Kryson 06 - Tag und Nacht
Sapius,
»und dann ist der Weg in den Hafen frei.«
»Wir kommen zu spät«
, stellte der Drache fest.
»Ich weiß«
, antwortete der Magier traurig,
»du kannst abdrehen und mich wieder nach Tut-El-Baya bringen. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Hoffentlich gelingt es mir
,
Tomal am Hafen abzufangen, sobald er das Schiff verlässt.«
Der Drache flog einen engen Bogen und drehte ab. Kurz darauf vernahm Sapius ein fürchterliches Krachen und Schreie vom Meer. Er musste sich nicht einmal umdrehen und nachsehen. Der Magier wusste, was geschehen war.
»Kann ich dir helfen?«
, wollte der Drache wissen, während er wieder auf den Marktplatz von Tut-El-Baya zusteuerte.
»Ich weiß nicht, Haffak«
, antwortete Sapius,
»Drachenmagie könnte nützlich sein. Aber du musst deine Kräfte schonen. Halte dich bereit. Womöglich müssen wir schnell fliehen, sollte ich Tomal nicht aufhalten können.«
Sapius rutschte vom Rücken des Drachen und rannte Richtung Hafen. Die ersten Klan kamen ihm schreiend entgegen, als er in eine schmale Seitengasse einbog. Dies war zwar eine Abkürzung zum Hafen. Aber Sapius lief gegen den Strom und musste den Klan ausweichen. Das Entsetzen stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie waren in Panik geraten, als sie mitansehen mussten, wie die Barriere ihrer Kriegsschiffe durchbrochen worden war.
»Bleibt vom Hafen weg! Flieht! Lauft um Euer Leben. Feindliche Schiffe!«, riefen sie Sapius zu. »Sie haben unsere Schiffe versenkt.«
»Sie kommen! Sie kommen in den Hafen. Rette sich, wer kann!«, schrie ein anderer Nno-bei-Klan, während er schwer atmend und mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen an Sapius vorbeirannte.
Der Magier bahnte sich seinen Weg durch die Fliehenden. Feuer und Rauch stiegen ihm in die Nase und vermischten sich mit dem Fischgestank. Sapius wurde geschubst und gestoßen. Einige Klan waren unglücklich gestürzt und von Nachströmenden überrannt und zertrampelt worden. Eine Panik wie diese kannte keine Rücksicht. Der Magier sprang über Stufen und Pflastersteine, als hätte er kein steifes Bein. Es gelang ihm mit einigen Blessuren gerade in jenem Moment zum Hafen zu kommen, als das erste Sturmschiff der Maya anlegte.
»Jetzt habe ich dich, Tomal«
, dachte Sapius.
Auf dem Meer vor dem Hafen brannten Kriegsschiffe, Seeleute und Soldaten sprangen schreiend und brennend von Bord. Andere Kriegsschiffe versanken mitsamt ihrer Besatzung in den Fluten. Die Flotte der Nno-bei-Klan war verloren.
Von Bord der Sturmschiffe wurden Seile mit Haken an Land geworfen. Die Schiffe wurden mithilfe der Seile zum Kai gezogen. Das Anlegen ging rasend schnell. Die Besatzung war gut eingespielt und wusste genau, was sie zu tun hatte.
Mit Speeren, Kristallschwertern und Äxten bewaffnete, mit Schilden und verstärkten Plattenpanzern gerüstete Maya-Krieger sprangen an Land. Unter ihnen war auch der erste Krieger der Nno-bei-Maya.
Gahaad schwang das singende Blutschwert Solatar, das einst dem Bewahrer Madhrab gehört hatte. Gahaad führte die Maya-Krieger an. Sapius musste mit ansehen, wie die an Land verbliebenen Verteidiger niedergemetzelt wurden. Die meisten von ihnen fielen von der Hand des ersten Kriegers. Solatars metallischer Blutgesang übertönte den Kampfeslärm noch.
Flankiert von Kriegern betrat Tomal den Kai von Tut-El-Baya. Der Lesvaraq hielt das Buch der Macht in der Hand.
»Halt!«, schrie Sapius und hob den Stab des Farghlafat hoch über seinen Kopf.
Seine magisch verstärkte Stimme erzielte genau die Wirkung, die er sich erhofft hatte. Die Krieger blieben verdutzt stehen. Lediglich Tomal ließ sich nicht beirren und bahnte sich einen Weg nach vorne. Der Lesvaraq blieb neben Gahaad stehen und schenkte Sapius einen verächtlichen, angewiderten Blick.
»Was willst du?«, rief er dem Magier voller Hass zu. »Du bist aus Zehyr wie ein Feigling geflohen. Ich hätte dich gleich dort erledigen sollen. Aber meinetwegen können wir es auch hier im Hafen von Tut-El-Baya zu Ende bringen. Du wirst mich nicht mehr aufhalten, Sapius. Du bist nur ein kleines, lästiges Hindernis auf dem Weg in eine neue Welt. Meine Welt.«
»Gib mir das Buch der Macht«, verlangte Sapius, »es gehört nicht in deine Hände. Danach kannst du meinetwegen machen, wonach dir der Sinn steht.«
»Das würde dir so gefallen, nicht wahr?«, giftete der Lesvaraq. »Das hast du dir wunderbar ausgedacht. Auf Kartak hast du die anderen Streiter für dich gegen mich und Malidor kämpfen und sterben
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