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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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des Wirtshauses wirkte auf mögliche Gäste abschreckend.
    »Was ist los?«, wollte Sapius vom Wirt wissen. »Warum läuten die Glocken Sturm?«
    »Sie läuten nicht Sturm«, brüllte der Wirt zurück, »die Glocken warnen vor fremden Schiffen. Hört dem Klang der Glocken zu, dann könnt Ihr erfahren, was sie sagen. Es müssten den Glockenschlägen nach vier oder fünf Schiffe sein, die sich nicht zu erkennen geben und nicht auf die Signale der Leuchtwärter antworten.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Sapius.
    »Das weiß ich doch nicht«, meinte der Wirt, »die Schiffe könnten vorbeiziehen, in den Hafen einlaufen oder sich selbst versenken. Sie könnten auch angreifen. Für die Besatzung der Kriegsschiffe bedeutet das, dass sie jeden Augenblick auslaufen werden, um die Schiffe abzufangen, noch bevor sie überhaupt in Hafennähe kommen. Die Kriegsschiffe werden die fremden Schiffe mit Mann und Maus versenken, wenn sie ihre Absichten nicht bald kundgeben. Sie könnten eine Seuche oder Schlimmeres an Bord haben. Nichts davon wollen wir in Tut-El-Baya haben.«
    »Wie beruhigend«, antwortete Sapius, »die Stadt ist wirklich sehr gut geschützt.«
    »Noch besser wäre Tut-El-Baya geschützt, wenn Kapitän Murhab noch in den Diensten Jafdabhs stünde. Er war einfach unschlagbar. Einer der besten und härtesten Seeleute, die ich je kannte. Leider haben ihn die Rachuren erwischt. Er hätte niemals in die Luft wechseln dürfen. Seine Stärke waren das Meer und die Schiffsplanken. Hätten die Kojos gewollt, dass er fliegt, hätten sie ihm bestimmt Drachenflügel mitgegeben.«
    Während Sapius mit dem Wirt sprach und die Glocken weiter Sturm läuteten, spülte dieser in aller Ruhe in einer großen Spülschüssel benutzte Krüge ab.
    »Ich habe schon von Murhab gehört, obwohl ich ihn leider nie persönlich kennenlernen durfte.«
    »Da habt Ihr einen wirklich guten Mann verpasst.«
    »Wohl oder übel, man kann nicht jeden im Leben treffen«, merkte Sapius an, »dafür trifft man andere, die man lieber nicht treffen würde, wie die Rachurenhexe Rajuru.«
    »Der möchte ich auch nicht über den Weg laufen. Sie soll aber sehr schön sein.«
    »Ich traf sie«, lächelte Sapius, »jetzt ist sie tot.«
    »Oh …«, staunte der Wirt und schüttelte den Kopf, »… unglaublich. Der Todsänger etwa auch?«
    »Nein, leider nicht«, brummte Sapius, »Nalkaar treibt noch sein Unwesen. Ich war nah dran, ihn zu überwinden, aber er ist mir entwischt.«
    »Aber gut singen kann er schon, nicht wahr?«, meinte der Wirt.
    »Ohne Zweifel, ja«, nickte Sapius, »sofern Ihr das Singen um eine Seele und das Fressen derselben zu den schönen Gesängen zählen wollt.«
    »Gab er nicht jüngst Aufführungen?«, fragte der Wirt. »Ich meine, mich dunkel an so einen Auftritt auf dem Marktplatz von Tut-El-Baya zu erinnern. Aber es ist eine Erinnerung, wie aus einem Traum. Normalerweise habe ich ein ganz gutes Gedächtnis.«
    »Vergesst das schnell wieder«, schlug Sapius vor, »das waren tatsächlich nur Illusionen. Jemand hat sie Euch geschickt. Der Todsänger ist ein Seelenfresser. Singt er für Euch, sterbt Ihr oder werdet selbst zu einem Todsänger.«
    Der Wirt wischte sich die nassen Hände an seiner Schürze ab, nahm zwei frische Krüge von der Wand und füllte sie aus einem Fass an der Wand.
    »Kommt, wir trinken ein Bräu zusammen. Ihr seid mein einziger Gast. Ich lade Euch auf einen Krug ein«, sagte der Wirt.
    »Da sage ich nicht Nein. Vielen Dank«, bedankte sich Sapius. »Macht Ihr Euch denn keine Sorgen wegen der Glocken? Euer Wirtshaus liegt sehr nahe am Hafen.«
    »Ach was. Ich habe Euch doch erzählt, dass die Stadt vor Überfällen von der Meerseite sicher ist. Ein heftiger Sturm oder eine haushohe Flutwelle würden mir weit mehr Sorgen bereiten. Prost! Trinken wir auf die Sicherheit dieser Stadt, der Leuchttürme und des Hafens. Trinken wir auf das schönste Wirtshaus in Tut-El-Baya.«
    »Einverstanden«, prostete Sapius dem Wirt augenzwinkernd zu, »trinken wir auf den freundlichsten und großzügigsten Wirt in der Stadt.«
    »Meinetwegen«, meinte der Wirt lachend, »das ist nett von Euch. Es gibt nur wenige Gäste, die das zu schätzen wissen.«
    »Habt Ihr Euch schon mal gefragt, warum das so ist?«, hakte Sapius nach.
    »Gelegentlich schon«, meinte der Wirt betrübt, »aber ich verstehe es nicht. Mein Wirtshaus ist sauber und das Essen ist gut. Ich gebe mir Mühe und versuche, freundlich zu sein. Das sage ich auch den

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