachurenherrscherin zu überbringen. Als sie mit einhundert Gardisten, davon dreißig Rachuren und siebzig Kriegerchimären, am verabredeten Ort eintrafen, wartete Rajuru bereits auf sie. Zur Erleichterung Ayomaars zeigte sie ein zufriedenes Lächeln, als sie die Netze in den Händen ihrer Gardisten sah.
*
Die inneren Brutkammern wurden durch ein massives Tor von den Brutstätten getrennt. Nur die Zuchtmeister durften das Heiligtum betreten und erhielten mit ihrer Ernennung einen Schlüssel für den Zugang, der ansonsten verschlossen blieb.
Sapius nahm den Schlüssel des Zuchtmeisters und steckte ihn in das Schloss.
»Woher hast du den Schlüssel, Magier?«, wunderte sich Raymour.
»Ich nahm ihn einem Zuchtmeister ab, der nicht auf meinen wohlgemeinten Ratschlag hören wollte«, antwortete der Magier.
Der Schlüssel passte. Gerade als sie das Tor passieren wollten, hörten sie Schritte hinter sich, die sich ihnen rasch näherten. Sapius wirbelte herum und glaubte einen Zuchtmeister zu erkennen. Jedenfalls war er gekleidet wie der Zuchtmeister, dessen Schlüssel er in den Brutkammern der Dreloks an sich genommen hatte. Raymour schien den Rachuren ebenfalls sofort als Zuchtmeister erkannt zu haben. Schützend bautesich der Rachure vor den Gefährten auf und hob drohend die Hand. Der Zuchtmeister wurde von elend aussehenden Sklaven begleitet.
»Halt«, rief Raymour, »keinen Schritt weiter, wenn du leben willst!«
Offenbar hatte der Zuchtmeister nicht vor, sich von einer Gruppe Eindringlinge aufhalten zu lassen. Sapius bemerkte die Entschlossenheit in dessen Gesicht und er sah, wie der Rachure nach seiner Peitsche griff, die er seitlich an seinem Gürtel befestigt hatte.
»Aus dem Weg«, rief der Zuchtmeister, »Ihr habt hier nichts verloren! Lasst mich vorbei, dann geschieht Euch nichts. Ich transportiere Sklaven.«
»Einen Dreck werden wir«, erwiderte Raymour. »Du scheinst nicht zu wissen, wer vor dir steht!«
»Ihr seid Raymour«, sagte der Zuchtmeister, »glaubt mir, Euch würde ich im Schlaf erkennen. Jedes Kind würde das,
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