Kryson 06 - Tag und Nacht
Bediensteten. Ich achte darauf, dass ich nur ordentliche Serviermädchen bedienen lasse. Sie sind anständig, höflich und nett.«
»Wie kamt Ihr auf den Namen
stinkender Fisch
?«, wollte Sapius dem Wirt auf die Sprünge helfen.
»Nicht weit von hier legen die Fischer mit ihren Booten an. Stellt Euch vor die Tür, atmet tief ein und Ihr wisst, wie ich auf den Namen kam.«
»Na ja. Wenn ich etwas essen und trinken wollte, würde mich der Name eher abhalten. Niemand mag stinkenden Fisch.«
»Meint Ihr? Aber Ihr seid doch mein Gast und kamt auch in mein Wirtshaus, trotz des Namens.« Der Wirt kratzte sich verwundert am Kopf.
»Ich nahm eben an, das Wirtshaus sei nicht gut besucht und ich könnte deshalb eine Unterkunft bekommen, bei der ich meist ungestört bliebe.«
»Hä?« Der Wirt machte ein wirklich dummes Gesicht, bis ihm endlich ein Licht aufging. »Ach so. Habt Ihr etwas zu verbergen? Seid Ihr ein feindlicher Spion? Muss ich Euch jetzt rauswerfen?«
»Nein. Ich kam nach Tut-El-Baya, um die Stadt vor einem Angriff zu bewahren. Ich schlage vor, wir trinken das Bräu. Es könnte unser Letztes sein. Anschließend sehen wir nach, was aus den Schiffen geworden ist. Ich traue keinen Glocken, weder an Flickenkappen noch in Leuchttürmen«, sagte Sapius.
»Geht Ihr nur zum Hafen. Ihr werdet sehen, dass die fremden Schiffe längst versenkt wurden oder geflohen sind. Ich bleibe hier und mache sauber. Wollt Ihr heute Fisch oder Waldschwein zum Abendessen?«
»Waldschwein würde mir gefallen«, antwortete Sapius.
Der Magier trank seinen Krug in einem Zug leer, bedankte sich noch einmal beim Wirt und eilte aus der Wirtsstube. Sollten das die Schiffe sein, auf deren Ankunft er wartete, konnten sich die Verteidiger auf eine Überraschung gefasst machen. Als er zum Hafen kam, hatten sich bereits viele Menschen dort versammelt und blickten gebannt aufs Meer hinaus.
Die Klan standen dicht gedrängt und reckten die Hälse in die Höhe. Sapius konnte durch die Menge nichts erkennen. Seine Versuche, sich weiter vorzudrängeln, um besser sehen zu können, scheiterten an den Ellbogen und unfreundlichen Reaktionen der Klan. Sapius rief seinen Drachen.
»Haffak? Bist du wach?«
Es dauerte eine Weile, bis Haffak Gas Vadar in Sapius’ Gedanken auftauchte.
»Was ist los?«
, antwortete der Drache.
»Bist du wach?«
»Jetzt schon«
, maulte der Drache ungehalten,
»du hast mich aufgeweckt. Kann ich nicht einmal in Ruhe schlafen? Ich brauche Erholung, Sapius. Die vergangenen Wochen haben an meinen Kräften gezehrt.«
»Hast du die Glocken denn nicht gehört?«
»Nein, ich habe geschlafen.«
»Ich kann vom Hafen aus nichts sehen. Es sind einfach zu viele Klan hier. Sie sind neugierig und lassen mich nicht durch. Kannst du von den Dächern herab etwas auf dem Meer erkennen?«
»Warte … ich muss mich aufrichten«
, meinte Haffak.
Sapius wartete ungeduldig auf eine Nachricht des Drachen, der sich Zeit dafür ließ, sich einen Überblick zu verschaffen.
»Ich sehe fünf Schiffe, die sich von Süden kommend dem Hafen nähern«
, meldete sich der Drache schließlich zurück,
»mächtige Schiffe. Sie stehen unter vollen Segeln, haben sämtliche Ruderbänke besetzt und die Ruder ausgefahren. Sie sind schnell und steuern auf eine Barriere aus Kriegsschiffen zu. Es sieht nicht danach aus, als ob sie abdrehen wollten. Im Gegenteil, behalten sie ihren Kurs und die Geschwindigkeit bei, werden sie die Kriegsschiffe bald rammen. Es handelt sich um die Sturmschiffe der Nno-bei-Maya, die wir auf Kartak gesehen haben.«
»Auf einem der Schiffe muss sich Tomal befinden«
, meinte Sapius.
»Kannst du ihn sehen?«
»Tatsächlich, der Lesvaraq. Das muss er sein. Das rote Schimmern seines Schwertes Solatar ist unverkennbar. Er befindet sich direkt hinter dem Steuermann auf dem ersten Schiff.«
»Was macht er gerade?«
»Ich glaube, er liest im Buch der Macht.«
»Bei den Kojos, genau das hatte ich befürchtet. Wir müssen ihn aufhalten. Er wird die Stadt vernichten, wenn sie sich nicht freiwillig ergibt oder es ihm gefällt.«
»Wie willst du das anstellen?«
, fragte der Drache.
»Ich komme zu dir und du fliegst mich zu seinem Schiff. Ich muss ihn an Deck bekämpfen und ihm das Buch abnehmen, bevor er eine Katastrophe anrichtet.«
»Lauf zum Marktplatz, Sapius. Dort kann ich landen und dich abholen.«
»Bin schon unterwegs.«
Sapius rannte, so schnell er konnte, durch die Straßen Tut-El-Bayas. Der Marktplatz lag ein gutes Stück
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