Kuehe essen Wiese auf

Senfbewahrer« ernannt haben. Wenn es stimmt, spricht das für den Senf (aber ganz sicher auch dafür, dass Vetternwirtschaft und Postenschacherei keine Erfindung der Neuzeit sind!).
    Die ganzen Senfkörner (die weißen und die schwarzen, die braunen Sorten eignen sich weniger) werden zum Kochen und Braten, aber vor allem zum Marinieren verwendet. Sie schmecken mild-nussig und entfalten erst während des Garens oder des Einlegevorgangs ihre Schärfe. Senf- und Essiggurken, Mixed Pickles, aber auch viele Pasteten und Wurstwaren kommen ohne Senfkörner nicht aus, wären ohne sie nicht das, was sie sind. Senfpulvermehl besteht zu 80 % aus gemahlenen Senfkörnern, der Rest aus anderen Gewürzen und Kräutern sowie Getreidemehl. Da hat jeder Haushalt sein Geheimrezept. Vor allem die englische Küche ist berühmt für ihre Senfpaste, die unserem Senf ähnelt, aber immer frisch zubereitet wird. Die Senfschärfe entwickelt sich in dieser Paste, traditionell vermischt mit Traubenmost, Wasser, Essig und Salz, am besten. Es gibt unzählige Senfarten, die aus zucker- und honighaltigen Mischungen mit Meerrettich, Wasabi (japanischer Meerrettich), Cayennepfeffer, Zitronensaft, Wein, Knoblauch, Tomaten oder Paprika bestehen und so ihre ganz individuellen Geschmacksnuancen erhalten. Von süßlich-mild bis hin zu würzig und scharf. Man denke an den berühmten Münchner Weißwurstsenf oder die scharfe Senfvariante, ohne die echte Rinderrouladen nicht auskommen.
    Da es Senfallergiker gibt, müssen Fertiggerichte, die Senf enthalten, entsprechend gekennzeichnet sein. Diese Kreuzblütenallergie betrifft jedoch auch die Verwandten der Senfpflanze, beispielsweise, Raps, alle Kohlsorten, Rüben und viele andere.
    Den Senfkörnern werden in der Volksmedizin zahlreiche Heilkräfte zugeschrieben, unter anderem den Verdauungstrakt betreffend, aber auch schmerzstillende bei Migräne und Zahnweh. Man denke auch an das berühmte Senfpflaster (heute auch industriell hergestellt in der Apotheke erhältlich), von dem schon der Schriftsteller (und Apotheker) Theodor Fontane in einem seiner Romane schreibt, es helfe gegen Wadenkrämpfe. Es gibt also viele Gründe, Senf im Garten zu haben.
    Thymian
    Äußerst aromastark ist auch der Thymian . Er zählt zum Hochadel unter den Küchen- und Gewürzkräutern. Die Thymianfamilie ist groß – es gibt insgesamt über 200 Sorten dieser leicht verholzenden Halbsträucher, die Platz im Kräutergarten benötigen. Es gibt allerdings auch kriechende Sorten, die dann jedoch mehrfach wurzeln und sich dadurch ebenfalls stark ausbreiten. Diese Eigenschaften müssen bei der Standortwahl von Thymian bedacht werden. Thymian ist anspruchslos, wildert leicht aus und wächst sogar an sandigen Wegrändern, auf trockenen Wiesen und Mauern. Deshalb ist Thymian durchaus auch ein Kandidat für Steingärten.
    Thymian ist sowohl ein exzellentes Küchenkraut – aus der provenzalischen Küche beispielsweise gar nicht wegzudenken – als auch ein durchaus bedeutendes Heilkraut. Er wirkt in verschiedenen Darreichungsformen anregend, antibakteriell, entzündungshemmend, blutstillend, pilztötend, schleimlösend und schmerzstillend. Auch in der volksmedizinischen Frauenheilkunde spielt Thymian eine Rolle.
    R osis R at

    Thymian ist schon von alters her ein geschätztes Mittel bei Erkältungen mit Husten und Heiserkeit, aber auch bei Bronchitis. Aufzeichnungen überliefern, dass Albertus Magnus ihn auch erfolgreich bei Keuchhusten von Kindern angewandt hat. Ich mache mit Thymian einen sehr feinen Hustenhonig:
    Mit der Schere zerkleinerten Thymian in ein Marmeladenglas schichten und leicht andrücken. Darauf so viel flüssigen Bienenhonig geben, bis die Kräuter bedeckt sind. Das Glas verschließen und mindestens vier Wochen im Warmen stehen lassen. Bei mir bleibt der Hustenhonigansatz den ganzen Sommer über stehen und ich gebe immer wieder je eine Schicht Thymian und Honig hinzu, bis das Glas ganz voll ist. Von Zeit zu Zeit wird es auf den Kopf gestellt, damit die Kräuter gut durchziehen können. Durch den Wassergehalt der frischen Pflanzen wird auch der Honig dünnflüssiger, sodass man bis zum Herbst einen feinen Sirup bekommt, der gerade von Kindern liebend gern eingenommen wird.
    Nach ein paar Wochen wird der fertige Sirup durch ein feines Sieb oder Tuch gefiltert und in dunklen Flaschen oder Gläsern aufbewahrt. Wenn der Husten dann da ist, Kindern drei bis fünf Teelöffel, Erwachsenen drei bis fünf Esslöffel täglich