Küchenfee
dann reiche ich fünf Tage in der Woche Billigbratwurst mit Fritten über die Theke.«
»Und flippst nach zwei Wochen aus«, fügte Gina hinzu.
»Genauso ist es«, bestätigte Lilli.
»Na also!«, rief Kati. »Dann gibt es ja nur die Möglichkeit, dass du selbst etwas auf die Beine stellst. Und wenn Tante Gina mitmacht … Was soll denn da noch schiefgehen! Und außerdem, erinnert euch doch bitte an den Chef von Tante Renate, wie begeistert der war. Der wollte dich sofort anheuern! Bitte, da hast du deinen ersten Kunden«, schloss sie triumphierend.
»Da hat sie allerdings recht«, pflichtete Gina Kati bei. »Wirklich, Lilli, denk ernsthaft darüber nach. Renates Chef hat dir doch seine Karte gegeben, oder? Und, wenn ich mich recht erinnere, war das ein überschaubares Essen, für das er uns engagieren wollte. Zwölf Personen. Und der Polizeipräsident hat doch auch schon angefragt. Das schaffen wir mit links. Lass es uns ausprobieren, ja? Was hast du zu verlieren? Vielleicht ist das wirklich eine neue Perspektive für dich … für uns. Ich hätte Spaß daran, mit dir zusammen etwas aufzubauen. Ich muss ja nicht sofort meinen Job kündigen.«
Lilli blickte in die Runde. Svenja schmollte noch immer, und Käthe sah skeptisch aus, aber Gina und Kati hatten Feuer gefangen. Beide strahlten sie erwartungsvoll an.
»Und was ist, wenn nach diesen beiden tollen ersten Kunden nichts mehr passiert? Ich bin nicht die Einzige, die gut kocht. Und wenn das alles so Erfolg versprechend wäre … Warum machen das dann nicht alle Köche? Ich weiß nicht …«
»Lass es uns versuchen, Lilli. Danach kannst du dir immer noch eine andere Stelle suchen«, drängte Gina.
Lilli lächelte. »Also gut. Ich werde ernsthaft darüber nachdenken. Und ich rufe morgen den Chef von Renate an und frage nach, ob er noch interessiert ist und was er sich vorstellt. Einverstanden?«
»Einverstanden!«, riefen Gina und Kati im Chor.
Später lag Lilli in ihrem für sie allein viel zu breiten Bett. Der Abend und die Gespräche gingen ihr wieder und wieder durch den Kopf. Katis Enthusiasmus, Ginas Unterstützung, Käthes nachvollziehbare Skepsis und Svenjas Erwartungen an sie. Das alles ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Aber immerhin war es zum ersten Mal seit Wochen nicht der Gedanke an Armin und seinen Betrug, der sie nicht einschlafen ließ.
Kapitel 10
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen – aber Fünfzehntausend ist das Minimum«, sagte Lilli. Sie lehnte sich zurück und warf den Bleistift auf den Tisch. Er war übersät mit Katalogen für Gastronomiebedarf, vielfarbig skizzierten Dekorationsentwürfen, Kochbüchern und eng beschriebenen Blättern. Gina griff nach dem Stift und beugte sich über ein Blatt mit einer langen Liste. Hinter jedem Posten stand eine Zahl und ganz unten die Summe: zwölftausendfünfhundert Euro.
»Hm«, murmelte Gina, ohne Lillis Frage zu beantworten. »Bist du sicher? Da sind doch bestimmt Sachen dabei, die wir nicht unbedingt kaufen müssen, oder?« Sie fuhr mit dem Bleistift an der Zahlenkolonne hinunter und hielt an einer Stelle inne. »Hier! Das Geschirr, zum Beispiel. Das kann man doch ausleihen, oder?«
Lilli schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Theoretisch können wir alles auf der Liste leihen«, antwortete sie, während sie zum Herd ging und eine Platte anstellte. »Töpfe, Gläser, Geschirr, Tischtücher, Kerzenständer … Alles, wenn du willst. Auf Dauer ist das aber nicht wirtschaftlich, es ist einfach viel zu teuer. Für die Sache in Renates Kanzlei, okay. Und vielleicht auch noch für den Geburtstag beim Polizeichef. Wir wollen uns ja sowieso erst danach endgültig entscheiden. Aber wir haben jetzt alles zig Mal durchgerechnet. Das ist und bleibt die Liste der Dinge, die wir brauchen, Punkt. Und wenn ich mit unserem Konzept zur Bank gehe, werden die genau das von mir wissen wollen. Wie wir den Kredit investieren wollen, den ich von ihnen erbitte.«
Gina seufzte. »Ich weiß. Ich dachte nur … Wenn die Summe nicht ganz so groß wäre …«
»Es nützt aber nichts, die Kalkulation schönzurechnen, dann halten die mich höchstens für eine Traumtänzerin. Da muss ich durch. Die Zahlen müssen auf den Tisch. Übermorgen habe ich einen Termin bei unserer Hausbank, bis dahin muss alles hieb- und stichfest sein, sonst setzen die mich direkt wieder vor die Tür. Mein Geld reicht gerade noch so aus, um die Sachen zu leihen, die wir für die beiden ersten Aufträge brauchen,
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