Küchenfee
gekommen sind … Ich weiß nicht, wie ich mich dafür bedanken soll.«
Mike hatte ihre Hand eine Spur zu lange festgehalten, bevor er sie losließ und sagte: »Habe ich gern gemacht, Lilli. Und wie du dich bedanken kannst, weiß ich ganz genau.«
Lillis Gesicht war heiß geworden. Sie hatte sich verlegen geräuspert und versucht, nicht allzu kokett zu klingen, als sie fragte: »Ach ja? Wie denn?«
»Indem du für uns alle ein richtig tolles Essen kochst. Ein echtes Lilli-Essen. Gern auch mit Chichi, wie du immer so schön sagst.«
Lilli hatte einen kleinen Stich der Enttäuschung gespürt.
Hatte sie wirklich geglaubt, Mike würde sich ihr hier und jetzt offenbaren? »Ein Essen kochen? Warum nicht. Mache ich doch gern.«
Mike hatte noch einmal gewunken und war dann in seinen Wagen gestiegen und losgefahren.
»Was habt ihr denn noch besprochen?«, hatte Gina gefragt, als Lilli sich zu ihr ins Auto gesetzt hatte.
»Er hat mir gesagt, wie ich mich für den Einsatz seiner Mitarbeiter bedanken kann.«
Gina hatte amüsiert gekichert und dann gesagt: »Also, ich weiß nicht. Irgendwie klingt das anzüglich.«
»Gut, wenn Essenkochen anzüglich ist, dann, ja, dann hast du recht. Wir werden die Jungs zum Essen einladen. Pikant genug, Gina?«
»Warum so zickig? Ist doch alles super gelaufen heute. Ruhm, Ehre und Bewunderung. Und ich habe einen Blumenstrauß abgestaubt, den ich selber gebunden habe. Na ja, so trifft er immerhin perfekt meinen Geschmack.«
Lilli hatte beschlossen, sich von Ginas Laune aufmuntern zu lassen. Sie hatte ja recht.
Bei Lilli angekommen, hatten sie noch gemeinsam ihr Equipment in den Lagerraum im Keller getragen. Danach hatte Gina sich sofort verabschiedet und so verpasst, dass es eine Aufzeichnung ihres ersten gemeinsamen Fernsehauftritts gab.
Als Lilli am nächsten Vormittag vom Klingeln ihres Telefons im Büro erwachte, lag sie noch immer auf dem Sofa. Irgendjemand hatte sie mit ihrer Bettdecke aus dem Schlafzimmer zugedeckt und ihr ein Kopfkissen unter den Kopf geschoben. Sie versuchte gar nicht erst, das Telefon zu erreichen, bevor der Anrufbeantworter ansprang.
Auf dem Küchentisch stand in einer großen Vase der Blumenstrauß von der Messe. Lilli fiel ein, dass sie ihn gestern nur ins Spülbecken in ein wenig Wasser gelegt und dann später vergessen hatte. An der Vase lehnte ein Zettel: »Liebe Ma, Glückwunsch! Freu Dich, ich habe Superfotos. Bis später, Kati.«
Nach der Dusche stand sie nackt vor dem großen Spiegel in ihrem Schlafzimmer. Sie hatte abgenommen. Ihr war klar, dass die meisten Frauen sich darüber freuen würden, aber sie sah, dass es ihr nicht stand. Sie war blass, ihr Gesicht war viel zu spitz, ihre Hüftknochen waren deutlich zu sehen.
Schnell schlang sie das Badetuch wieder um sich. Auf dem Weg zurück zum Schlafzimmer ging sie ins Büro, um den Anrufbeantworter abzuhören. Nachdem die mechanische Stimme Datum und Uhrzeit des Anrufs verkündet hatte, erklang nach dem Piepston eine männliche Stimme: »Guten Tag, Frau Berger. Mein Name ist Rick Müllerschön, Redaktionsleiter bei TeleDrei in Köln. Frau Berger, eine Kollegin hat mich auf Sie aufmerksam gemacht. Ich möchte Sie um Rückruf bitten unter …« Es folgte eine Kölner Telefonnummer.
Lilli griff nach einem Stift und hörte die Nachricht ein weiteres Mal ab, um die Nummer zu notieren.
Nachdem sie sich angekleidet hatte, rief sie zurück. Es klingelte ein paarmal, dann erklang die Stimme, die sie schon von ihrem Anrufbeantworter kannte: »Müllerschön.«
Lilli passte sich dem knappen Ton ihres Gesprächspartners an. »Lilli Berger hier. Sie baten um Rückruf.«
»Frau Berger!«, rief Müllerschön deutlich freundlicher. »Ich freue mich. Wunderbar, dass Sie sich sofort melden.«
»Vielen Dank. Aber was kann ich denn für Sie tun? Geht es um einen Auftrag?«
»Hahaha, nein, kein Auftrag«, dröhnte es fröhlich aus dem Telefon, »obwohl, vielleicht doch, je nachdem, wie man es sieht, Frau Berger.«
»Um was geht es denn bitte, Herr …« Lilli wollte der Name ihres Gesprächspartners partout nicht mehr einfallen.
»Müllerschön, Rick Müllerschön. Ich möchte – beziehungsweise der Sender möchte – Sie gern zu einem Gespräch einladen, Frau Berger. Heute Morgen hat mich eine Kollegin angerufen und mir von Ihnen erzählt. Sie hat mir auch Material zukommen lassen. Und jetzt würden wir Sie gern persönlich kennenlernen.«
Lilli wurde ungeduldig. »Das ist sehr freundlich, aber um
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