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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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spricht. Ich will ihn verstehen.«
    Elischa schwieg und Sapius lauschte der Stimme in seinem Kopf. Haffak Gas Vadar hatte Sapius gerufen, um ihn zu warnen. Der Drache war außer sich. Haffak war nur schwer zu verstehen. Die Worte sprudelten aus dem Drachen heraus, aber sie ergaben keinen Sinn.
    Haffak Gas Vadar hatte sich rasch in die Lüfte erhoben und drehte nun aufgeregt seine Runden über die Ordenshäuser, um der Gefahr zu entfliehen. Dabei verlor er immer wieder an Höhe, weil ihm seine Flugmuskeln vor Angst einen Streich spielten. Wer oder was konnte den Drachen dermaßen in Panik versetzen, fragte sich Sapius.
    »Ich muss sehen, was vorgefallen ist. Ich gehe auf die äußere Mauer«, rief Sapius und drehte sich bereits um, die Kammer zu verlassen, »kommt Ihr mit?«
    »Ich begleite Euch«, sagte Elischa im Aufspringen, »folgt mir. Ich kenne eine Abkürzung.«
    Elischa eilte voraus. Sapius folgte der heiligen Mutter, so gut er das mit seinem steifen Bein vermochte. Sie nahm Wege, die er niemals gefunden oder eingeschlagen hätte und die teils unter dem Ordenshaus hindurchführten. Im Nu waren sie an den Treppen zur äußeren Mauer angelangt. Elischa nahm die Stufen mit Leichtigkeit, als wäre sie ein junges Mädchen und nicht eine vom Schicksal gebeugte Frau mittleren Alters. Als Sapius keuchend die letzte Stufe erklommen hatte und sich oben auf der Mauer umsehen wollte, deutete Elischa bereits in Richtung Süden.
    »Seht nur«, rief sie, »ein großes Heer marschiert auf die Ordenshäuser zu. Sie tragen das Banner des Schänders mit sich. Die Rachuren kommen. Wir müssen sofort die Sonnenreiter alarmieren.«
    »Bei den Kojos … verdammt seien die Ausgeburten der Brutstätten«, fluchte Sapius. »Ich dachte, wir hätten uns dieses Problems ein- für allemal entledigt. Die Rachuren haben neue Herrscher, die uns wohlgesonnen sind. Sie schulden mir einen Gefallen. Die Hexe Rajuru wurde gestürzt. Sie ist tot. Das kann also nur das Heer sein, das vor dem Niedergang der Rachurenhexe ausgeschickt wurde, die Klanlande zu erobern. Ich sagte Raymour, er solle das Heer nach Krawahta zurückbefehlen. Offenbar hat sie die Botschaft noch nicht erreicht oder sie weigern sich, den Befehlen Folge zu leisten. Das ist nicht gut. Aber das kann nicht der Grund für Haffaks Angst sein. Er fürchtet weder Rachuren noch ihre Chimären.«
    »Die Todsänger sind bei ihnen«, sagte Elischa, während sie instinktiv einen Schritt vom Mauerrand zurücktrat.
    Sapius spähte vorsichtig über die Mauer. Das Heer der Rachuren bewegte sich wie ein langer, fetter Wurm durch die Ebenen vor den Ordenshäusern. Sie wirbelten Staub auf und aus der Ferne konnte Sapius die Marschtrommeln hören, die einen gleichmäßigen und dumpfen Rhythmus schlugen. Ein bedrohliches Geräusch, das lauter und durchdringender wurde, je näher das feindliche Heer an die Mauern der Ordenshäuser vorrückte.
    Der Magier nahm den Stab des Farghlafat zu Hilfe, um mit ein wenig Magie besser sehen zu können. Vor seinem Auge erschien Nalkaar, der erste Todsänger. Elischa hatte den Feind also richtig erkannt. Sapius verstand nun auch, weshalb Haffak Gas Vadar Angst hatte. Die Macht des Todsängers hatte dem Drachen über viele Sonnenwenden Leid zugefügt. Sapius kannte Haffak Gas Vadar inzwischen gut genug. Der Drache konnte sich keinen schrecklicheren Feind als den Todsänger vorstellen.
    »So wie ich das sehe, überholen uns die Ereignisse rasch«, meinte Elischa trocken, »das Ergebnis unseres Gesprächs erübrigt sich vielleicht mit dem Angriff der Rachuren und der Todsänger. Bald singen wir gemeinsam nur noch ein einziges Lied. Nalkaars Lied.«
    »Möglich«, erwiderte Sapius, »aber noch haben wir nicht verloren.«
    »Der Overlord ist nicht im Haus. Die Sonnenreiter sind ohne Führung. In diesem Fall habe ich die Befehlsgewalt über beide Häuser. Was sollen wir tun? Die Mauern werden den Gesang der Todsänger nicht aufhalten. Sie werden unsere Seelen fressen. Sollen wir uns ergeben oder einfach nur warten? Sollen wir einen Ausfall wagen und die Sonnenreiter und Bewahrer gegen die Rachuren schicken? Noch ist ihre Schlagkraft groß. Ein Ausfall könnte Nalkaar überraschen«, überlegte Elischa.
    »Letzteres wäre ein Fehler«, meinte Sapius. »Weder die Sonnenreiter noch die Bewahrer widerstehen der Magie des Gesangs. Ihr würdet sie sinnlos opfern und nur wenig Zeit gewinnen. Wir müssen den Gesang verhindern. Erst danach macht ein Angriff Sinn.«
    »Ich dachte,

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