Kryson 06 - Tag und Nacht
dem Rücken des Drachen war hart, dennoch spürte Sapius den Aufprall kaum. Das Gift in seinem Körper lähmte nicht nur seine Glieder und Sinne, sondern betäubte auch den Schmerz.
»Nutze deine Fähigkeiten, Sapius«
, sagte der Drache,
»du musst das Gift aus deinem Körper bekommen, bevor es weiterwandert und als Nächstes deinen Geist, dann deine Atmung und am Ende dein Herz lähmt.«
»Wozu soll das noch gut sein?«
, fragte Sapius.
»Ich habe versucht, Tomal aufzuhalten. Lass mich sterben, Haffak. Ich habe versagt. Alles ist verloren.«
»Das ist nicht wahr und du weißt das«
, entgegnete der Drache,
»sogar der Todeshändler Jafdabh träumte bis zum Schluss von einer besseren Welt. Du darfst nicht aufgeben. Das Ende Ells ist nicht das Ende Krysons, auch wenn sich vieles für uns ändern wird. Manches zum Guten, manches zum Schlechten. Völker sterben, Städte verschwinden. Aber dein Volk, deine Gemahlin und deine Kinder warten sehnsüchtig auf dich. Enttäusche sie nicht. Sieh das alles hier doch als einen Anfang.«
»Das kann ich nicht«
, seufzte Sapius,
»Tomal hat alles zerstört, auch meinen Glauben an eine Zukunft.«
Der Drache grollte und spuckte Feuer. Sapius merkte wohl, dass Haffak alles versuchte, ihn umzustimmen und zu retten.
»Du bist nicht mehr bei Sinnen, das Gift trübt deinen Geist«
, beschwerte sich Haffak,
»du wirst jetzt auf der Stelle das Gift aus deinem Körper entfernen!«
»Wie denn, verdammt?«
, regte sich Sapius auf.
»Erhitze dein Blut und erwärme deinen Körper«
, sagte Haffak Gas Vadar,
»das ist eine Fähigkeit, die du in deiner Drachengestalt mit Leichtigkeit vollbringen kannst. Sie wird dich nur ein wenig Kraft kosten. Bist du erst heiß, wird das Gift wie von selbst aus deinen Poren gedrückt. Dein Blut reinigt sich. Versuch es!«
Sapius versuchte, sich vorzustellen, wie sein Körper wärmer wurde. Aber das Gift in seinen Adern wanderte weiter und lähmte seinen Geist und den Willen, seine letzte Kraft zu suchen, noch einmal aufzustehen und weiter gegen das Unvermeidliche zu kämpfen. Er konnte sein eigenes Herz kaum noch spüren, das Atmen fiel ihm schwer. Nicht nur wegen des Rauchs und der Asche, die überall um ihn herum war und auf der Haut und in den Augen brannte und alles verklebte. Er fror erbärmlich trotz der großen Hitze über dem Vulkan und zitterte am ganzen Leib. Seine Lippen wurden blau.
»Kämpfe dagegen an, sonst bist du verloren!«
, verlangte Haffak Gas Vadar.
»Oder bist du etwa zu schwach? Lässt du den Lesvaraq gewinnen? Ich hätte mehr von dir erwartet. Du enttäuschst mich, Yasek. Ich hätte dich gleich in den Krater fallen lassen sollen, dann wäre dir schon heiß geworden.«
»Verdammt, Haffak«
, ärgerte sich Sapius,
»ich sterbe und du machst mir Vorwürfe. Du solltest etwas mehr Mitgefühl mit einen Schwerverletzten zeigen.«
»Du bist schwach und feige. Mit dir rede ich nicht mehr«
, antwortete Haffak spitz.
Die Hitze stieg Sapius ins Gesicht. Er hätte platzen können vor Wut. Was bildete sich dieser Drache ein? Sapius war der Yasek. Ein Drache hatte ihm gegenüber Respekt zu zeigen. Der Magier fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte und sich sein Brustkorb langsam erwärmte. Die Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Ihm wurde heiß. Das Gefühl der Überhitzung seines Körpers hatte er schon einmal erlebt, als er sich geärgert und seinem Zorn freien Lauf gelassen hatte. Das war erst kürzlich im Netz des vierten Wächters gewesen. Eine höchst unangenehme Erfahrung. Insbesondere die damit verbundenen Schmerzen waren unerträglich. Sapius brüllte vor Qualen.
Die Hitze brannte wie Feuer in seinen Adern. Er glaubte, er müsse innerlich verbrennen. Sapius dampfte und der Schweiß rann ihm in Bächen von der Haut.
»So ist es gut«
, sagte Haffak Gas Vadar,
»endlich hast du verstanden. Schwitze und schreie es heraus.«
»Ich dachte, du redest nicht mehr mit mir«
, stöhnte Sapius wütend und biss die Zähne zusammen.
»Tut mir leid, mein Freund«
, meinte Haffak verlegen,
»ich musste etwas sagen, das dich beleidigt und herausfordert. Ich habe es nicht so gemeint.«
»Du findest also nicht, dass ich feige und schwach bin?«
»Natürlich nicht, Yasek!«
, antwortete Haffak.
»Würde ich dir sonst dienen und mit dir fliegen?«
»Du bist ein … nein ich sage es nicht«
, meinte Sapius,
»… oder doch … ein mieses, elendes, stinkendes … Stück Drachenmist!«
Haffak Gas Vadar musste lachen und verlor
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