Küchenfee
und hob die Sauce vorsichtig unter die Kartoffelscheiben. Bevor sie die weiteren Zutaten hinzufügen würde, sollten die Kartoffeln eine Zeit lang ziehen.
Lilli und Kati sprachen nicht viel. Beim gemeinsamen Kochen verstanden sie sich wortlos.
Als Svenja hereinkam, war sie sichtlich erstaunt, ihre Mutter in der Küche werkeln zu sehen, gab aber keinen Kommentar dazu ab.
»In einer halben Stunde gibt’s Essen, Kurze«, sagte Kati. »Tante Gina und Oma kommen auch.«
»Blöde Kuh, nenn mich gefälligst nicht Kurze, ja? Ich bin genauso groß wie du«, fauchte Svenja und stapfte aus der Küche. Kurze Zeit später dröhnte Popmusik aus dem Wohnzimmer.
»Also, das ist doch …« Kati wollte Svenja sofort hinterherstürmen.
Lilli hielt sie auf. »Lass sie. Ist schon okay. Wenn Oma kommt, muss sie das sowieso ausmachen.« Lilli schloss die Küchentür. »Komm, Kati, du deckst den Tisch, ich packe die Hähnchenfilets in die Pfanne und kümmere mich ums Obst, dann sind wir fertig. Unsere Gäste kommen jeden Moment.«
Und während Lilli an der Spüle stand und summend die winzigen, zarten Walderdbeeren trocken tupfte, lächelte Kati sie strahlend an.
»Was ist los, Kati? Warum lachst du?«
»Weil du mitsummst, Ma. Das finde ich toll.«
Zwanzig Minuten später saßen sie zu fünft um den großen Küchentisch herum.
In der Mitte der Tafel die Ringelblumen. Gina hatte natürlich auch Blumen aus ihrem Garten mitgebracht: einen riesigen Strauß aus dunkellila Gartenmohn, leuchtend blauen Iris, orange-gelben Fackellilien und pinkfarbenen Rosen.
Nachdem während der letzten beiden Wochen Trauer und Wut die Stimmung im Haus beherrscht hatten, brachten die farbenfrohen, duftenden Blumen eine fröhliche Atmosphäre in die Küche.
»Mein Gott, Gina«, hatte Lilli beim Anblick des Blumenmeeres ausgerufen. »In deinem Garten steht bestimmt keine einzige Blume mehr.«
Käthe zeigte sich ebenfalls beeindruckt. »Wirklich, Frau Wilhelmi, die wachsen alle in Ihrem Garten? Welche Pracht – beneidenswert. Ich habe ja leider nur einen Balkon.«
»Aber den kann man doch auch wunderschön bepflanzen!«
Gina war sofort in ihrem Element. »Wenn Sie möchten, Frau Berger, komme ich gern einmal bei Ihnen vorbei, sehe mir alles an und mache Ihnen Vorschläge für die Bepflanzung. Und spätestens im nächsten Jahr werden Sie von allen beneidet, das verspreche ich Ihnen.«
»Weißt du was, Käthe«, sagte Lilli, »bevor du nach Hause fährst, teile ich den Strauß. Der ist groß genug, um in zwei Wohnungen gute Laune zu verbreiten. Du nimmst die Hälfte mit und lässt den Sommer in dein Wohnzimmer einziehen.«
Käthe lächelte erfreut.
Gina und Käthe kommentierten mit keinem Wort den Umstand, dass Lilli zusammen mit Kati gekocht hatte und sich so lebhaft zeigte wie schon seit Wochen nicht mehr.
Auch Svenja schien froh, dass ihre Mutter nicht mehr wie ein trauriges Gespenst durch das Haus schlich, und saß gut gelaunt mit ihnen am Tisch. Zwar hatte Svenja die Karaoke-Anlage Lilli gegenüber nicht mehr erwähnt, aber sie war ihrer Mutter aus dem Weg gegangen. Und sie hatte häufig mit ihrem Vater telefoniert. Lilli hatte gehört, dass Svenja ihn immer wieder fragte, wann er endlich wieder nach Hause kommen würde. Auch mit Käthe hörte Lilli ihre jüngere Tochter oft sprechen, Oma und Enkelin saßen dann zusammen, tranken Tee und knabberten Plätzchen.
»Katharina, Elisabeth, das Essen ist delikat. Kompliment«, sagte Käthe, während sie ihr gebratenes Hähnchenfilet zerteilte.
»Stimmt, superlecker!«, schmatzte Svenja.
» Porco dio, ja«, stöhnte Gina. »Ich könnte mich glatt darin wälzen! Diese Kartöffelchen …«
Käthe hob zwar bei Ginas Worten kurz eine Augenbraue, lächelte dann aber doch zustimmend. »Ich hätte es nicht besser sagen können, Frau Wilhelmi. Wo habt ihr das Gemüse gekauft?«
»Oh, das ist von Mike«, rief Kati.
»Mike? Wer ist denn das?«, fragte Käthe.
»Das ist der …«, setzten Kati und Lilli gleichzeitig an, stockten dann und brachen in Gelächter aus.
Käthe und Gina wechselten einen schnellen Blick. Erstaunen und Erleichterung lagen darin. Sie hatten Lilli seit Wochen nicht ein einziges Mal lachen oder auch nur lächeln sehen. Kati deutete Lilli gegenüber eine Verbeugung an und gluckste: »Alter vor Schönheit. Erzähl du.«
Lilli schob ihren leeren Teller zur Seite und wischte sich mit einer Serviette kleine Vinaigrettespritzer aus dem Mundwinkel.
»Das ist ein
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