Küchenfee
was geht es denn, Herr Müllerschön?«
Der erwiderte lachend: »Sie sind hartnäckig, Frau Berger. Aber das finde ich gut. Also, zur Erklärung: Der Sender sucht …« Er brach ab und sprach mit jemandem, der offenbar sein Büro betreten hatte. Dann sagte er: »Frau Berger, tut mir schrecklich leid, ich muss in ein Meeting. Und ich fände es sowieso schöner, wenn wir uns persönlich unterhalten könnten.«
Lilli wurde jetzt doch neugierig. Vielleicht suchte der Sender ja eine Pächterin für die Kantine, das konnte durchaus interessant sein. »Also gut, schlagen Sie mir einen Termin vor.«
»Hm, am liebsten so schnell wie möglich. Morgen Vormittag? Wir erstatten Ihnen selbstverständlich sämtliche Reisekosten.«
»Einverstanden. Ich weiß aber nicht, ob meine Geschäftspartnerin das ebenfalls so kurzfristig einrichten kann.«
»Ihre Geschäftspartnerin?«, fragte Müllerschön, hörbar irritiert. »Kocht noch jemand in Ihrem Unternehmen?«
»Nein, ich meine Frau Wilhelmi, die für die Dekorationen zuständig ist. Sie ist meine Geschäftspartnerin.«
»Aha, soso, Dekoration, verstehe, aha«, murmelte Müllerschön. Dann sagte er: »Nun, um ehrlich zu sein, Frau Berger, uns geht es in erster Linie um Sie als Köchin. Hahaha, jetzt muss ich mich aber sputen, man wartet auf mich. Wir sehen uns morgen? Ich freue mich. Bis dann.«
»Bis dann«, antwortete Lilli verwundert. Klick. Müllerschön hatte aufgelegt.
Im Laufe des Tages sprach Lilli mit verschiedenen Leuten über das seltsame Telefonat mit Rick Müllerschön. Nach eingehender Diskussion waren alle – Kati, Gina und Käthe – einstimmig dafür, dass Lilli nach Köln fahren sollte. Sie könne sich ja zumindest einmal anhören, was der Mann ihr zu sagen hatte. Und da Lilli selbst ja auch neugierig war, war der Entschluss schnell gefasst.
Kapitel 31
Ein Taxi brachte Lilli vom Bahnhof zum Haupteingang des riesigen Studiogeländes. Ratlos stand sie vor dem meterhohen Wegweiser im verglasten Eingangsbereich des Senders. Dutzende von Redaktionen, Hunderte verschiedener Namen … wer sollte sich denn da zurechtfinden?
»Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie einen Termin?«, fragte die blonde Dame am Empfang freundlich.
»Ja, ein Herr Müllerschön erwartet mich. Lilli Berger.«
»Kleinen Augenblick, bitte. Ich melde Sie oben an.« Die Blondine griff nach einem Telefon und wählte. Dann sagte sie: »Lisa, hier ist der Empfang. Frau Berger für Rick ist jetzt da. Ja, okay. Danke.« Sie legte auf. »Frau Berger, fünfter Stock, bitte. Nehmen Sie den Aufzug, meine Kollegin erwartet Sie dann oben.«
»Vielen Dank.«
Lilli betrat den verspiegelten Lift. Sie war dankbar für die Gelegenheit, noch einmal ihr Outfit überprüfen zu können.
Sie trug einen mokkabraunen, schmalen Hosenanzug, dessen fast maskuline Strenge sie auf Ginas Rat hin mit einem bunt geblümten T-Shirt aufgelockert hatte. Gina hatte in ihrem Kleiderschrank gewühlt und zuerst das T-Shirt, danach, farblich dazu passend, Stiefeletten, Tasche und Flatterschal präsentiert. Der Spiegel im Aufzug zeigte ihr eine seriöse, aber nicht biedere Geschäftsfrau mit Stil und Geschmack. Sie hatte es am frühen Morgen sogar geschafft, ihre Haare zu einer, wie Lilli fand, annehmbaren Hochsteckfrisur zu bändigen. Sie war neugierig, aber nicht übermäßig aufgeregt. Bestimmt ging es um einen Job als Köchin. Um was auch sonst?
Als sich die Türen des Aufzugs öffneten, wartete dort ein Mädchen mit grellroten, strubbeligen Haaren auf sie, die ihr sofort lächelnd die Hand reichte. Ein kunstvoll zerrissenes grünes T-Shirt ließ ihre linke Schulter frei, die von einem großen, tätowierten Drachen geziert wurde. Ihre langen Beine steckten in übergroßen Bermudashorts, an den Füßen trug sie Flip-Flops. Ihre Fußnägel hatten die gleiche Farbe wie ihre Haare. »Frau Berger? Herzlich willkommen! Herr Müllerschön bittet Sie, noch einen Moment Geduld zu haben.«
Lilli schüttelte dem Mädchen die Hand. »Ich bin etwas zu früh. Die Zugverbindungen …«
»Macht doch nichts«, rief das Mädchen fröhlich. »Kommen Sie bitte mit. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
»Ein Wasser, bitte.«
»Gern.«
Sie ging vor Lilli den Gang entlang. In den maigrünen Teppichboden war das TeleDrei -Senderlogo eingewoben, an den himmelblau getünchten Wänden hingen riesige Porträts der Stars des Senders: Seriendarsteller, Moderatoren und Nachrichtensprecher. Sogar ein zotteliger Hund war
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