Kryson 06 - Tag und Nacht
war nicht einfach nur eine fliegende Echse, die von den Drachenreitern als Reittier eingesetzt wurde. Der Flugdrache war ein einzigartiges und mächtiges Wesen. Durch und durch magisch und gefährlich. Mit seiner Unterstützung musste Sapius nur wenige Gegner fürchten.
Der Drache hatte die Flügel zu voller Größe ausgebreitet und kippte sie schräg gegen die Flugrichtung, um seinen Flug zu bremsen. Er verlor an Höhe, nahm die krallenbewehrten Füße nach vorne und setzte auf. Sein mit Dornen besetzter Schwanz verhakte sich in der Erde und brachte ihn sofort zum Stehen. Der Drache hob den mächtigen Kopf, sah sich neugierig um und blinzelte mit den Augen, als er Sapius erspähte. Er ging einige Schritte auf den Magier zu.
»Du hast mich gerufen«, sagte Haffak Gas Vadar, Rodso und Vargnar hörten die Stimme des Drachen ebenfalls, »hier bin ich.«
»Ich brauche deine Hilfe, mein Freund«, antwortete Sapius, »ich bin froh, dass du gekommen bist.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, Haffak schien auf seine Art zu grinsen, »ein Yasek ohne seinen Drachen ist nicht viel mehr als ein Häufchen Elend.«
»Nun ja … also …«, stammelte Sapius, der Haffaks Einschätzung in dieser Hinsicht nicht teilte.
»Du siehst furchtbar aus«, unterbrach ihn der Drache, »eines Yasek nicht würdig. Wo ist deine Kleidung? Trägst du jetzt Säcke statt einer Robe und eines Mantels oder der Rüstung eines Yasek? Findest du die alten Lumpen etwa schick? Du bist schmutzig und stinkst meilenweit nach Aas und altem Sack. Ich konnte deinen Gestank schon an der Küste des Ostmeeres riechen.«
Prinz Vargnar konnte sich ein schadenfrohes Lachen nicht verkneifen. Sapius ärgerte sich über die Bemerkung des Drachen, noch viel mehr jedoch über die Reaktion des Felsgeborenen.
»Es tut mir leid, wenn ich deine Nase beleidigt habe«, fuhr Sapius den Drachen an, »aber nicht jeder von uns liegt auf der faulen Haut und kann sich den ganzen Tag lang pflegen.«
»Euer Yasek musste in letzter Zeit einiges durchmachen«, sprang Vargnar rettend ein, »er wurde ausgeraubt. Sapius ist schon froh, dass er nicht mehr nackt durch die Gegend laufen muss. Aber ich stimme Euch zu, ein Bad könnte ihm wirklich nicht schaden.«
»Du hast dich ausrauben lassen?«, prustete der Drache fassungslos. »Schäm dich, Yasek. Wie konnte dir das nur passieren?«
»Ich wurde überrascht und habe meine Gegner unterschätzt«, gab Sapius mit gesenktem Kopf zu, »sie haben mich mit Magie überrumpelt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das wird mir aber nicht noch einmal passieren.«
»Gut. Dann sollten wir deinen Zustand schnellstens ändern«, schlug der Drache vor.
»Ich habe andere Sorgen als meine Kleidung und ein Bad, Haffak«, meinte Sapius. »Wir müssen auf schnellstem Weg nach Tut-El-Baya und Jafdabh aufsuchen. Der ehemalige Regent und Todeshändler missbraucht das Buch der Macht.«
»Seid Ihr sicher, dass Ihr Jafdabh in Tut-El-Baya antreffen werdet?«, gab Rodso zu bedenken.
»Nein«, räumte Sapius ein, »nicht, solange seine Vision nicht wirkt. Er wird sich irgendwo – bewacht von seinen bis an die Zähne und mit magischen Artefakten bewaffneten Männern – in den Wäldern des Faraghad verstecken, oder in einer Höhle in der Nähe der Hauptstadt. Tut-El-Baya wäre viel zu gefährlich für ihn und uns, solange Thezael mit seinen Praistern und die Todsänger über die Stadt herrschen. In seinem Versteck werden wir ihn niemals finden. Wir müssen warten, bis er das Buch benutzt und seine Vision erneut heraufbeschwört. Nur dann ist Tut-El-Baya einigermaßen sicher und ich werde ihn in seinem Haus besuchen.«
»Das ist ein guter Vorschlag«, nickte Vargnar.
Der Drache wog den Schädel nachdenklich hin und her. Er schien von Sapius’ Plänen nicht überzeugt zu sein.
»Du bist nicht einverstanden?«, fragte Sapius.
»Das ist es nicht, was mich bedrückt. Du bist der Yasek und gibst den Weg und das Ziel vor. Die Vision, von der du sprichst«, antwortete Haffak Gas Vadar zögerlich, »ich habe sie auch gesehen und am eigenen Leib gespürt. Ein schrecklicher Frevel gegen die Natur und die Magie. Sie schwächt mich und beeinträchtigt meinen Flug. Ich weiß nicht, ob ich es bis nach Tut-El-Baya schaffe. Ich kann nur einen von euch auf dem Rücken tragen. Wir müssen vorsichtig sein und fliegen, solange die Veränderung nicht wirkt.«
»Gut, dann fliege ich alleine«, sagte Sapius.
»Das ist gefährlich. Ihr könntet den Rachuren oder den Praistern
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