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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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schoss ihm der rettende Gedanke durch den Kopf.
    Sapius vergaß die Sturmschiffe, die Moldawar und die Gefahr, in der er schwebte. Er musste atmen. Er hatte bereits Wasser geschluckt, strampelte mit seinem gesunden Bein und ruderte wild mit den Armen, ohne dabei seinen Stab loszulassen. Quälend langsam arbeitete er sich nach oben und durchbrach endlich die Wasseroberfläche. Prustend und japsend holte er tief Luft und versuchte verzweifelt, sich über Wasser zu halten.
    Der Drache zog Kreise in der Luft, suchte ihn und rief nach ihm.
    »Sapius, wo bist du?«
    Sapius konnte ihm nicht antworten. Er prustete, spuckte Wasser aus und sog anschließend die rettende Luft tief in seine Lungen. Immer wieder in schneller Abfolge atmete er hektisch ein und wieder aus, als könnte er nicht genug bekommen. Aber der Drache musste ihn inzwischen entdeckt haben.
    »Da bist du«
, rief er besorgt, »
geht es dir gut? Hast du dich beim Aufprall verletzt? Die Moldawar haben dich noch nicht gefressen. Kein einziger Fisch hat dich angegriffen. Das ist seltsam. Ich kann versuchen, dich aus dem Wasser zu ziehen.«
    »Nein«
, antwortete Sapius,
»warte.«
    »Du hast wirklich den Verstand verloren. Auf was willst du warten? Bis sie es sich anders überlegen und dich in Stücke reißen? Ich hole dich so schnell wie möglich aus dem Wasser.«
    »Ich denke, hier geschieht gerade Unglaubliches. Bevor ich ins Meer sprang, habe ich in ihrem Verhalten etwas gesehen, was ich als ein Zeichen deutete. Sie wollen uns etwas sagen.«
    »Du zeigst wirklich Mut, alter Freund«
, meinte Haffak,
»ich hoffe nur, du bezahlst nicht mit deinem Leben dafür.«
    Die Moldawar umkreisten den Magier, wie in einem Reigen. Zuerst hielten sie noch Abstand, als wollten sie prüfen, ob ihre Beute gefährlich war. Doch schließlich zogen sie den Kreis immer enger und rückten gefährlich nahe an ihn heran. Einzelne Moldawar brachen immer wieder aus dem Kreis aus und stießen zu ihm vor. Sie berührten ihn kurz mit der Spitze ihres Mauls, nur um dann wieder abzudrehen und sich in den Kreis zu den anderen Raubfischen einzureihen.
    Sapius fürchtete sich und fror. Er blickte in die kalten Fischaugen, bis ihm beinahe der Atem stockte. Er hatte das Gefühl, als musterten sie ihn und wollten abschätzen, wie er ihnen wohl schmecken würde.
    Was hatte er gesehen, als er auf dem Rücken des Drachen saß und zu ihnen hinabgeblickt hatte? Ein sich wiederholendes Muster in ihrem Verhalten? Hatte er sich das alles nur eingebildet? Spielten die Moldawar nur mit ihm? War der Reigen ein Wettbewerb unter intelligenten Raubfischen, die gerade unter sich ausmachten, wer die Beute fressen durfte?
    Der Magier hielt sich fast regungslos an der Oberfläche. Die Kälte des Wassers setzte ihm langsam zu, er konnte seine Füße kaum noch spüren. Langsam und vorsichtig bewegte er Arme und Beine, um nicht unterzugehen. Mehr traute er sich nicht.
    »Verdammt«
, dachte Sapius,
»was wollt Ihr von mir?
«
    Ein mächtig großer Moldawar löste sich plötzlich aus dem Kreis und kam mit weit aufgerissenem Maul direkt auf ihn zu.
    »Jetzt ist es aus«
, dachte Sapius, hielt den Atem an und schloss die Augen,
»ich bin Fischfutter!«
    Sapius spürte eine sanfte Berührung an seiner Brust und öffnete die Augen. Der Moldawar hatte ihn leicht angestoßen, sich auf die Seite gedreht und starrte ihn mit einem Auge an.
    »Die Frage ist nicht, was wir wollen, sondern, was du willst!«
, hörte Sapius eine glucksende Stimme in seinem Kopf.
    Sapius erschrak. Das war nicht die Stimme, die er kannte und erwartet hatte. Er starrte den Moldawar an. Der Raubfisch brauchte nur sein Maul zu öffnen und ihn zu verschlingen, Sapius hätte nichts dagegen ausrichten können. Der Magier zitterte nicht nur vor Kälte.
    »Haffak? Bist du das?«
, fragte der Magier ängstlich. »
Hör sofort auf damit, das ist nicht lustig!«
    »Nein, Sapius
«, hörte er die vertraute Stimme des Drachen,
»ich war das nicht! Ich glaube, der Fisch spricht zu dir.«
    »Wie ist das möglich?«
Sapius konnte es nicht glauben.
    »Erinnerst du dich? Du warst uns schon einmal sehr nahe«
, sagte der Moldawar,
»du kamst zu uns in einem Traum. Wir tanzten für dich.«
    Sapius erinnerte sich an seinen ersten Flug nach Fee. Er war auf dem Rücken des Drachen eingeschlafen und in seinem Traum ins Wasser gestürzt. Die Moldawar hatten ihn umkreist, ähnlich wie sie es im Augenblick taten. Ein absurder und erschreckender Traum, dem er keine Bedeutung

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