Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie lächelte zurück. Ein gequältes Lächeln. Elischa deutete mit den Fingern auf ihre Ohren und schüttelte den Kopf. Sie öffnete den Mund, als wollte sie ihm etwas zurufen, schüttelte dann jedoch erneut den Kopf. Sie konnte nichts hören und es hatte keinen Zweck zu sprechen. Die Stille saugte sofort jeden Ton und jedes Geräusch in sich auf.
    »Gut gemacht, Sapius«
, hörte er den Drachen sprechen,
»der Fluch liegt nun über der ganzen Gegend von den Ordenshäusern bis zu den Ufern des Rayhin und im Norden bis zum Rand des Riesengebirges. Niemand wird hier je wieder irgendetwas hören können. Du hast einen Ort der vollkommenen Stille geschaffen.«
    »Danke, Haffak«
, sagte Sapius,
»ich habe mir auch Mühe gegeben.«
    »Ich wollte dich nicht etwa für diese Meisterleistung loben. Aber du hast ganze Arbeit geleistet, einen Landstrich Ells mit einem bösartigen Fluch zu überziehen. Das muss man dir lassen. Du machst keine halben Sachen.«
    »Ich weiß, Haffak«
, antwortete Sapius,
»ich werde wohl damit leben müssen, wie mit vielen anderen Entscheidungen auch. Ob sie nun richtig oder falsch waren, wird die Zukunft erst zeigen. Jedenfalls habe ich den Gesang der Todsänger unterbunden.«
    »Auf kurze Sicht mag das richtig sein. Aber wird es Ell auf lange Sicht helfen und das Gleichgewicht wahren?«
    »Woher soll ich das wissen?«
, fragte Sapius.
»Hielte ich das Buch der Macht bereits in den Händen, könnte ich es dir sagen.«
    »Immer wieder das verfluchte Buch«
, schimpfte der Drache.
»Wie viele Frevel wider die Natur wird es noch brauchen, wie viele Opfer wird es noch fordern, bevor es in deine Hände gelangt? Bist du überhaupt bestimmt dazu, das Buch zu besitzen? Oder bist du nur die willenlose Puppe eines Wächters, der ein übles Spiel mit Euch Streitern spielt? Ich habe dich vor der Suche nach dem Buch gewarnt, Sapius. Du könntest daran zerbrechen und deine Aufgabe als Yasek der Drachenreiter vernachlässigen. Aber ich helfe dir, weil du der Yasek bist. Daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Das weiß ich zu schätzen, Haffak. Ich möchte, dass du die Bewahrer und Sonnenreiter aus der Luft gegen die Rachuren unterstützt, sobald die Sonnenreiter aus den Toren stürmen und einen Ausfall wagen.«
    »Das mache ich, Sapius«
, antwortete der Drache
, »gegen mein Drachenfeuer sind die Angreifer machtlos.«
    »Gut. Ich werde inzwischen nach den Artefakten suchen. Sobald ich sie habe, kehre ich auf die Mauer zurück. Hörst und siehst du mich dort, wirst du mich sofort abholen. Wir fliegen nach Kartak, zur Insel der Nno-bei-Maya.«
    Sapius blickte in den Himmel über ihm und sah, wie der Drache aus den Wolken brach und sich in Richtung der feindlichen Truppen stürzte. Der Magier drehte sich um und berührte Elischa an der Schulter. Sie hatte verstanden. Die heilige Mutter eilte die Treppe hinab und gab den Bewahrern das vereinbarte Zeichen für den Ausfall.
    Die Ausfalltore öffneten sich. Die Bewahrer stürmten, dicht gefolgt von den hinter den Toren wartenden Sonnenreitern, hinaus und stürzten sich stumm und taub auf ihren Feind.
    Die Überraschung unter den Feinden war groß und die Irritation über den plötzlichen Vorstoß der Bewahrer ebenso.
    Panisch fielen die Kampfgruppen der Rachuren auseinander. Sie wussten offenbar nicht, wie sie den Angreifern begegnen sollten. Genau was Sapius erwartet hatte. Zu gerne hätte er das Gesicht des Todsängers in der neuerlichen Niederlage gesehen.
    Sapius hatte den Bewahrern vor der Stille mit auf den Weg gegeben, dass sie zuerst die Todsänger ausschalten mussten. Natürlich wusste er, dass sie nicht einfach getötet werden konnten. Aber sie konnten unschädlich gemacht werden und brauchten Zeit, sich von einer Verstümmelung zu erholen. Die Schlacht war gelaufen, wenn sich die Bewahrer an seinen Rat hielten.
    Der Magier war sich sicher, dass er das Ende der Schlacht nicht mehr mit eigenen Augen mitbekäme. Wenn es so weit war, würde er bereits auf dem Rücken des Drachen nach Kartak fliegen.
    Er folgte Elischa, die ihn zurück in das Haus der heiligen Mutter führte. Sie hatten genug Worte gewechselt, um zu wissen, was ihnen nun bevorstand. Sapius wusste, Elischa würde ihn zu den Artefakten führen. Er würde das Herz und Gehirn des Kriegers an sich nehmen und verschwinden.
    Sollte er warten, bis die Schlacht zu Ende war? Verlören die Bewahrer nicht an Stärke, entfernte er die Gegenstände aus der Obhut des Ordens? Das

Weitere Kostenlose Bücher