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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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groß und stark, nach der Zahl seiner Mitglieder das größte Rudel, das es je im Faraghad-Wald gegeben hatte. Unter der Führung des Krolak waren sie mächtig. Sie konnten zuschlagen, wann und wo sie wollten. Alleine ihre Masse machte sie für die Nno-bei-Klan gefährlich und unberechenbar.
    Baijosto wusste, sie konnten nur erfolgreich sein, wenn sie im Verband jagten und rasch neue Taktiken anwendeten. Sie mussten die Frevler überraschen. Bald lernten sie, an welchen Orten die Holzfällertrupps für gewöhnlich auftauchten und wie sie sich verhielten. Es war eigenartig.
    Nach einem gewöhnlichen Tag ohne Zwischenfälle tauchten sie am nächsten Tag exakt an den Stellen wieder auf, an denen sie zuvor begonnen hatten, den Wald zu roden.
    Baijosto stellte fest, dass sie in ihrer Arbeit keine Fortschritte machten. Die Veränderungen dauerten zwar unterschiedlich lang, doch, die Nno-bei-Klan begannen immer wieder von vorne, als wären sie in einem sich ständig wiederholenden Zyklus gefangen.
    Gleiches galt auch für die Jagd des Rudels. Anfangs erlitten die Baumwölfe bei ihren Angriffen auf Holzfäller der Klan noch große Verluste, wurden von Äxten und Sägen erschlagen und von den Monstern überrollt und zerquetscht. Oder sie wurden verbrannt, sobald ihnen die Monster zu Land und aus der Luft aus heiß glühenden Rohren Flammen entgegenschleuderten. Der Kampf schien aussichtslos.
    Doch plötzlich war er vorüber und die gefallenen Baumwölfe weilten schon am nächsten Tag wieder unter dem Rudel, als wäre überhaupt nichts geschehen. Nur die Erinnerungen an den Krieg und den eigenen Tod waren geblieben.
    Die Baumwölfe änderten bald ihre Taktik und hatten damit Erfolg. Die Holzfäller starben in einem Massaker aus Blut, Schreien und Tränen. Das Rudel kannte keine Gnade. Sie zerfetzten ihre Feinde zwischen ihren Klauen und Zähnen. Niemand entkam.
    Aber genau wie die in der Schlacht getöteten Baumwölfe standen auch die getöteten Holzfäller wieder auf und begannen an einem anderen Tag erneut mit der Zerstörung des Waldes.
    An der Seite des Krolak jagten seine Söhne und Töchter. Sie waren nicht wie Baijosto. Der Fluch hatte sie fest im Griff. Zeit ihres Lebens hatten sie in der bestialischen Gestalt eines Baumwolfs verbracht. Ihr Wille war nicht stark genug, sich in einen Naiki zu wandeln, obwohl ihr Körper zu einer Verwandlung in der Lage war. Das Raubtier beherrschte ihren Geist. Sie kannten kein anderes Leben. Baijosto hatte immer wieder versucht, ihnen die Verwandlung ihrer Gestalt beizubringen. Ohne Erfolg.
    Der stärkste und größte unter ihnen hatte ein graubraunes, zotteliges Fell. Baijosto wusste, dass sein Sohn ihn eines Tages zu einem Kampf um die Führung über das Rudel herausfordern und besiegen würde. Das würde der Tag seines Todes werden. Die Baumwölfe würden den Verlierer zerfleischen, wenn er nicht schon dem Biss seines Sohnes zum Opfer gefallen wäre. Aber noch war es nicht so weit. Baijosto war klüger und erfahrener als seine Kinder. Die Baumwölfe folgten ihm. Niemand zweifelte seine Stellung als Anführer des Rudels an.
    Baijosto konnte die Nno-bei-Klan bereits riechen und ihre lärmenden Monster hören. Sie mussten ganz in der Nähe sein. Er stieß ein kehliges Knurren aus und verlangsamte die Geschwindigkeit, in der sie über die Baumwipfel hetzten. Das Zeichen für die Baumwölfe, dass sie sich der Beute näherten und sich leise und vorsichtig verhalten mussten.
    Heute war wieder ein Tag der Veränderung, an welchem die Holzfällertrupps den Wald zerstörten. Die Ausbeutung würde wie an den letzten Tagen zuvor ein blutiges Ende nehmen. Doch Baijosto hatte etwas anderes vor. Er wollte den Zyklus endlich durchbrechen. Die Baumwölfe würden sich nur schwer davon überzeugen lassen, dass sie die Frevler nicht töten durften. Es musste ihm gelingen, den Blut- und Rachedurst seines Rudels zu zügeln. Notfalls mit Gewalt.
    Er hatte vor, die Holzfäller so lange festzuhalten, bis die Veränderung endete und die Normalität in den Wald zurückkehrte. Doch was war wirklich und was falsch? Der Naiki hatte nur ein Gefühl. Die Zerstörung des Waldes konnte nur ein böser Albtraum sein.
    Baijosto war gespannt darauf, was geschehen würde. Er nahm an, dass erst der Tod den Nno-bei-Klan die Möglichkeit gab, mit jedem neuen Zyklus von vorne zu beginnen. Ließ er sie festhalten, würden sie sich der Rückkehr der Wirklichkeit nicht mehr entziehen können. Erst wenn der Wald wieder

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