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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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Star, wenn Sie sich uns anvertrauen, Frau Berger«, sagte Andreas Schulze.
    »Vielleicht beantworten Sie mir erst einmal meine Frage, bevor Sie sich vollends in rein theoretischen Versprechungen verzetteln. Wie groß ist denn nun der zeitliche Aufwand?« Langsam verlor Lilli die Geduld. Vermutlich war Müllerschön gewöhnt, dass andere in ihrer Position sich von Schlagworten wie Kerner, Lafer und Star-Dasein blenden ließen.
    Schulze rang um Fassung. »Wir drehen in Blöcken. Vier Sendungen am Tag, vielleicht sogar fünf, insgesamt zehn Tage Produktion, immer Montag bis Freitag, also zwei Wochen, dann haben wir vierzig bis fünfzig Episoden im Kasten«, antwortete er dann. »Damit sind zwei Monate abgedeckt. Sie würden dann also alle sechs Wochen für zwei Wochen drehen. Das ist doch überschaubar, oder, Frau Berger?«
    »In der Theorie sicherlich. Aber wer denkt sich die Rezepte für vierzig bis fünfzig Sendungen aus? Ich allein? Das ist viel Arbeit. Und das Kochbuch, das Sie offenbar schon geplant haben?«
    »Frau Berger, dafür gibt es doch eine Redaktion, die Ihnen so viel Arbeit wie möglich abnimmt. Sie setzen dann zum Schluss nur Ihren Namen darunter – bei geringstmöglichem Aufwand, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Lilli schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, ich glaube, Sie überschätzen meine Eitelkeit und meinen Drang, in der Öffentlichkeit zu stehen. Vielleicht ist das ein typisch männliches Phänomen bei Köchen, in die Kamera grinsen zu wollen.«
    »Aber Frau Berger, keineswegs. Wir halten Sie für besonders geeignet. Und wir glauben, dass es endlich Zeit für eine Köchin im Fernsehen ist, bei den vielen Männern, die es dort schon gibt. Eine Identifikationsfigur für unser weibliches Publikum. Eine neue beste Freundin, sozusagen«, sagte Müllerschön.
    Lilli war beinahe belustigt. Er versuchte, sie mit der Beste-Freundin-Masche zu ködern. Der Mann griff wirklich nach jedem Strohhalm, um sie zu überzeugen.
    »Alles ist möglich«, fuhr Müllerschön hastig fort. Er redete schnell, als wolle er verhindern, von ihr unterbrochen zu werden. »Rezepte, Tipps für den Haushalt, Einkaufsplanung, Vorratshaltung, schnelle Menüs bei überraschendem Besuch – eine kunterbunte Mischung. Die verschiedenen Wochentage könnten unterschiedliche Themen haben: Montags wird besonders preisgünstig gekocht, dienstags vielleicht vegetarisch … Alles ist möglich! Wenn Sie eigene Ideen haben, jederzeit. Wir sind glücklich, wenn Sie Lust haben, sich mit Ihrem Redaktionsteam zusammenzusetzen.« Er verstummte abrupt und sah sie erwartungsvoll an.
    Lilli kämpfte gegen den irrationalen Drang, sich dafür zu entschuldigen, dass sie außerhalb dieses Raumes ein eigenes Leben mit Plänen, Terminen und Verpflichtungen führte. Diese Bande konnte doch nicht ernsthaft von ihr erwarten, hier und auf der Stelle eine derart wichtige Entscheidung zu treffen? »Zu Hause wartet mein Team auf mich, Herr Müllerschön. Das habe ich Ihnen doch vorhin erklärt. Ich entwickle meine Konzepte grundsätzlich zusammen mit meiner Geschäftspartnerin.«
    »Vielleicht könnten wir ja auch eine Dekorubrik einführen«, sagte Elfi Koslowski, offenbar bestrebt, Lilli milde zu stimmen. »Oder Ihre Partnerin könnte beratendes Mitglied unseres Teams werden. Wie wäre das?«
    »Das würde voraussetzen, dass Frau Wilhelmi daran interessiert ist. Ich kann hier nicht für sie sprechen.« Lilli wandte sich direkt an Rick Müllerschön. »Aber etwas ganz anderes. Wie lange müsste ich mich denn vertraglich an Ihren Sender binden? Und was ist, wenn Ihre Zielgruppe mich nicht als neue beste Freundin möchte? Oder wenn Sie plötzlich irgendwo eine neue, noch bessere als die bisherige beste Freundin für Ihre Zielgruppe entdecken und mich dann gerne austauschen möchten? Und wie bin ich abgesichert, wenn Sie das Format absetzen wollen, warum auch immer? Weil Ihre Marktforschung vielleicht feststellt, dass die Zielgruppe lieber Sendungen übers Haareschneiden sehen will? Oder über Makramee oder sonst etwas?«
    Müllerschön lächelte gequält. »Frau Berger, Sie sind ein ganz schön harter Verhandlungspartner. Respekt!«
    Lilli goss sich noch einen Saft ein. Dann sagte sie: »Herr Müllerschön, wir verhandeln doch noch gar nicht. Sie haben eine Idee, die haben Sie mir präsentiert, und ich stelle jetzt die Fragen, die ja wohl jeder Mensch mit einem Funken Grips stellen würde, ehe er sich verpflichtet, sein Gesicht zu verkaufen. Verhandlungen gibt es

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