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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Murhab. Ich habe Euch schon einmal gesehen. Damals wart Ihr allerdings noch kein Todsänger. An Eurer Stelle würde ich der Königin noch etwas Zeit lassen. Wie Ihr sicher sehen könnt, genießt Ihr im Augenblick nicht die allergrößte Aufmerksamkeit Saykaras. Ihre Blicke gehören nur dem ersten Krieger.«
    »Scheint so«, brummte Murhab unzufrieden, »dann muss ich eben abwarten. Aber da wäre noch etwas anderes. In den Schatten wartet noch ein Geist, der mir half, den ersten Krieger zu finden. Er bittet darum, durch das Portal gelassen zu werden, um wieder leben zu können.«
    »Wer ist dieser Schatten?«, fragte Sapius neugierig.
    »Kelamon«, antwortete Murhab.
    »
Der
Kelamon?«
    »In der Tat«, nickte Murhab, »der Kelamon, der zu Lebzeiten eine ziemlich unrühmliche Bekanntheit auf Ell erreichte.«
    »Bei den Kojos …« Sapius klang zutiefst erschüttert.
    Die Königin hatte das kurze Gespräch zwischen Sapius und Murhab offenbar mit einem Ohr doch mit angehört.
    »Kommt nicht infrage«, lehnte sie barsch ab, »und was Euch betrifft: Geht und lasst mich mit dem ersten Krieger endlich allein. Ihr bekommt, was Ihr verdient habt!«
    Die Worte der Königin konnten alles und nichts bedeuten. Im schlimmsten Fall sogar das Ende. Aber was blieb ihnen anderes übrig, als den Befehlen der Königin Folge zu leisten? In ihrer Stadt war es kein guter Einfall, sich ihren Wünschen zu widersetzen.
    »Was Tomal wohl über den ersten Krieger und die innige Liebe seiner Königin denken wird?«
, fragte sich Sapius. Der Lesvaraq konnte in Sapius’ Vorstellung nur Hass für Gahaad empfinden. Gahaad war der erste Krieger der Nno-bei-Maya. Es war bekannt, dass er einst die Gabe des Kriegers besaß, die später Madhrab gehörte und die Tomal so gerne von seinem Vater geerbt hätte.
    Nach Gahaads Rückkehr aus den Schatten stand jedoch für Sapius fest, an wen die Gabe der Kojos nach Madhrabs Tod zurückfallen würde. An den ersten Krieger. Nur er würde in der Lage sein, Madhrabs sagenumwobenes, singendes Schwert Solatar zu führen.
    Der Neid würde Tomal zerfressen, nahm Sapius an. Außerdem hatte der Magier Tomals Verhalten gesehen, als der Lesvaraq ihn im Bett der Königin erwischt hatte. Sein Wutausbruch war mehr als nur Eifersucht. Die Liebe zwischen Saykara und Gahaad, die für jeden Beobachter, auch für den Lesvaraq, unverkennbar war, würde Tomal rasend machen. Eine freundschaftliche Beziehung zwischen dem ersten Krieger der Maya und Tomal konnte es nicht geben.
    Sapius schlenderte gemächlich zurück in das Quartier, das ihm Saykara im Palast zugewiesen hatte. Murhab begleitete den Magier ein Stück des Weges, was Sapius unangenehm war. Er konnte Todsänger nicht ausstehen. Wenigstens belästigte ihn der ehemalige Kapitän der Aeras Tamar nicht mit Gesängen oder versuchte, ihm die Lebensweise der Seelenfresser näherzubringen. Der Magier akzeptierte den Todsänger nur, weil er mitbekommen hatte, dass Murhab den ersten Krieger in Saykaras Auftrag aus den Schatten geführt hatte und er ihr damit offensichtlich einen großen Dienst erwiesen hatte. Es wäre nicht klug gewesen, den Todsänger im Palast der Königin zu beseitigen. Sapius war froh, als Murhab endlich abbog. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er sich nur vorstellte, was Todsänger anrichten konnten. Wenigstens war Murhab nur ein seelenloses Opfer des ersten Todsängers und nicht Nalkaar selbst. Eine Begegnung mit Nalkaar hätte Sapius nicht stillschweigend hingenommen.
    Sapius war eingeschlafen. Er wurde von einem Klopfen an der Tür geweckt und schreckte hoch.
    »Das muss Tarratar sein«
, dachte Sapius,
»die Suche beginnt.«
    Der Magier stand auf und öffnete. Zu seiner Überraschung stand Gahaad vor der Tür.
    Der erste Krieger musterte den Magier von oben bis unten. Sapius konnte nicht ergründen, was im Kopf des Maya vorging. Sein abschätziger Blick verhieß nichts Gutes.
    »Saykara sagt, ich verdanke Euch mein Leben«, sagte Gahaad, »ich kam, Euch den Dank der Königin zu überbringen. Ich soll Euch von ihr ausrichten, sie halte sich an ihre Versprechen.«
    Gahaad überreichte dem Magier einen gefüllten Lederbeutel. Sapius fiel auf, dass der erste Krieger Solatar auf dem Rücken trug. Der Magier hatte nicht damit gerechnet, dass der Lesvaraq das Schwert seines Vaters so schnell an Gahaad übergeben würde. Wahrscheinlich steckte die Königin dahinter.
    »Wollte Saykara mir ihren Dank nicht selbst überbringen?«, fragte

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