Küchenfee
Wagen saßen, fragte Gina: »Wie geht es dir?«
»Warum fragst du?«
»Ich sage nur ein Wort, Lilli: Armin.«
»Armin ist mir egal.«
»Ist er nicht. Oder zumindest ist dir nicht egal, wie er sich dir gegenüber verhält. Erzähl mir nicht, dass es dir nicht wehtut, dass er dich immer noch belügt.«
Lilli sah starr aus dem Fenster. Durch ihre Tränen sah sie draußen verschwommen die Häuser vorbeifliegen. Gina hatte recht, es tat weh. Armins Verhalten war demütigend. Andererseits war Lilli froh darüber, die Wahrheit zu kennen, das würde sie davor bewahren, Armins Beteuerungen irgendwann doch noch zu glauben und einer Versöhnung zuzustimmen.
»Ich bin so wütend auf Armin, wenn ich sehe, wie sehr dich das quält«, sagte Gina. »Vor allem, weil er Svenja benutzt – und Käthe!«
Lilli schnäuzte sich lautstark in ein Taschentuch, das sie umständlich aus ihrer Jackentasche gekramt hatte. »Käthe ist und bleibt seine Mutter«, sagte sie dann. »Sie ist einfach hin und her gerissen zwischen ihrem vermeintlich bereuenden, einzigen Sohn und der Tatsache, dass er mich betrogen hat. Und ganz tief im Inneren hat sie bestimmt auch Angst, ihre Enkelinnen zu verlieren, wenn wir uns scheiden lassen würden.«
»Aber das ist doch Quatsch. Du würdest doch nie …«
»Natürlich nicht. Außerdem sind die Mädchen alt genug, um selbst zu entscheiden, ob sie ihre Oma sehen wollen oder nicht. Und sie lieben Käthe, das weiß ich.«
»Erstaunlich«, sagte Gina.
Lilli schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Sie ist eine vorbildliche Oma. Sie hat immer Zeit für Kati und Svenja, und sie nimmt die beiden sehr ernst.«
Sie hielten vor Lillis Haus. »Soll ich mit hineinkommen?«, fragte Gina. »Brauchst du mich heute noch?«
»Heute nicht. Ich rufe gleich Frau Beckmann an und kläre das Essen ab. Das wird schon. Aber wie machen wir das denn morgen? Wenn du zu Monsieur Pierre willst …«
»Ach, das mit dem alten Stinkstiefel erledige ich bis zum frühen Nachmittag, das ist kein Problem. Wir machen das mit dem Essen wie besprochen. Ich hole erst die Blumen ab und komme dann bei dir vorbei.«
»Na gut. Bis morgen dann.« Lilli umarmte ihre Freundin. »Das war ein aufregender Tag, findest du nicht?«
Gina nickte. »Ja, und wenn das mit dem Theaterfest klappen würde, fände ich es wunderbar. Ich würde das so gern machen. Stell dir vor, mit professionellen Kulissen zu arbeiten!«
Lilli lachte. »Wieder mal mit den Kopf in den Wolken, Frau Wilhelmi. Erst einmal müssen wir morgen Abend den geheimnisvollen Gatten von Frau Beckmann überzeugen, und dann sehen wir weiter.«
Kapitel 28
KÄTHE! Was tust du da?« Lilli stand in der Küchentür und starrte ihre Schwiegermutter fassungslos an. Käthe saß am Tisch und polierte Lillis Espressokanne. Vor Anstrengung standen ihr Schweißperlen auf der Stirn, ihre Hände steckten in hellrosa Gummihandschuhen. Lilli ließ ihre Tasche fallen, hechtete zum Tisch und riss Käthe die kostbare Kanne aus der Hand. »Meine Bialetti ! Was hast du getan?«
Ihr Heiligtum glänzte wie hochglanzpolierter Chrom – innen wie außen. Die sorgfältig gepflegte Patina war restlos verschwunden. Lilli ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte auf das schimmernde Ding in ihren Händen, das einmal ihre Espressokanne gewesen war.
»Ich konnte diese dreckige Kanne nicht mehr sehen, Kind. Sieht doch wunderbar aus. Wie neu.«
»Wenn ich eine neue Kanne haben wollte, hätte ich mir eine gekauft. Weißt du, wie lange ich dafür gebraucht habe, bis sie so aussah?«
»Elisabeth, das ist doch ekelhaft. Diese braune Kruste in der Kanne, das ist unhygienisch. Du kannst mir nicht erzählen, dass das gesund war. Da müssen doch Bakterien und Keime genistet haben.«
»Verdammt, Käthe! Habe ich dich je gezwungen, Kaffee aus dieser Kanne zu trinken? Das ist wie bei Teekannen, man darf das Innere nicht mit Scheuermittel polieren. Jetzt kann ich die Kanne wegschmeißen.«
»Rede keinen Unsinn, Elisabeth. Seit wann muss man Dinge wegwerfen, nur weil sie endlich einmal sauber sind? Du solltest froh sein, dass ich mich erbarmt habe. Was im Übrigen auch für den Rest deines Haushalts gilt.«
Lilli knallte die Kanne auf den Tisch. Obwohl sie wusste, dass es klüger wäre, den Mund zu halten, konnte sie sich nicht bremsen. »Ach ja? Was genau willst du damit sagen, Käthe?« Ihre Stimme klang beleidigter als beabsichtigt, stellte Lilli ärgerlich fest.
»Das kann ich dir genau erklären, mein liebes Kind«,
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