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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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vom Hafen entfernt. Der Magier musste hinkend über Pflasterstein laufen, steil ansteigende Gassen und zahlreiche Stufen überwinden. Bald geriet er außer Atem. Seine Lunge und die Beine brannten wie Feuer. Schwer atmend stützte er sich auf seinen Stab. Nach einer kurzen Rast trieb er sich erneut an, den Weg zum Marktplatz zu schaffen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und schweißüberströmt erreichte er schließlich sein Ziel. Der Drache wartete bereits auf ihn.
    »Du hast dir Zeit gelassen«
, tadelte ihn der Drache,
»was ist los? Bist du das Laufen nicht mehr gewohnt? Trage ich dich zu viel in der Gegend herum?«
    »Ich bin nicht zu Späßen aufgelegt, Haffak«
, maulte Sapius mürrisch zurück,
»hilf mir auf deinen Rücken und bring mich an Deck des Schiffes.«
    »Ich hoffe, sie haben keine Bogenschützen an Bord«
, sagte Haffak Gas Vadar,
»Pfeile vertrage ich nicht so gut.«
    »Keine Sorge«
, meinte Sapius,
»solange ich auf deinem Rücken sitze, wird dich kein Pfeil treffen. Ich wehre sie ab, sollten sie auf dich schießen.«
    »Wie beruhigend«
, schnaufte Haffak Gas Vadar.
    Der Drache hielt dem erschöpften Sapius eine Pranke hin und half ihm beim Aufsteigen. Der Magier verschaffte sich einen sicheren Halt und gab dem Drachen ein Zeichen, dass er bereit zum Abflug war. Haffak Gas Vadar entfaltete seine Drachenflügel, nahm einige Schritte Anlauf über den Marktplatz und schraubte sich zwischen den Häusern in eng geflogenen Kreisen weit nach oben über die Dächer der Stadt. Aus der Höhe hatte Sapius einen guten Überblick.
    In einiger Entfernung konnte er die fünf Sturmschiffe der Maya sehen. Obwohl sie unter schwerem Beschuss der Kriegsschiffe lagen, waren sie schon nahe an die Barriere herangekommen und machten immer noch volle Fahrt. Sämtliche Segel waren gesetzt und die Ruderer zogen im zum Angriff geschlagenen Rhythmus der Trommeln wild an den Riemen. Er konnte den dumpfen Trommelschlag bis in die Höhe hören. Sapius wunderte sich, dass die Sturmschiffe unbeschädigt waren. Die Kriegsschiffe feuerten aus allen Rohren. Zwischendurch erschütterte das Donnern und Feuer eines Bantlamor das Meer und rüttelte die Kriegsschiffe ordentlich durch. Aber selbst die mächtigste Kanone der Klan richtete keinen Schaden an. Die Klan trafen nicht, ihre Geschosse wurden durch eine unsichtbare Barriere abgelenkt oder verpufften wirkungslos kurz vor den Sturmschiffen der Maya. Der Magier nahm an, dass die Maya mithilfe ihrer Kristallmagie einen magischen Schild um ihre Schiffe aufgebaut hatten. Einen ähnlichen Schutz – nur viel stärker – verwendeten sie auf der Insel Kartak, ihre unterirdische Stadt zu sichern.
    Sapius war in der Lage, die oberen Ruderbänke vom Rücken des Drachen aus gut zu erkennen. Insgesamt wiesen die Schiffe im Rumpf drei untereinanderliegende Ebenen mit Ruderbänken auf. Sapius nahm an, dass sie bis auf den letzten Platz besetzt waren, was er aus den zahlreichen Rudern der Schiffe schloss, die sich im gleichen Takt bewegten und die Sturmschiffe auf volle Fahrt brachten. Sapius hatte keinen Zweifel daran, dass sie die Barriere mit einem Schlag durchstoßen wollten. Die vorne am Bug unter der Wasseroberfläche angebrachten Rammböcke aus massivem Eisen pflügten wie mächtige Dorne durchs Wasser. Hatten die Kapitäne der Kriegsschiffe die Rammböcke etwa nicht gesehen?
    Die Barriere aus quer liegenden Kriegsschiffen lud die Sturmschiffe der Maya geradezu ein, sie zu rammen. Sapius schüttelte ungläubig den Kopf, bis er plötzlich ein seltsames perlmuttfarbenes Schimmern bemerkte, das die Rammböcke umgab. Ganz vorne am Rumpf der Sturmschiffe, oberhalb der Dornen, war ein großer, leuchtender Kristall zu erkennen. Der Kristall pulsierte in gleichbleibendem Rhythmus.
    Sapius wurde klar, was das zu bedeuten hatte. Es war Kristallmagie. Das war die Erklärung, weshalb die Salven der Kriegsschiffe nicht trafen. Der Kristall verhinderte zudem, dass die gegnerischen Schiffe den tödlichen Rammbock sehen konnten. Es handelte sich um eine Art magische Sichtbarriere, die nur ein geschultes, magisches Auge aus der Höhe durchdringen konnte. Sapius sah, was die Besatzung der Kriegsschiffe nicht sehen konnte.
    »Siehst du, was ich sehe?«
, fragte Sapius den Drachen.
    »Die Schiffe der Klan werden untergehen«
, meinte der Drache,
»den Angriff überstehen sie nicht. Die Sturmschiffe werden sie rammen, auseinanderreißen und einfach durch sie hindurchfahren.«
    »Das fürchte ich auch«
, sagte

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