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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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dabei. Er ließ hechelnd die Zunge aus dem Maul hängen und trug statt eines Halsbands ein buntes Tuch. Er sah aus, als würde er breit grinsen. Einige der abgebildeten Gesichter kannte sie, andere hatte sie nie zuvor gesehen. Sie passierten mehrere Zimmertüren mit kleinen Namensschildern. Die junge Frau führte Lilli zu einer Ledersitzgruppe am Ende des Ganges.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz, Frau Berger. Ich bringe Ihnen sofort Ihr Mineralwasser. Kohlensäure, medium, ohne?«
    »Ohne, bitte.«
    Lilli ging zum Fenster, das einen Ausblick über das riesige Studiogelände bot. Sie sah mehrere große Hallen, an deren Fassaden überdimensionale Plakate verschiedener Sendungen hingen: Talkshows, Quizsendungen, Daily Soaps. Offenbar wurden diese dort produziert. Überall herrschte eifrige Geschäftigkeit, Menschen eilten ameisenklein über die Wege zwischen den Hallen. An einem Studio öffneten sich gerade die großen Tore, und das Publikum strömte heraus. Vor einer anderen Halle schienen überwiegend jugendliche Fans auf ihre Stars zu warten. Auch Gastronomie gab es, erkennbar an den Tischen und Stühlen, die unter Sonnenschirmen auf Gäste warteten.
    Lilli dachte an Svenja, und wie ihre Tochter sich hier wohl fühlen würde, mitten in ihrem persönlichen Shangri-La, wo ihre Lieblingsserie gedreht wurde. Wie im Himmel wahrscheinlich.
    »Frau Berger, schön, dass Sie da sind!«
    Lilli drehte sich zu der Stimme um. Ein Mann Ende dreißig kam federnden Schrittes und mit strahlendem Lächeln auf sie zu. Er war gekleidet wie ein Teenager: der Hosenboden seiner viel zu weiten Jeans hing in Höhe der Oberschenkel, sein schwarzes T-Shirt zierte die glitzernde Aufschrift »Diva«. Seine kunstvoll zerzauste Haartracht ähnelte der David Beckhams in seinen wildesten Zeiten.
    Lilli konnte sich nicht erinnern, einen Mann seines Alters jemals derart unpassend gekleidet gesehen zu haben. Er sah aus, als hätte er den Kleiderschrank seines sechzehnjährigen Bruders geplündert.
    Der Mann stand nun vor ihr und schüttelte ihr enthusiastisch die Hand. »Ich bin Rick. Rick Müllerschön. Wir haben telefoniert. Ich freue mich!«
    Das wurde ja immer besser. Dieser Mann war also Rick Müllerschön, Redaktionsleiter bei TeleDrei? Vielleicht durfte man in dieser Branche ja auf keinen Fall älter als fünfundzwanzig aussehen? Zumindest von Weitem? Lilli riss sich zusammen. »Herr Müllerschön. Ich freue mich auch, Sie persönlich kennenzulernen.«
    »Kommen Sie! Meine Mitarbeiter warten schon auf uns.«
    Müllerschön geleitete Lilli in einen Raum auf der linken Seite des Ganges. An einem großen gläsernen Konferenztisch saßen zwei Männer und eine Frau, die bei ihrem Eintritt aufsprangen und sie neugierig ansahen. Alle waren in dem gleichen jugendlichen Stil gekleidet wie ihr Chef, hatten aber auch – ganz im Gegensatz zu ihm – samt und sonders die dafür zulässige Altersgrenze noch lange nicht erreicht.
    »Leute, das ist Lilli Berger«, verkündete Müllerschön triumphierend, als stelle er der atemlos wartenden Fachwelt einen bisher unbekannten Käfer vor.
    Seine Mitarbeiter strahlten sie begeistert an, ohne dass Lilli sich einen Grund dafür vorstellen konnte. Außerdem sprachen vier Personen und ein eingedeckter Konferenztisch nicht dafür, dass es um einen Küchenjob ging, zumal an jedem Platz folgende Dinge auf die Teilnehmer der Runde warteten: eine gebundene Mappe, die mit der Vorderseite nach unten lag, ein Schreibblock mit Stift, eine Tasse, ein Glas, ein Tablett mit verschiedenen Softdrinks in kleinen Glasflaschen, einer Thermoskanne mit Kaffee, Zucker, Süßstoff, Kondensmilch und einem Plätzchensortiment.
    Lilli schüttelte den anderen Anwesenden nacheinander die Hand, während Müllerschön sie vorstellte: »Tom Brinkmann, Redakteur, Elfi Koslowski, Redakteurin, und Andreas Schulze, Marketing. Elfi hat übrigens das Konzept für die Sendung entwickelt. Setzen wir uns doch.«
    Lilli glaubte sich verhört zu haben. Welche Sendung? Wovon sprach der Mann? Allmählich beschlich sie der Verdacht, dass alle hier außer ihr irgendetwas wussten oder planten, und dass sie, Lilli, ungefragt im Mittelpunkt dieser Pläne stand. Dieser Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht.
    »Und jetzt bitte die Mappen vor euch umdrehen.« Er wartete ungeduldig, bis alle seiner Aufforderung gefolgt waren, und rief dann: »Na, was sagen Sie, Frau Berger?«
    Während seine Mitarbeiter zustimmend murmelten und Lilli gespannt ansahen, starrte sie noch

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