Küchenfee
düster und starrte aus dem Fenster. »Nur für das Ensemble und das Verwaltungsteam. Der Auftrag ist eigentlich durch mich ans Camelot gegangen, der Verwaltungsdirektor ist ein alter Schulfreund von mir. Das hätte ich wirklich gern gemacht. Die wollen ein römisches Fest mit entsprechendem Essen und Dekoration.« Er drehte sich zu Lilli und Gina um. »Wollt ihr das nicht übernehmen? Ihr seid doch perfekt dafür! Wenn ich mir eure Arbeit so ansehe …«
»Woher kennst du denn unsere Arbeit?«, fragte Gina verblüfft.
»Na, von eurer Website, da sind doch immer Fotos. Ich …«, er lachte verlegen, »… ich halte mich da schon von Anfang an auf dem Laufenden. Ich bewundere eure Arbeit sehr, um ehrlich zu sein. Also, was ist? Seid ihr interessiert? Soll ich mal mit Horst sprechen?«
»Horst?«, fragten Lilli und Gina gleichzeitig.
»Horst Scheffler. Der Verwaltungschef vom Theater. Ich helfe euch auch gern bei der Planung, wenn ihr wollt.«
»Oh, ein römisches Fest! Da muss ich direkt mal im Internet recherchieren, wo ich die Deko herkriege.« Gina schloss die Augen und zeichnete mit den Händen Säulen in die Luft.
»Das ist kein Problem«, sagte Monsieur Pierre. »Dir stünde der Theaterfundus zur Verfügung. Säulen, Statuen, Mobiliar, Kulissen, sogar Kostüme – alles da. Gefeiert werden soll auf der Hauptbühne, die ist riesig.«
Gina war in ihrem Element. »Ich werde das alte Rom auf die Bühne bauen. Dazu Personal in Togen, Fackeln … Sind Fackeln erlaubt?«
»Hm, ich glaube nicht. Offenes Feuer auf der Bühne …« Gina winkte ab. »Macht nichts. Die kann man simulieren, und auf der Bühne kann man doch auch Spots setzen, oder?«
»Äh … Darf ich eure eifrige Planung kurz unterbrechen?«, mischte Lilli sich ein. »Das ist ja alles gut und schön, aber noch hat nicht Lillis Schlemmerei den Auftrag, sondern das Camelot . Außerdem kenne ich nicht genug Eckdaten. Wann soll es stattfinden, wie viele Personen werden kommen, wie hoch ist das Budget?«
»Anfang September, knapp 80 Personen. Um den Rest kümmere ich mich«, sagte Monsieur Pierre. »Ich rufe morgen im Theater an. Madame Kamlot wird absagen müssen, ohne mich schafft sie das nicht. Mit diesen unfähigen Ersatzköchen? Niemals.«
»Mein lieber Monsieur Pierre, ich mache mir ernsthafte Sorgen um deine Loyalität deiner Arbeitgeberin gegenüber.« Lilli war überrascht, wie konsequent er die Seiten wechselte. »Genauso, wie du uns helfen willst, könntest du doch auch dem Camelot helfen, oder?«
»Ich könnte schon, wenn ich wollte. Aber ich will nicht. Es würde mir wesentlich mehr Spaß machen, wenn ich das mit euch beiden zusammen planen könnte.«
»Die Firma dankt«, sagte Lilli. »Und wo du gerade so schön in hilfsbereiter Stimmung bist … Ich habe da morgen einen Auftrag.«
»Frau Beckmann«, stöhnte Gina. »Die hatte ich völlig verdrängt.« Sie verzog das Gesicht zu einer gekonnten Imitation der Mimik ihrer bisher schwierigsten Kundin und ahmte Frau Beckmanns Flüstern perfekt nach: »Um Himmels Willen keine stark riechenden Blumen, keine hohen Gestecke, am besten ganz flach, gegen Rosen ist er allergisch, und er mag keine gelben Blumen. Eigentlich mag er sowieso grundsätzlich keine Blumen, aber gelbe verabscheut er besonders. Und bitte auch keine Kerzen. Mein Mann hasst dieses Flackern. Wir speisen grundsätzlich bei Deckenlicht.« Gina sah nun wieder wie sie selbst aus und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
Lilli lachte. »Vortrefflich dargestellt. Also, Chefkoch, hier kommt der Auftrag: für zwei Personen, möglichst gutbürgerlich, nichts Exotisches, nichts Rohes, keine Meeresfrüchte. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Die Frau schafft mich. Sie hat schon sieben Vorschläge abgelehnt.«
Monsieur Pierre lehnte sich zurück und schloss die Augen. Nach kurzem Nachdenken sagte er: »Consommé mit Eierstich, glasierter Schweinebraten in Malzbiersauce und Kartoffelgratin oder Pommes Macaire, dazu klassisches Gemüse. Als Dessert Crème Caramel mit Cognac. Oder vielleicht rosa Weingelee an Vanillesahne.« Er öffnete die Augen und grinste Lilli an. »Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: Streu keine Stiefmütterchen drüber. Jedenfalls keine gelben.«
»Hahaha, sehr komisch. Aber das Menü ist klasse. Das werde ich ihr heute Abend vorschlagen.« Lilli sah auf ihre Armbanduhr. »Mein Gott, schon fünf Uhr. Gina, wir müssen los. Das heißt, ich muss los. Aber da wir mit deinem Auto hier sind …«
Als sie im
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