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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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der Drache, Sapius und die Felsenfreunde übers Ostmeer. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach und trauerte auf seine Weise. Sie alle hatten Opfer gebracht, ihre Heimat und Freunde verloren. Die Zukunft war ungewiss. Sie mochten den verheerenden Sonnenstürmen auf Ell und dem alles vernichtenden Feuer im letzten Augenblick entgangen sein, aber sie wussten nicht, was sie auf Fee erwartete. Wie würde sich die fehlende Sonne auf Tag und Nacht auswirken? Erfasste das Chaos auf Ell auch den magischen Kontinent?
    Sie waren geflohen, bevor Rucknawzor den Höhepunkt der Vernichtung erreicht hatte. Es war schwer, sich das Ausmaß der Zerstörung und die Explosion einer Sonne über Ell vorzustellen. Sapius stellte sich in Gedanken einen unglaublich hellen, gleißenden Ball vor, der vom Himmel auf den Kontinent stürzte und in rasender Geschwindigkeit über alles Leben wälzte.
    »Feuer … es ist eine Feuersbrunst, ein Sturm, der alles verschlingt und verbrennt, was sich ihm in den Weg stellt«
, dachte Sapius.
    Er würde nie erfahren, wie die Sonnenstürme wirklich aussahen.
    »Sind die Sonnenstürme so heiß wie Drachenfeuer?«
, fragte er sich.
    »Heißer, mein Freund. Viel heißer«
, sagte der Drache,
»die Hitze eines Sonnensturms bringt alles zum Schmelzen, sogar Stein.«
    »Aber wenn die Sonnenstürme über den Kontinent fegen und alles vernichten, wie kommt es, dass sie sich auf Ell beschränken und nicht ganz Kryson in Mitleidenschaft ziehen?«
    »Das hättest du den Narren fragen müssen«
, antwortete Haffak Gas Vadar,
»ich nehme an, dass sich die Zerstörung nur auf Ell bezieht. Die Macht des Buches und damit auch die Reichweite dieses Fluches reichen nicht darüber hinaus. Zu unser aller Glück. Dennoch zeigt die Zerstörung auf ganz Kryson Wirkung. Wir Drachen wissen, dass das Gleichgewicht weit über den einzelnen Kontinent hinausreicht. Kryson ist ein sensibles und hoch kompliziertes Gefüge. Ich bin mir sicher, dass auch Fee auf irgendeine Weise betroffen sein wird. Wir werden es bald sehen.«
    Plötzlich hörten sie weit enfernt einen Knall und das schreckliche Heulen der Winde. Nach dem Knall, dem ein lang anhaltendes, donnerndes Grollen folgte, dauerte es nicht lange, bis sie von einer Druckwelle erfasst wurden, die ihnen heiße Luft um die Ohren blies und den Drachen gewaltig ins Trudeln brachte.
    Sie fürchteten abzustürzen und schrien aus Leibeskräften. Aber der Drache fing sich wieder und beschrieb einen scharfen Bogen aufwärts, bevor sie auf der Wasseroberfläche aufschlugen.
    Rauch verdeckte die verbliebene Sonne und den Mond. Es wurde Nacht auf Kryson. Finstere Nacht. Wie lange die Nacht andauern würde, vermochte niemand zu sagen. Nur ab und zu drang ein Lichtstrahl durch, der wie ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont leuchtete.
    Wenig später hörte Sapius das Meer heftig rauschen. Er hatte sich rasch an die Dunkelheit gewöhnt und benutzte den Stab des Farghlafat, um besser sehen zu können. Gewaltige Wellen rasten unter ihnen vorbei. Sapius hoffte, sie würden nicht bis an die Küste Fees heranreichen, sondern sich vorher im weiten Meer verlieren und auslaufen. Er nahm an, dass sie das Sturmschiff der Königin der Maya nicht mehr zu sehen bekämen. Es musste von den Wellen fortgerissen, gekentert und untergegangen sein. Aber er täuschte sich.
    »Schiff voraus«
, meldete der Drache nach einigen ereignislosen Horas des Fluges.
    Die Sichtverhältnisse hatten sich gebessert. Sie hatten den von Rauch dicht verhangenen Himmel hinter sich gelassen. Von der Meldung des Drachen aufgeschreckt, starrte Sapius auf das Meer hinunter. Haffak Gas Vadar hatte hervorragende Augen. Das Schiff war noch weit entfernt und lediglich als kleiner, schimmernder Punkt am Horizont auszumachen. Doch sie näherten sich rasch. Sapius erkannte bald das Sturmschiff der Nno-bei-Maya. Zu seiner Überraschung entdeckte er in einiger Entfernung ein zweites Sturmschiff, das dem ersten zwar ähnelte, aber kleiner war. Davon hatte Tarratar nichts erwähnt. Als sie jedoch nah genug herangeflogen waren, erkannte Sapius das zweite Schiff. Es war eines der Sturmschiffe, die den Angriff vor Tut-El-Baya geführt hatten und der Katastrophe entkommen war. Murhabs Schiff.
    »Murhab muss der Königin gefolgt sein und zu ihrem Schiff aufgeschlossen haben«
, dachte Sapius,
»er muss ein verdammt guter Kapitän sein, wenn ihm dies gelungen ist.«
    »Wir müssen die Sturmschiffe aufhalten«
, sagte Sapius.
    »Wieso das?

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