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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wenn Ihr klug seid, geht Ihr auf meine Forderung ein, so wie es der Regent der Klanlande getan hat. Madhrab schloss sich uns an, kapitulierte und überließ uns Tut-El-Baya kampflos. Wir ließen die Einwohner am Leben. Ihr könnt Euch davon selbst überzeugen.«
    »Wir sind neutral und unabhängig. Es wäre ein Fehler, dem Beispiel des Regenten zu folgen«, die Worte fielen Elischa sichtlich schwer, wühlten sie doch schmerzliche Erinnerungen an Madhrab und die Trauer über seinen Verlust wieder in ihr auf.
    Sapius trat an Elischas Seite und zeigte sich dem Todsänger.
    »Ihr handelt eigenmächtig«, warf Sapius dem Todsänger vor, »die Rachurenhexe ist tot. Ich habe sie getötet. Rajuru herrscht nicht länger über die Rachuren. Wir wissen auch, dass Grimmgour vor Tut-El-Baya gefallen ist. Ihr habt keinen Grund mehr, den Feldzug gegen die Nno-bei-Klan fortzusetzen. Ich habe mit den neuen Herrschern gesprochen und ihnen geholfen, die Verhältnisse unter den Rachuren neu zu ordnen. Die Tyrannei ist beendet. Die Rachuren wollen den Frieden wie wir alle. Kehrt augenblicklich um und geht zurück nach Krawahta.«
    »Wer seid Ihr, dass Ihr mich belehren wollt?«, keifte Nalkaar.
    »Ich bin Sapius, ein freier Magier der Dunkelheit.«
    »Ah … den Namen kenne ich doch«, sagte Nalkaar und rieb sich auffallend die Hände. »Die Angelegenheit beginnt richtig interessant zu werden. Was auch immer Ihr in Krawahta angestellt habt und glaubt erreicht zu haben, wird nicht ohne Folgen für Euch und die Verräter bleiben. Sobald ich mit Euch und den Klan fertig bin, werde ich in der Tat nach Krawahta zurückkehren, die Verräter bestrafen und für Ordnung sorgen. Die Ordnung der Todsänger!«
    Nalkaar griff in seinen Kapuzenmantel und zog eine Phiole mit einer dunklen Flüssigkeit daraus hervor. Der Todsänger beträufelte seine Stummelzunge mit einem Tropfen aus der Phiole. Sapius wechselte einen kurzen Blick mit Elischa. Nalkaar würde nicht nachgeben. Der Todsänger war gewiss der Meinung, dass er leichtes Spiel hatte. Vielleicht ist seine Überheblichkeit zu unserem Vorteil, dachte Sapius. Nichts und niemand hatte dem Gesang bislang widerstanden. Die heilige Mutter nickte dem Magier zu. Das war das Zeichen, dass sie mit seinem Versuch einverstanden war. Noch bevor der Todsänger die ersten Töne anstimmen konnte, hob Sapius den Stab des Farghlafat und flüsterte die Worte des Fluches, der die Stille über die Gegend der Ordenshäuser heraufbeschwören sollte. Der Stab wurde warm, strahlte ein blaues Licht aus und begann in Sapius’ Händen zu zucken, als wollte er ihm entgleiten.
    »In arqua ta lem menoch grava selica silore.«
    »Was machst du da?«
, meldete sich der Drache in Sapius’ Kopf.
    »Die Worte der Stille«
, antwortete Sapius,
»ich lege sie über die Ordenshäuser.«
    »Du benutzt die Sprache der Altvorderen. Uralt und längst vergessen. Das ist ein Fluch, den du nicht zurücknehmen kannst. Schwarze Magie, die den Drachen streng verboten ist. Schlechte Worte aus dem Schatz der Totenbeschwörer.«
    »Ich glaube, es ist der einzige Weg, die Todsänger zu besiegen.«
    »Das ist nicht richtig, Sapius«
, meinte der Drache,
»du gehst zu weit.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag, Nalkaar aufzuhalten?«
    »Es fällt mir nichts ein«
, gab der Drache zu.
    »Dann lass mich fortfahren. Ich muss mich konzentrieren.«
    »Ich hoffe nur, du weißt, was du tust.«
    »In arqua ta lem menoch grava selica silore«, wiederholte Sapius die Worte des Fluches.
    Um den Magier herum verstummten plötzlich sämtliche Geräusche. Es war totenstill. Keine Stimmen, kein Wind, kein Rascheln oder Klappern. Nichts.
    Die Stille erhob sich über den Ordenshäusern und über die Ebenen Ells, so weit Sapius’ Blick reichte. Eine unheimliche Stille, die in Sapius ein Gefühl plötzlichen Grauens auslöste. Es fühlte sich an, als wäre er vom einen auf den nächsten Augenblick vollständig taub geworden.
    Sapius beobachtete den Todsänger vor den Mauern der Ordenshäuser. Nalkaar war gerade dabei, sich die Kapuze nach hinten vom Kopf zu ziehen. Er wirkte irritiert, schüttelte den Kopf und fasste sich an die Ohren. Der Mund des Todsängers öffnete sich weit und brachte eine vibrierende Stummelzunge zum Vorschein. Aber kein Laut kam über die Lippen des Todsängers.
    »Es wirkt … es wirkt tatsächlich«
, dachte Sapius triumphierend,
»er versucht zu singen, aber seine Stimme dringt nicht durch die Stille.«
    Sapius drehte sich zu Elischa um

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