Küchenfee
die Frau, die andauernd Madonna schreit und mit italienischen Schimpfwörtern um sich wirft. Ha.«
»Ich bin allerdings wirklich Italienerin, während Sie nur so tun, als wären Sie Franzose.«
Lilli klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne zu erregen. Als beide sie ansahen, sagte sie: »Soll das ewig so weitergehen? Ich komme mir ja vor wie zu Hause, wenn meine Töchter sich streiten!« Lilli hob ihr Glas. »Vorschlag: Wir lassen das Sie jetzt mal endlich weg. Ich bin Lilli, das ist Gina, und Sie sind …, du bist …«
»Pierre«, sagte der Koch schnell und wurde rot. »Ich bin so daran gewöhnt«, fügte er leise hinzu.
»Also gut – Pierre. Und jetzt wird gegessen. Und ich will nichts mehr hören, verstanden?«
»Ah, das war lecker«, stöhnte Monsieur Pierre eine Viertelstunde später und tupfte sich den Mund ab. »Danke, Mad…, äh, Lilli, und auch danke für … deine Hilfe … Gina.«
»Hast du jemanden, der sich um dich kümmern kann?«, fragte Lilli. Der Koch schüttelte den Kopf.
»Dann werde ich das übernehmen«, sagte Gina. »Keine Widerrede«, fügte sie hinzu, als Monsieur Pierre protestieren wollte. »Ich hätte ja keine ruhige Minute mehr, wenn ich wüsste, dass du hier in deinem eigenen Dreck vergammelst.«
Monsieur Pierre konnte das erfreute Lächeln, das auf seinem Gesicht erschien, nicht unterdrücken. Er räusperte sich verlegen und sah aus dem Fenster.
Lilli und Gina räumten das Geschirr ab und brachten frischen Kaffee ins Schlafzimmer. Wie erwartet, schaufelte der Koch sich großzügig Zucker in den Kaffee, denn davon hatten die Spuren in der Küche gezeugt.
»Und, Pierre? Wie läuft es so im Camelot? «, fragte Lilli. Sie hatte lange überlegt, ob sie ihn danach fragen sollte. Sie hätte nicht erklären können, was sie sich davon versprach. Sie redete sich ein, dass es dafür rein therapeutische Gründe gab, um sich selbst zu prüfen, ob sie mit dem Camelot abgeschlossen hatte.
»Willst du das wirklich wissen?«
Lilli nickte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie beinahe fürchtete, die beiden anderen könnten es hören.
»Na gut«, sagte Monsieur Pierre. »Also, um ehrlich zu sein, es macht keinen Spaß mehr, seit du gegangen bist, Lilli.«
»Ach, dir fehlt wohl jemand, den du anschreien kannst?«, fragte Gina. »Dir reicht es wohl nicht, Spülhilfen zu terrorisieren?«
Monsieur Pierre ignorierte Ginas Bemerkung. »Ich habe natürlich mehr Arbeit als vorher. Der Koch, der für dich eingestellt wurde, kann dir nicht das Wasser reichen. Ich muss ständig auf alles aufpassen, was er macht.«
»Siehst du Armin manchmal?« Lilli schlug sich im Geiste die Hand vor den Mund. Eigentlich hatte sie diese Frage nicht stellen wollen, sie war ihr einfach herausgerutscht.
Der Koch warf ihr einen schnellen Blick zu und wand sich verlegen. »Hm.«
Lilli konnte sich denken, was seine Reaktion bedeutete. Zu eindeutig war seine Körpersprache, zu sichtbar sein Unbehagen. Aber jetzt wollte sie alles wissen. Je eher, desto besser. »Komm, sei ehrlich, Pierre. Ich kann es aushalten. Ich bin nach wie vor von ihm getrennt.«
Monsieur Pierre sah aus, als wünschte er sich ans andere Ende der Welt. Er seufzte und holte tief Luft. Dann sagte er: »Er ist fast jeden Abend da. Ich habe den Eindruck, dass er Madame Kamlot damit auf die Nerven geht. Um ehrlich zu sein, ich habe vor einigen Tagen unfreiwillig gehört, dass sie zu jemandem am Telefon gesagt hat, es hätte ihr besser gefallen, als du noch mit ihm …, na ja, weil er ihr da nicht so auf der Pelle …«
Überrascht und resigniert zugleich stellte Lilli fest, dass es sich immer noch anfühlte wie ein Tritt in den Magen. Monsieur Pierre bemerkte Lillis Gesichtsausdruck und sagte leise: »Er hat dir gesagt, dass er sie nicht mehr sieht, richtig? Tut mir leid, Lilli.«
»Ha! Das habe ich mir gedacht!«, rief Gina. »Wachst du jetzt endlich auf?«
Lilli schüttelte den Kopf. »Gina, bitte nicht schon wieder. Ich habe Armin das nie wirklich geglaubt.« Sie trank von ihrem Kaffee. Die Untertasse klirrte, als sie die Tasse mit zitternden Händen zurückstellte. Sie konnte niemandem einen Vorwurf machen, sie hatte es so gewollt. Es war Zeit, das Thema zu wechseln. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Pierre, Vanessa hat da etwas von einer Veranstaltung erzählt, die sie jetzt ohne dich absagen muss. Worum geht es denn da eigentlich genau?«
»Theaterfest, Saisonabschluss«, sagte Monsieur Pierre
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