Küchenfee
Biobauer auf dem kleinen Markt am Rathaus. Sehr empfehlenswert, besonders das Angebot von diesem Mike. Gina, du kennst ihn ja.« Die nickte bestätigend.
»Aha … Mike also.« Käthe sprach den Namen besonders akzentuiert aus. »Ihr nennt ihn schon beim Vornamen? Ungewöhnlich. Hat der Mann auch einen Familiennamen?«
Lilli sagte: »Um ehrlich zu sein, Käthe, das weiß ich gar nicht. Kowallek, Koslowski oder Kowalski oder so ähnlich. Er hat sich mir nur mit seinem Vornamen vorgestellt. Auf jeden Fall hat er hervorragende Ware. Erstklassiges Obst und Gemüse aus eigenem Anbau. Er hat, glaube ich, einen Bauernhof außerhalb der Stadt.«
»Stimmt«, rief Kati, die mittlerweile damit beschäftigt war, den Tisch abzuräumen. »Man kann zum Einkaufen auch zu ihm auf den Hof kommen. Er hat uns übrigens eingeladen, ihn dort mal zu besuchen und uns alles anzusehen. Nachtisch, die Damen? Es gibt Mascarponecreme mit Beeren aller Art. Und einen kleinen Espresso, vielleicht? Los, Svenja, beweg mal deinen Hintern und hilf mir.«
Svenja wollte gerade losmaulen, als sie einen Blick ihrer Großmutter auffing, woraufhin sie sich schnell von ihrem Stuhl erhob, um Kati zu helfen.
Minuten später hatte jeder ein Dessertschälchen mit sahnig gerührter Creme vor sich stehen. Die große Schüssel mit Walderdbeeren, Himbeeren und schwarzen Johannisbeeren kam in die Mitte des Tisches, sodass sich jeder selbst bedienen konnte.
Nicht sehr gastfreundlich schnappte sich Svenja sofort den Löffel und schaufelte großzügig Beeren auf ihre Portion, während Kati in kleinen Tässchen den frisch aufgebrühten Espresso servierte.
»Das sind ja echte Walderdbeeren! Köstlich!« Käthe war begeistert. »Wisst ihr, früher sind wir jungen Mädchen immer in den Wald gegangen und haben dort Erdbeeren gesammelt. Ein wirklicher Hochgenuss. Gar nicht zu vergleichen mit der Ware, die man heutzutage bekommt. Sind die auch von diesem … diesem Herrn Mike?«
»Allerdings«, bestätigte Lilli. »Wenn ich ein Restaurant hätte, würde ich garantiert nur bei ihm einkaufen.«
»Aber das ist doch bestimmt nicht billig, oder?«, fragte Käthe.
»Der Geschmack macht das dreimal wieder wett. Und ich bin sicher, echte Genießer würden gern mehr für ein Essen dieser Qualität bezahlen.«
Kati sah Lilli aufmerksam an. »Dann mach das doch!«
»Was soll ich machen? Ein Restaurant eröffnen?«
»Na ja, es muss ja nicht sofort ein Restaurant sein, Ma. Aber du könntest doch einen Kochservice starten, oder?«
Aufgeregt sprang Kati auf und begann, in der Küche hin und her zu laufen. Die anderen beobachteten sie verblüfft.
»Ich habe da nämlich letztens so eine Reportage gesehen, wisst ihr? Das will ich dir schon seit Tagen erzählen, Ma. Es ging um einen Koch, und der ist zu den Leuten nach Hause gegangen, um da für sie zu kochen. Und er hat so kleine Feste ausgerichtet oder auch nur für zwei Leute. Kindergeburtstage, alles Mögliche! Und immer ganz irre Dekorationen, das könnte Tante Gina doch dann machen. Und ich helfe mit und Tobi bestimmt auch. Das wäre es doch! Was sagt ihr dazu?« Kati schaute begeistert in die Runde.
Gina nickte. »Verdammt gute Idee, Kati. Ich wäre dabei.«
Plötzlich wurde auch Svenja aufmerksam. »Kann man damit viel Geld verdienen? Du könntest für Promis kochen!«
»Klar«, spöttelte Kati, »zumal man hier in unserem Kaff ja auch alle zwei Meter über weltbekannte Prominente stolpert. Heute Morgen auf dem Markt habe ich übrigens den Sänger von Tokio Hotel gesehen, der hat Kartoffeln eingekauft.«
Svenja schob schmollend die Unterlippe vor. Mit ihren verschränkten Armen und ihrem trotzigen Gesicht sah sie aus, als habe sie gerade erst das Schulalter erreicht.
»Ich weiß nicht. Ob das so eine gute Idee ist?«, sagte Käthe. »Wäre es nicht sinnvoller, wenn du dir eine ordentliche Stelle suchen würdest? Du hast mir doch mal erzählt, dass man als Koch immer etwas finden kann, Elisabeth.«
»Im Prinzip stimmt das auch. Aber die Stelle im Camelot war die absolute Ausnahme – auf hohem Niveau kochen, aber zu normalen Arbeitszeiten von morgens bis nachmittags. Das ist in der Branche leider extrem ungewöhnlich. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Ich finde eine Stelle in einem erstklassigen Restaurant und muss dann garantiert nachts und am Wochenende arbeiten. Ich bin bestimmt nicht arbeitsscheu, aber ich möchte auch für Kati und Svenja da sein. Oder ich heuere in einer Kantine an und arbeite nur wochentags. Aber
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