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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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alles durfte ihn nicht mehr kümmern. Das Ende war nah. Er musste sich beeilen.
    Elischa führte den Magier über viele Abzweigungen, geheime wie offene Pfade bis tief unter das Haus der heiligen Mutter. Sie überwanden Fallen und magische Barrieren, für die er ohne das Oberhaupt der Orna sehr viel mehr Zeit und Magie benötigt hätte, wenn er es denn überhaupt so weit geschafft hätte. Den Weg zu der versteckten Schatzkammer des Ordens konnte er sich unmöglich merken. Zu kompliziert und verschlungen waren die Wege des Labyrinths, wenn man sie zum ersten Mal beschritt. Er hoffte nur, dass er rasch genug wieder herausfand, um dem Zorn der Ordensschwestern und Bewahrer zu entfliehen. Sie würden gewiss nicht gut auf ihn zu sprechen sein, sobald sie erfuhren, dass er der Dieb war und für das Ende der Orden verantwortlich zeichnete.
    Ehrfürchtig betrachtete Sapius die versteinerten Gegenstände auf dem kleinen Altar in einer versteckten Nische der geheimen Kammer der heiligen Mutter. Das also waren das Herz und das Gehirn des Kriegers, die den Orden zusammenhielten und den Orna Macht über die Bewahrer verliehen. Er würde sie zu den Nno-bei-Maya bringen. Sapius kannte die Geschichte. Das Herz und Gehirn des Kriegers gehörten einst dem größten und mächtigsten Krieger der Maya. Ein Krieger wie Madhrab, mit der Gabe der Kojos gesegnet. Königin Saykaras erster Krieger Gahaad. Sapius konnte sich nicht vorstellen, was die Maya nach all der Zeit mit den Versteinerungen anfangen wollten. Gahaad war tot, er war vor sehr langer Zeit gegen Ulljan gefallen. Aber Sapius konnte auch nicht abstreiten, dass die Maya ein Recht auf den Besitz der Artefakte hatten. Ulljan hatte dem ersten Krieger das Herz bei lebendigem Leib entrissen und ihm das Gehirn aus dem Schädel geschnitten. Eine überaus grausame Tat. Jetzt bezahlten die Orden für Ulljans Gräueltaten mit dem Ende und ihre Brüder und Schwestern mit ihrem Leben.
    Elischa deutete mit dem Kopf auf die Gegenstände und nickte. Sapius verstand. Das bedeutete, er solle die Artefakte an sich nehmen. Mit zitternden Händen näherte er sich dem Altar. Vorsichtig berührte er zuerst das Herz des Kriegers. Er zuckte zurück, als hätte er sich die Hand an dem steinernen Herz verbrannt. Das Herz war warm und Sapius glaubte, bei der Berührung ein Pochen zu spüren, als ob es ein Eigenleben führte. Aber das mochte nur Einbildung sein. Das Herz lag still auf dem Altar. Nichts deutete darauf hin, dass es schlug. Der Magier nahm seinen Mut zusammen und fasste in einem zweiten Versuch das Gehirn des Kriegers mit den Fingerspitzen an. Bilder fluteten durch seinen Kopf, die ihn erschreckten und zurücktaumeln ließen.
    Er sah, wie Ulljan den ersten Krieger der Maya überaus blutig marterte. Sapius war der Überzeugung, dass Ulljan kein guter Mann war. Ein Lesvaraq, dem die Macht zu Kopf gestiegen war und ihn glauben machte, dass er zu allem fähig und berechtigt war. Er war ein Lesvaraq, wer sollte ihm diese Vorstellung streitig machen? Der Wahnsinn des Lesvaraq war spürbar. In seinem Handeln war er Tomal nicht unähnlich, dachte Sapius.
    Elischa blickte den Magier durchdringend an. Ihr Blick war erst voller Sorge und dann … ein Schimmer von Hoffnung. War es das, was er in ihren Augen zu entdecken glaubte? Sie sah aus, als ob sie dachte, Sapius wäre nicht in der Lage, die Artefakte an sich zu nehmen. Er hatte es bei beiden Versteinerungen versucht und war erschrocken zurückgewichen. Er hatte keinen Zweifel, dass das Herz und Gehirn des Kriegers magisch waren. Vielleicht die mächtigsten Gegenstände, die er jemals in Händen gehalten hatte, seinen Stab des Farghlafat und den kleinen Teil des Buches der Macht ausgenommen.
    Sollte Elischa tatsächlich einen Hauch von Hoffnung verspürt haben, war dieser schnell dahin, als sich Sapius gesammelt hatte und erneut nach den Artefakten griff. Dieses Mal ließ er nicht ab und steckte die Gegenstände in einen Stoffbeutel an seinem Gürtel.
    Jafdabhs Ausrüstung hatte einige Vorteile, wie Sapius feststellen musste, und der Todeshändler hatte offenbar an vieles gedacht, was praktisch war und zuließ, dass der Magier ausreichend Platz für den Transport zahlreicher Gegenstände hatte, die er auf seinen Reisen fand.
    Sapius warf Elischa noch einen Blick des Dankes zu und wandte sich ab, um zu gehen. Er hatte bekommen, was er wollte.
    Aber Elischa hielt den Magier am Arm fest und drehte ihn energisch zu sich herum. Ihre Augen blitzten wütend

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