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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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-, und die Vorhänge bauschten sich vor den geöffneten Fenstern.
    »Wenn ich das junge Glück mal kurz stören darf«, sagte Lilli. Gina fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch, Monsieur Pierre zuckte ertappt zusammen. Lilli registrierte amüsiert, dass beide verlegen erröteten.
    »Also, ich mache jetzt erst einmal einen ordentlichen Kaffee für uns. Dann koche ich etwas Vernünftiges, einverstanden, Monsieur Pierre? Haben Sie so ein Tablett mit ausklappbaren Beinen? Fürs Bett?«
    »Im Wohnzimmer«, knurrte der Koch. »Sie leisten mir doch Gesellschaft beim Essen?«
    »Sehr gern«, sagte Lilli, während Gina, auf dem Weg nach draußen, murmelte: »Ach nee, ich dachte, wir wären hier nicht willkommen. Dieser dumme Mensch weiß wirklich nicht, was er will.«
    Lilli zwinkerte Monsieur Pierre zu und folgte Gina ins Wohnzimmer, das ein weiterer Tempel für Elvis war, diesmal mit Wänden in der Farbe von Himbeereis. Poster, Fotos, eine Vitrine mit kitschigen Statuetten aus Porzellan, außerdem eine enorme Sammlung von Schallplatten, CDs und Videos sämtlicher Spielfilme und Konzertmitschnitte boten einen überwältigenden Anblick.
    Gina zeigte auf die Vitrine. »Damit kennen wir jetzt auch die ganz private Obsession von unserem schlecht gelaunten Meisterkoch. Porzellanpüppchen. Ich sehe ihn richtig vor mir, wie er mit Rüschenschürze und Staubwedel …«
    »Gina, lass ihn! Es muss ihm sowieso schon peinlich sein, dass wir ihn so hilflos sehen.«
    »Kein Grund für Unverschämtheiten. Soll ich dir kochen helfen?«
    »Nicht nötig, geht ganz schnell. Du kannst den Kaffee machen, schon mal das Tablett bei ihm aufbauen und ihn unterhalten. Wir stellen den Küchentisch am besten ans Bett, dann können wir schön zusammen essen.«
     
     
    Der Tisch wurde ins Schlafzimmer getragen und neben dem Bett plaziert. Monsieur Pierre würdigte sie keines Blickes. Er hatte sich in die »Geständnisse eines Küchenchefs« vertieft, ein Buch des amerikanischen Starkochs Anthony Bourdain.
    Lilli kochte ein Hähnchenragout mit Pilzen und Petersilienkartoffeln. Sie hatte die Fensterbank mit neuen Töpfen mit frischen Kräutern bestückt. Nachdem Gina sich um den Kaffee gekümmert und den Tisch im Schlafzimmer gedeckt hatte – dabei war kein Laut aus dem Raum gedrungen -, hatte sie sich ins Bad begeben, um »in diesem Schweinestall wenigstens den gröbsten Dreck abzukratzen«, wie sie gebrummelt hatte.
     
     
    »Das Essen ist fertig!«, rief Lilli aus der Küche. Sie füllte drei große, rosafarbene Teller – Monsieur Pierre schien ausschließlich pastellfarbenes Porzellan zu besitzen – und garnierte das Hähnchenragout jeweils mit einer Ringelblumenblüte. Diesen speziellen Gruß an ihren ehemaligen Kollegen konnte und wollte sie sich nicht verkneifen. Sie nahm das Glas mit den Blumen, klemmte sich zwei Flaschen Mineralwasser unter den Arm und brachte den ersten Teller mit ins Schlafzimmer. Der Tisch und das Tablett waren mit den neuen Sets, Besteck und roten Stumpenkerzen gedeckt. Irgendwo hatte Gina sogar dunkelrote Papierservietten aufgestöbert. Lilli stellte den Teller auf das Tablett, das mit ausgeklappten Beinen auf dem Tisch stand. Sie wollte schon danach greifen, als Gina, die mittlerweile ebenfalls erschienen war, es kurzerhand an sich nahm. »Ich mache das!« Sie ging um das Bett herum, fauchte »Buch weg!« und stellte die Mahlzeit vor Monsieur Pierre ab. »Können Sie wenigstens allein essen, ohne alles sofort wieder vollzusauen? Madonna, wenn ich daran denke, wie das Bettzeug ausgesehen hat. Ich konnte genau erkennen, was dieser Mann in den letzten Tagen gegessen hat: Thunfischpizza, Salamipizza, Schokolade, Plätzchen …«
    Monsieur Pierre errötete, verkniff sich aber eine Antwort.
    Gina setzte sich Lilli gegenüber an den Tisch, die in der Zwischenzeit die anderen Teller geholt hatte, und füllte Mineralwasser in die Gläser. Aus den Augenwinkeln beobachtete Lilli amüsiert, wie der Koch mit gerunzelter Stirn die Ringelblume auf seinem Teller anstarrte. Er pickte die Blüte mit spitzen Fingern vom Ragout und legte sie behutsam zur Seite. Dann sagte er: »Das duftet formidable , Madame Lilli. Bon appetit, mesdames! «
    Gina verdrehte die Augen. »Herrje, hören Sie doch endlich auf damit.«
    »Womit denn?«, fragte Monsieur Pierre verdutzt. »Was habe ich denn jetzt schon wieder getan?«
    »Sie klingen wie ein schwuler französischer Friseur. Madame dies, Madame das … also wirklich. Total affektiert.«
    »Sagt

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