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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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mit jedem Atemzug schmerzhaft in Rachen und Lungen.
    Tarratar hustete und spuckte einen schwarzen Klumpen Schleim aus. Dunkle, dicke Rauch- und Aschewolken verdunkelten den Himmel und verdeckten die Sonnen. Tarratar wusste, dass die Katastrophe ihren Höhepunkt noch nicht einmal annähernd erreicht hatte. Die sterbende Sonne war durch die Rauchschwaden nicht zu sehen. Aber er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Feuersbrunst der Sonnenstürme Ell erreichen würde. Die Folgen würden noch verheerender sein als die Vulkane und die Riesenwelle. Der Tod einer Sonne würde nicht nur für das Leben auf Ell, sondern auch für den magischen Kontinent eine einschneidende Veränderung mit sich bringen. Eine der beiden Sonnen Krysons war für immer untergegangen.
    Nichts war mehr übrig geblieben von der einst prunkvollen und lebhaften Stadt der Nno-bei-Klan. Nicht einmal Ruinen zeugten von der ehemals stolzen Existenz Tut-El-Bayas. Der Kristallpalast verschwunden, die Türme verglüht, verbrannt und zu einem feurigen, flüssigen Brei verschmolzen, der sich nun zähfließend über die Hänge des Vulkans ergoss und in die noch immer tosenden Wogen des Ostmeeres stürzte.
    Und das war erst der Anfang vom Ende. Tarratar hatte Schreckliches geahnt und versucht, das Schlimmste zu verhindern. Es war ihm nicht gelungen.
    Die Mächte des Gleichgewichts hatten sich verselbständigt. All seine Spiele, die Einflussnahme und die Prüfungen waren am Ende vergebens. Tarratar stand vor einem riesigen Scheiterhaufen aus Feuer und Asche. Die mühsam gezogenen Pflanzen waren verdorrt, die Fäden seiner manchmal allzu willigen Marionetten zerschnitten.
    Dem Narren zu Füßen lag der Lesvaraq. Tomal lag auf dem Rücken und atmete schwer. Große Teile seiner Haut waren verbrannt, der Körper zerschmettert vom Sturz aus großer Höhe.
    Tarratar hatte ein Bein auf die Brust des Schwerverletzten gestellt, um ihn am Boden zu halten, falls er sich aufrichten oder vor Schmerzen aufbäumen wollte. Nicht weit entfernt von Tomal lag das Buch der Macht.
    Tarratar bückte sich, hob es auf und blätterte in den Seiten. Wieder und wieder schüttelte er den Kopf.
    »Was Ihr getan habt, ist unverzeihlich«, meinte der Narr. »Ihr seid ein Lesvaraq, warum habt Ihr nicht Eure eigenen Kräfte eingesetzt, die Welt neu zu erschaffen? Ihr hättet so viel erreichen, so viel mehr zum Guten wenden können. Musstet Ihr das Buch missbrauchen und die Zerstörung rufen? Ich kann nicht mehr rückgängig machen, was Ihr getan habt. Das Ende ist unabänderlich. Wird der Name des Buches in der Gegenwart des Buches ausgesprochen, gibt es kein Zurück mehr. Die Buchstaben und Wörter brennen sich fest in die Seiten des Buches ein. Sie bilden den Schluss eines ganzen Zeitalters. Dieses Unglück liegt alleine in Eurer Verantwortung. Nie zuvor hat ein Lesvaraq die Welt an den Abgrund geführt, wie Ihr es gewagt habt. Ich wollte das Ende von Tag und Nacht verhindern, aber es ist mir nicht gelungen. Ich war wahrhaftig ein Narr, Euch das Buch zu überlassen.«
    »Ich … meine Macht, meine Magie … alles dahin«, sagte der Lesvaraq mit brüchiger Stimme. »Seit … Kallyas … meine Magierin … seit … ihrem Tod habe ich vieles verloren. Geblieben ist mir nur ein kleines … winziges … Stück von der … Nacht. Der Tag starb, als ich Kallya tötete und damit einen neuen Zyklus der Lesvaraq einleitete.«
    »Hoi, hoi, hoi …«, kratzte sich der Narr nachdenklich am Kinn, »Ihr meint den kleinen bösen Parasiten in Eurem Kopf. Ich kenne diese Sorte Geistwesen. Sie sind durch und durch böse. Es gibt kein echtes Heilmittel dagegen. Sie werden als Gefäße erschaffen, das Übel aufzunehmen und ihren Schöpfer vom Bösen zu befreien. Dunkle, böse Magie. Totenbeschwörung. Euer Gast ist ein klein wenig wie der dritte Wächter in der Grube und vergiftet Euren Geist. Soll ich ihn für Euch herausholen?«
    »Nein!«, lehnte Tomal ab. »Ohne ihn bin ich ein … ein … Nichts.«
    »Das redet er Euch doch nur ein. Wirklich bedauerlich«, meinte Tarratar, »ich hätte Euch helfen können, ein normales Leben zu führen. Aber Ihr seid genauso am Ende wie die Welt, die Ihr vernichtet habt.«
    »Ich … ich … will kein normales Leben wie ein gewöhnlicher Klan. Ohne Magie kann ich nicht weiterleben. Ein Lesvaraq muss gestalten und herrschen.«
    »Und manchmal muss er vernichten, bevor er etwas Neues erschaffen kann. Ist es nicht so?«
    »Genau … so ist es.«
    »Aber das ist

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